Anzeige
Themenwelten Bergedorf

November 2017 / Hamburger Ärztemagazin 

Schonende Operation mit dem Wasserstrahl

Gutartige Prostatavergrößerung

Prof. Dr. Thorsten Bach verfügt im Asklepios Klinikum Harburg über den ersten AquaBeamRoboter Deutschlands (oben) und gehört damit zu den Pionieren dieses besonders schonenden OP-Verfahrens
Prof. Dr. Thorsten Bach verfügt im Asklepios Klinikum Harburg über den ersten AquaBeamRoboter Deutschlands (oben) und gehört damit zu den Pionieren dieses besonders schonenden OP-Verfahrens
Etwa jeder vierte Mann über 50 Jahre hat eine gutartig vergrößerte Prostata. Rund 60.000 Männer pro Jahr lassen ihre Vorsteherdrüse operieren, weil sie zu Problemen beim Wasserlassen führt. Bisher sind drei unterschiedliche Verfahren etabliert: Bei der klassischen Prostataresektion (TURP) trägt der Arzt das überschüssige Prostatagewebe von der Harnröhre aus mit einer heißen Schlinge ab. Bei der Laserenukleation wird das Gewebe per Laser ausgeschält und abgesaugt und bei der vor allem bei Blutungsneigung eingesetzten Laservaporisation wird es verdampft. In der Asklepios Klinik Harburg kommt nun, erstmals auf dem europäischen Kontinent, ein noch sanfteres Verfahren zum Einsatz: der im Silicon Valley entwickelte „Aqua-Beam“-OP-Roboter. Er entfernt das überschüssige Gewebe besonders präzise und schonend mit einem ultraschallgesteuerten Wasserstrahl – ganz ohne Hitzeeinwirkung wie beim Laser und ohne mechanische Schlinge wie beim TURP-Verfahren.

Innovative Technik

Beim AquaBeam handele es sich um ein komplett neues Therapiekonzept, erklärt Bach: Bisher schaute der Operateur durch die Harnröhre und entfernte das überschüssige Gewebe unter Sicht entweder mit einer elektrischen Schlinge oder mit dem Laser. Dieser Eingriff ist schwierig zu erlernen und das Ergebnis hängt deshalb extrem von der Erfahrung des Operateurs ab. Das sei bei dem neuen Verfahren völlig anders: „Hier kommt die Bildgebung zum Tragen. Die Prostata lässt sich mit einer Sonde im Enddarm sehr gut per Ultraschall darstellen und das nutzt der Aqua-Beam-Roboter für die Planung und Steuerung des Eingriffs. Das bedeutet, dass der Arzt das abzutragende Gewebe im Ultraschallbild markiert und der Roboter gleich im Anschluss vollautomatisch genau den markierten Bereich per Hochdruckwasserstrahl abträgt. Das ist im Grunde wie in der industriellen Fertigung“, so Bach: „Da wird im PC ein Bauteil konstruiert und dann per Wasserstrahl oder Laser aus einem Metallblock herausgefräst. Das Gleiche passiert hier im Endeffekt auch.“ Die Düse wird in einer Pendelbewegung Schritt für Schritt durch die Harnröhre geführt. Das Ausmaß der Pendelbewegung steuert der Arzt. Der gesamte Eingriff inklusive Planung dauert 20-30 Minuten, die OP selbst sogar nur fünf Minuten, während Laserverfahren und klassische Operation in der Regel mindestens eine Stunde dauern.

Wenig Nebenwirkungen

Das neue Verfahren reduziere zudem die Gefahr einer Verletzung, vermindere unangenehmen Harndrang in der Heilungsphase und fördere eine schnellere Genesung, weil das Gewebe durch den sanfteren Eingriff nur minimal gereizt werde, so Bach. So ließen sich Kontinenz und Samenerguss besser erhalten. Abgesehen von den geringeren Nebenwirkungen seien die Ergebnisse der Wasserstrahl-Operation genauso gut wie die der etablierten Verfahren.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Verfahren die Prostatatherapie nachhaltig verändern wird.“
Nach den bisherigen Erfahrungen ist Chefarzt Bach fest davon überzeugt, dass sich das neue Verfahren schnell etablieren wird: „Es ist eine sanfte technische Revolution.“
Weitere Artikel