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November 2017 / Hamburger Ärztemagazin 

Lieber Herr Dr. Ducho, wir danken Ihnen !

Sieht seine Patienten als Menschen und nicht als Kranke: Dr. Fritz Ducho
Sieht seine Patienten als Menschen und nicht als Kranke: Dr. Fritz Ducho
Ob berühmte Schauspieler, Politiker, Schriftsteller oder Unternehmer: Viele vertrauten ihm ihre Gesundheit an. Und das über Generationen. Dr. Fritz Ducho, der in Burg bei Magdeburg geboren wurde und eigentlich zunächst lieber Altphilologe und Historiker werden wollte, entschied sich nicht zuletzt aufgrund seiner Kriegs- und Nachkriegserfahrungen schnell um.

„Du musst etwas Nützliches tun, sagte ich zu mir“, resümiert der 89-Jährige. „Heute mache ich das genaue Gegenteil von meinem ersten Karrieretraum im Elfenbeinturm.“ Damit ist er eines der ältesten Mitglieder der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburgs. Und einer der ersten Medizinstudenten im damals geteilten Deutschland an der Universität Halle – mit Stationen an der Charité und den Krankenhäusern in Berlin-Buch und Friedrichshain. Mit 23 war Dr. Ducho bereits Arzt, mit 34 Facharzt für Innere Medizin. „Durch einen glücklichen Umstand bin ich noch am Tag des Mauerbaus nach West-Berlin und wenig später nach Hamburg gekommen“, erinnert sich Dr. Ducho. Nach einer Tätigkeit als Assistenzarzt im Gefängnis- Zentralkrankenhaus und Oberarzt am Israelitischen Krankenhaus gründete er 1967 seine eigene Praxis. „Duch“ ist slawisch und bedeutet „Seele, Geist“.

Begegnungen mit Menschen als Erlebnis

„Mich interessierte immer schon, was die Welt im Innersten zusammenhält.“ So sieht Dr. Ducho seine Patienten als seelisch bestimmte Wesen und nicht nur als reine Funktionswelt. „Ich möchte nie die Seele des Menschen vergessen. Denn sehr vieles wird geleitet vom Unterbewusstsein.“ So ist Dr. Ducho einer der Ersten, die sich in der Neurosenlehre, im autogenen Training und in der Psychotherapie weiterbilden ließen. „Ganz wichtig ist für mich die Beziehung Arzt – Patient. Ich sehe den Patienten als Menschen, nicht als Kranken“, beschreibt Dr. Ducho seine Passion. „Und die Anamnese ist eine hohe Kunst und gehört zum Arzt wie zum Maurer die Kelle.“

Ganzheitliches Handeln seit jeher

So ist für den Arzt aus Leidenschaft besonders die Kontaktaufnahme wichtig. Dr. Ducho lässt seine Patienten erst einmal erzählen und macht sich ein Bild von ihnen: Was machen sie, wie leben sie, haben sie Kinder und wie sind ihre Pläne?

„Das Erfassen der körperlichen und seelischen Situation und der Umwelt des Patienten sind die Grundlage, um den Patienten auch zu betreuen“, meint Dr. Ducho. Und der Patient soll darüber hinaus gut über seine Erkrankung aufgeklärt und informiert sein. „So hat er zu uns größeres Vertrauen und auch die Erfolgsquote der Behandlung ist höher – der Patient ,versteht‘ seine Krankheit und macht besser mit.“ Doch nicht nur „seinen“ Patienten widmete er sich – Dr. Ducho hatte auch eine Leidenschaft für neue technische Hilfsmittel in der Medizin. Ganz nach dem Motto, das, was bewährt ist, zu bewahren und Neues zu fördern. Als einer der Ersten setzte er etwa in Hamburg die Ultraschalldiagnostik in der Inneren Medizin ein – heute nahezu in jeder Praxis selbstverständlich. „Damals – das war 1978 – mussten wir noch über 650 Kilometer zur Schulung fahren“, erinnert er sich. Jetzt – zum Ende des Jahres – fällt der Vorhang nach über 65 Jahren Tätigkeit als Arzt und Hausarzt. Wir vom Hamburger Ärztemagazin sagen einem Arzt Danke, der mit Leib, Seele und Leidenschaft seinen Beruf liebte. Weitab vom ökonomischen Denken – Dr. Ducho spricht oft von der leidigen Ökonomisierung der Medizin. „Aber jede Begegnung mit Menschen ist ein Erlebnis“, meint Dr. Ducho. „Da kommt auch sehr viel zurück. Doch das ist heute immer mehr verloren gegangen.“ Und was macht Dr. Ducho jetzt? „Ich habe nun endlich Zeit für die Weltliteratur, werde also das persönliche Lesen und das Musikhören nachholen. Ich halte es wie in meiner aktiven Zeit. Ich will niemandem etwas überstülpen, will ständig dazulernen und bleibe weiterhin sehr neugierig!“
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