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Ärztemagazin

Rotwein fördert Darmgesundheit

Neue Studie

Foto: Shutterstock / HappyRichStudio
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Rotwein gilt von jeher als besonders gesund. Schon Wilhelm Busch soll erkannt haben: „Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben.“ Inzwischen hat die Wissenschaft einen hohen Gehalt an bioaktiven Wirkstoffen nachgewiesen. Antioxidantien, die die Zellalterung verlangsamen, sind vor allem in der Haut der Trauben enthalten. Durch seine oxidationshemmenden Eigenschaften soll Rotwein nicht nur gut fürs Herz sein, auch der Darm soll von einem bestimmten Inhaltsstoff profitieren. Forscher des King‘s College in London fanden jetzt heraus, dass Rotweingenuss die Anzahl der gesunden Darmbakterien erhöhe und damit zu einer verbesserten Darmflora beitragen könne. Das führe zu einer verbesserten Verdauung, einem niedrigeren Cholesterinspiegel und der Stärkung des Immunsystems. Im Mittelpunkt der Erkenntnisse steht das Mikrobiom des Darms. In unserem Darm – insbesondere im Dickdarm – finden sich Abermilliarden Bakterien und andere Mikroben (Mikrobiota). Viele nützliche Mitbewohner, denn sie helfen bei der Verdauung, können B-Vitamine und Vitamin K herstellen, unterstützen die Funktion der Zellen der Darminnenwand und der Darmnerven sowie das Immunsystem.

„Rotwein: Verbesserte Verdauung, ein niedrigerer Cholesterinspiegel sowie ein gestärktes Immunsystem.“

Vor kurzem untersuchten zudem spanische Wissenschaftler mithilfe von Genanalysen die Zusammensetzung der Darmflora von 20 gesunden Freiwilligen. Von diesen sollten fünf einen Monat lang keinen Wein trinken, die 15 anderen durften täglich 250 ml Rotwein genießen.
 
Caroline LeRoy, Abteilung für Zwillingsforschung und genetische Epidemiologie, King‘s Collage, London
Caroline LeRoy, Abteilung für Zwillingsforschung und genetische Epidemiologie, King‘s Collage, London
Zu Beginn und am Ende der Versuchszeit wurden Stuhlproben genommen und untersucht, welche Mikroben vorhanden sind und ob sich die Anteile verschiedener Stämme verändern. Die Analysen zeigten große Unterschiede zwischen den Probanden und die hohe Stabilität ihrer Darmfloren. Und selbst nach vier Wochen fand sich in der Gruppe der Weintrinker noch eine vielfältigere Darmflora. Es vermehrten sich vor allem solche Mikroben, die Polyphenole verstoffwechseln können und sie so dem menschlichen Organismus besser zugänglich machen. Wer sich also gelegentlich ein Glas gönnte, der hatte eine besonders große Vielfalt an Bakterien vorzuweisen. Dieser positive Effekt sei allerdings nicht auf den Alkohol zurückzuführen, betonte Studienautorin Caroline LeRoy, Abteilung für Zwillingsforschung und genetische Epidemiologie am King‘s Collage. Sie hatte mit ihren Kollegen die Auswirkungen von anderen alkoholischen Getränken auf die Darmflora untersucht. Nur das Glas Rotwein führte zu einer größeren Vielfalt der gutartigen Bakterien. Bei anderen alkoholischen Getränken konnten die Forscher keine positive Wirkung auf die Darmgesundheit feststellen. „Wir vermuten, dass die positive Wirkung von den enthaltenen Polyphenolen ausgeht, die unseren Bakterien im Mikrobiom des Darms helfen“, beschreibt Le-Roy. „Der genaue Grund für die positiven Effekte ist allerdings nicht erforscht.“ Antioxidantien sind dieselben Inhaltsstoffe, die auch in Obst und Gemüse enthalten sind. „Daher sollten wir jetzt nicht ungehemmt Rotwein trinken“, lächelt die Expertin. Die Studie hat lediglich einen Zusammenhang zwischen verbesserter Darmflora und Weingenuss hergestellt. Peter Claußen
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