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Antivirale Medikamente werden die erste Hilfe sein

Corona-Pandemie

Foto: BNITM, Shutterstock / Sonis Photography
Foto: BNITM, Shutterstock / Sonis Photography
In der andauernden Corona-Pandemie ruhen die Hoffnungen der Staaten auf einem Impfstoff. Doch auch wenn die Forschungen dazu maximal beschleunigt worden sind, werden seriöse Ergebnisse auf sich warten lassen und es werde viel eher darauf ankommen, rasch wirksame Medikationen zu finden, sagt der Hamburger Virologe Prof. Dr. med. Jonas Schmidt-Chanasit im Gespräch mit dem HAMBURGER ÄRZTEMAGAZIN.

Prof. Schmidt-Chanasit, alle Welt spekuliert über die Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus noch in diesem Jahr, weil etwa Zulassungsverfahren drastisch verkürzt werden sollen. Wie realistisch ist diese Perspektive?

Die Entwicklung eines Impfstoffes gegen dieses Virus wird dauern, auch wenn alles beschleunigt wird. Im Wesentlichen gehen diese Stoffe durch drei Phasen bis zum Einsatz. Und wir haben in der Vergangenheit bei vergleichbaren Erregern gesehen: Auch wenn neue Impfstoffe gut durch die erste Phase der klinischen Studie kommen, kann es sich später herausstellen, dass die Wirksamkeit zu schwach ist und die Verwendung des Impfstoffs nicht sinnvoll ist.

Welche Chancen sehen Sie hier für die Ansätze deutscher Firmen wie CureVac oder BionTec?
 
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Der Ansatz, mittels mRNA-Vakzine nur einen Teil des Erbguts des Virus zu verwenden, ist sehr interessant. Glücklicherweise liegen hier auch viele Patente in Deutschland. Damit wären wir weniger abhängig von nationalen Entscheidungen anderer Staaten. Das Kunststück ist ja dabei, die mRNA in die Zellen einzuschleusen. Wir müssen aber auch hier auf die Ergebnisse warten. Man könnte auch den althergebrachten Ansatz mit inaktivierten Viren wählen. Erste Tierversuche in China zeigen, dass das funktionieren könnte.

Also ist ein Impfstoff noch in diesem Jahr nicht in Sicht?

Nein. Meiner Meinung nach kann schnelle Hilfe nur mit einem bereits zugelassenen Medikament binnen Tagen oder Wochen möglich sein, wenn dieses Medikament bei COVID19-Patienten wirkt und auch weltweit verfügbar ist. Remdesivir aus den USA gehört sicher nicht dazu. Dieses in Deutschland nicht zugelassene Medikament ist hauptsächlich in den USA verfügbar und damit ist es fraglich, ob es angesichts der dortigen derzeitigen Politik auch hier breit verfügbar wäre.

Das heißt im Umkehrschluss?

Weltweit hergestellte Wirkstoffe wie Hydroxychloroquin oder Niclosamid scheinen ebenfalls im Reagenzglas wirksam zu sein. Auch sind noch andere Kandidaten in der Pipeline. Dazu laufen in zahlreichen Ländern viele Studien.

Antiviral wirksame Medikamente, aus welcher Gruppe auch immer, könnten also die Erste Hilfe sein?

Da bin ich mir sehr sicher. Denkbar wäre damit sogar eine Prä-Expositionsprophylaxe, wie sie bei HIV heute üblich ist. Das heißt: Eine Einnahme vorab würde einen Schutz bieten, zumindest für Risikogruppen. Sie könnte oral erfolgen. Ob eine solche Prophylaxe eine tägliche oder wöchentliche Einnahme erfordert, wissen wir heute noch nicht. Aber das kann, wie gesagt, sehr schnell klar sein. Viel schneller, als ein Impfstoff verfügbar sein wird. Detlev Karg
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