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Ärztemagazin

Innovationsschub im Hanse-Hernienzentrum am Eppendorfer Baum

Prof. Dr. Henning Niebuhr, Hanse-Hernienzentrum - Onlinesprechstunden, Schutzvorkehrungen und ein neues OP-Verfahren

Fotos: Annegret Hultsch
Fotos: Annegret Hultsch
Schützende Glasscheiben am Empfang und im Sprechzimmer, Videosprechstunden und virtuelle Aufklärung, Schutzausrüstung beim Ultraschall: Wer das Hanse-Hernienzentrum am Eppendorfer Baum heute betritt, merkt schnell, dass man sich hier schon ganz auf die neuen Herausforderungen eingestellt und kreative Lösungen gefunden hat, um die Patienten so gefahrlos und zugleich so menschlich wie möglich zu empfangen und zu betreuen. „Unsere Patienten sind in der Regel keine Notfälle und können sich aussuchen, wann sie operiert werden wollen. So gab es anfangs eine gewisse Schockstarre für einige Tage, an denen nur wenige kamen“, berichtet Prof. Dr. Henning Niebuhr. Doch das habe sich schnell normalisiert und nun laufe die Sprechstunde schon wieder wie vor der Corona-Krise – zumindest fast: „Entscheidend war, dass wir rasch alle notwendigen Voraussetzungen geschaffen haben: Spritzschutzscheiben, Masken, Handschuhe und weitere hygienische Maßnahmen.“

Onlinesprechstunde

Zusätzlich bieten Niebuhr und sein Kollege Dr. Halil Dag nun auch Videosprechstunden an, die immer beliebter werden. „Das hatten wir zwar schon länger vor, aber die aktuelle Situation hat uns nun den Schubs gegeben, es auch tatsächlich zu tun.“ Die Onlinesprechstunde funktioniert sehr einfach über einen Internetbrowser und gibt den Patienten die Möglichkeit, ihren Arzt schon vor dem ersten Treffen kennenzulernen.

„Die Technik ist jetzt vorhanden, sie läuft stabil und wir alle haben gelernt, damit umzugehen.“

„Wir können erste Aufnahmegespräche führen und die Krankengeschichte abfragen, bekommen damit schon einen Eindruck von der wahrscheinlichen Diagnose“, erklärt Niebuhr: „Manche Befunde können wir uns auch per Video zeigen lassen. Für die körperliche Untersuchung und den Ultraschall bestellen wir die Patienten dann gezielt ein.“ Bei Patienten, die von weither zur Operation ins Hanse-Hernienzentrum kommen, könne das Aufklärungsgespräch vor dem Eingriff auch online laufen. Die nötigen Formulare erhalten die Patienten per Post und schicken sie unterschrieben zurück. Auch für die Nachsorge nach der OP sei die Onlinesprechstunde oft hilfreich, so Niebuhr: „Fragen nach dem Befinden und nach dem Genesungsverlauf lassen sich damit problemlos klären, wir können uns per Video auch die Wunden zeigen lassen.“ Für Ultraschall- und Nachuntersuchungen müssten die Patienten zwar noch in die Sprechstunde kommen, aber für alle anderen Fragen sei das eine tolle Lösung, die vor allem bei komplizierten Verläufen und außerhalb Hamburgs wohnenden Patienten auch häufigere Nachfragen erlaube.

Wissenschaftlicher Austausch übers Internet
 
Auch der wissenschaftliche Austausch funktioniert heute online
Auch der wissenschaftliche Austausch funktioniert heute online
Die Videoübertragung nutzt Hernienspezialist Niebuhr inzwischen auch für Kongresse und den wissenschaftlichen Austausch mit Kollegen aus aller Welt: „Alle Medizinerkongresse sind derzeit abgesagt, in Deutschland, Europa und auch auf anderen Kontinenten. Wir diskutieren nun in Webinaren, also Seminaren über das Internet.“ Damit lasse sich ein großer Teil der ausfallenden Kongresse ersetzen, wenn auch nicht komplett. „Die Moderatoren können an verschiedenen Orten sitzen und wir tauschen uns online aus. Wir nutzen das auch in unseren Weiterbildungskursen für junge Chirurgen, haben dafür unsere Weiterbildungsmodule um ein kontaktloses ergänzt. Ich denke, das wird auch nach der Corona-Pandemie erhalten bleiben, denn es ist eine gute Ergänzung zu den herkömmlichen Treffen.“ Auch wenn die Videokonferenz weder für die Sprechstunde noch für die Weiterbildung je eine gleichwertige Alternative sein werde, sei sie doch ein gutes weiteres „Werkzeug in der Kiste“. Zudem könnten die Teilnehmer komplexe Inhalte beliebig oft anschauen. Denkbar seien auch Zweitmeinungs-Sprechstunden über das Internet, da hierfür in der Regel keine neuen Befunde erhoben werden müssen, sondern die bereits vorhandenen erneut beurteilt werden. „Die Technik ist jetzt vorhanden, sie läuft stabil und wir alle haben gelernt, damit umzugehen.“

Neues OP-Verfahren für große Narbenbrüche

Eine besondere Herausforderung für Hernienchirurgen sind große Bauchwandbrüche nach Unfällen oder Operationen, bei denen die geraden Bauchmuskeln weit auseinanderweichen. Meist werden solche Narbenhernien größer, bis die Eingeweide unter die Haut in den sogenannten Bruchsack vorfallen und nicht mehr zurückrutschen können, weil sich die Bauchhöhle nach dem Austritt der Organe verkleinert.

„Entscheidend war, dass wir rasch alle notwendigen Voraussetzungen geschaffen haben.“

In einem mehrstündigen Eingriff schieben die Chirurgen die Organe zurück in die Bauchhöhle, verschließen die Lücke und verstärken die Bauchwand mit einem Kunststoffnetz. Haben sich die Muskeln aber schon zu weit zurückgezogen, lässt sich das Loch nur unter Spannung schließen, was den Druck in der Bauchhöhle gefährlich erhöht, erklärt Niebuhr. Um dieses Problem zu lösen, spritze er vier Wochen vor der Operation das als Anti-Faltenmittel bekannte Nervengift Botox® in die seitlichen Bauchmuskeln, die dadurch vorübergehend gelähmt werden und so zum Tag der Operation vollkommen erschlafft sind. Diese Erschlaffung erleichtert den Verschluss der Bruchlücke erheblich. Während der OP komme es auf das Geschick und die Erfahrung des Chirurgen an, der die Muskeln finden und alle Verwachsungen in der Bauchhöhle lösen muss, bevor er das Bauchfell über den Organen verschließen und die Bauchwand rekonstruieren kann. Reicht die Botox-Wirkung nicht aus, um die Bauchmuskeln zusammenzuführen, werde oft eine sogenannte Komponenten-Separation durchgeführt, bei der die Hüllen von den Muskeln getrennt werden, um die Lücke schließen zu können. Doch das ist kompliziert und recht komplikationsträchtig, weshalb Niebuhr auf ein neues Verfahren setzt: „Mit dem Fasciotens®-System verfügen wir nun über eine schonende Technik, die während der OP einen kontinuierlichen Zug auf die Hüllen der Bauchwandmuskeln ausübt.“ Über dem Patienten werde ein Halterahmen installiert, über den die Operateure den Zug auf die einzelnen Faszien einstellen und kontrollieren können. Zusammen mit dem Botox-Effekt und der Muskelentspannung durch die Narkose erleichtere das neue Verfahren den Verschluss großer Brüche sehr. Und davon profitiere auch der Patient durch einen schnelleren Heilungsverlauf und weniger Schmerzen nach der Operation.
 

Prof. Dr. Henning Niebuhr

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Hanse-Hernienzentrum Hamburg
Eppendorfer Baum 8
20249 Hamburg
Tel.: (040) 333 96 819
post@hanse-hernienzentrum.de
www.hanse-hernienzentrum.de

Standort Bergedorf
Alte Holstenstraße 16
21031 Hamburg
Tel.: (040) 725 75 115

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