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Ärztemagazin

Hausstaub mit gefährlichen Untermietern 

Asthma-Risiko

Foto: Shutterstock / New Africa
Foto: Shutterstock / New Africa
Juckende Augen, Kopfschmerzen, verstopfte Nase, Husten oder Schnupfen: Was zunächst nach einer Erkältung aussieht, kann eine andere Ursache haben. Immer öfter belasten Hausstaubmilben Allergiker. Die nur etwa 0,1 bis 0,5 Millimeter kleinen Tiere lieben dunkle, feuchte Orte wie Matratzen, Kissen und Decken. Hier finden sie das ideale Klima und genügend Nahrung: abgestorbene Hautzellen der Menschen.

Beschwerden durch allergieauslösende Eiweiße

Die Hausstaubmilben selbst sind für den Menschen nicht gefährlich. Doch ihr Kot – in geringem Maß auch das Innere ihres Körpers – enthält bestimmte Allergieauslösende Eiweiße. „Die Anzeichen der Hausstauballergie reichen von leichtem Augen- und Nasenjucken bis zu Asthma“, erklärt Priv.-Doz. Hans-Peter Hauber, Sektionsleiter Pneumologie der Asklepios Klinik Altona. „Viele nehmen die zunächst leichten Beschwerden nicht ernst. Zum Arzt gehen die meisten erst, wenn – wie wir es nennen – der für Allergien typische Etagenwechsel zu Asthma auftritt“, meint Dr. Hauber weiter. Zunächst sollten Patienten ihre Beschwerden und deren Auftreten beschreiben – so erhält der Arzt wichtige Hinweise. „Denn treten Beschwerden wie dicke Nase und angeschwollene Augen oder Asthmabeschwerden vor allem nachts oder gegen Morgen auf, weist das auf eine Hausstaubmilbenallergie hin“, beschreibt Dr. Jennifer Engel, Fachärztin für Innere Medizin, Pneumologie und Allergologie der Elbpneumologie Hamburg. Danach folgen Haut- und Bluttests. Große Mengen von Antikörpern im Blut sind weiter ein wichtiges Indiz, reichen aber allein für die Diagnose nicht aus.

„Betroffene sollten leichte Beschwerden ernst nehmen – Gefahr eines für Allergien typischen Etagenwechsels zu Asthma.“

Methacholin grenzt Asthma bronchiale ein

„Entscheidend ist die Kombination aus Symptomen und dem Nachweis einer Allergisierung durch einen Haut- oder gegebenenfalls Bluttest. Daneben kann ein Provokationstest über die Nase oder die Bronchien durchgeführt werden. Der Patient atmet den Wirkstoff Methacholin ein.
 
PD Dr. Hans-Peter Hauber, Sektionsleiter Pneumologie, Asklepios Klinik Altona, Hamburg
PD Dr. Hans-Peter Hauber, Sektionsleiter Pneumologie, Asklepios Klinik Altona, Hamburg
Das Methacholin bewirkt bei Asthmapatienten eine Verengung der Atemwege, so dass die Diagnose eines Asthma bronchiale gestellt werden kann“, sagt Dr. Hauber. Durch die Anamnese in Verbindung mit dem Nachweis eines Asthma bronchiale lässt sich abgrenzen, ob es sich nicht doch um ein nichtallergisches Asthma handelt. Denn beide Asthmaformen, allergisches und nichtallergisches Asthma, können schnell verwechselt werden: Auch nicht-allergisches Asthma tritt häufig nachts auf. In einem nächsten Schritt sollte die Wohnumgebung saniert werden. Dazu gehören etwa das Entfernen von Staubfängern und ein milbenfreies Bett. Eine gute Hilfe sind Bettwäsche, die Milben einschließt, und entsprechende Matratzen.
 

Hilfe durch antientzündliche Medikamente wie Antihistiaminika oder Cortisonspray
 
  
Dr. Jennifer Engel, Fachärztin für Innere Medizin, Pneumologie und Allergologie, Elbpneumologie Hamburg
Dr. Jennifer Engel, Fachärztin für Innere Medizin, Pneumologie und Allergologie, Elbpneumologie Hamburg
Doch ganz verhindern kann man ihre Anwesenheit nicht. „Oft sind die Beschwerden mit diesen Maßnahmen aber bereits verschwunden“, meint Dr. Engel. Treten sie trotzdem noch auf, helfen antientzündliche Medikamente wie Antihistiaminika oder ein Cortisonspray. „Die gegen Allergien wirksamen Antihistaminika sind bei der Behandlung des Asthmas durch eine Hausstaubmilbenallergie weniger wirksam als Cortisonspray“, so die Allergie-Expertin weiter.

„Allergieimpfung“ durch Spezifische Immuntherapie

Der dritte Schritt in der Hausstaubmilben-Therapie ist die Spezifische Immuntherapie. Dabei wird das Allergen in winzigen Mengen dem Patienten zugeführt, die sich nach und nach steigern. So lernt das Immunsystem, das Allergen zu tolerieren und nicht mehr überzureagieren. Für die Hausstaubmilbenallergie sind das Injektionen, die über drei Jahre hinweg im Abstand von sechs bis acht Wochen erfolgen. Die so genannte „Allergieimpfung“, die eine kurze Behandlung oder besser noch Selbstbehandlung des Patienten mit Tropfen vorsieht, steht bei dieser Form der Allergie auch seit Kurzem zur Verfügung. Peter Claußen
 
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