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Das Studium mit integrierter Lehre an der TH Lübeck kombiniert zwei Welten auf neue Art

Ausbildungsbetrieb Kreyenberg in Norderstedt: Die Welt der Maschinen erobern

Charlotte Will verbindet in ihrer Ausbildung die Vorteile von Lehre und Studium. FOTO: STEPHAN WALLOCHA

Let‘s play metal“, wirbt die Landingpage des Bundesverbands Metall, und sie ist etwas für hartgesottene Gamer: schrille Farben, schnell drehende Bilder, Level, Check und „Quest completed“ – Mission abgeschlossen. Dabei braucht man für die Aufgaben im Metallhandwerk eigentlich eine ruhige Hand und einen klaren Kopf, findet Charlotte Will. Sie ist angehende Feinwerkmechanikerin und schätzt Aufgaben wie diese: Die Bohrung in der Mitte ihres Metallstücks ist zu klein, der Durchmesser soll um einen Viertelmillimeter vergrößert werden – und keinen Mikrometer breiter. „Dann überlegen wir uns, welche Maschine ist dafür geeignet, wie können wir das Metall spannen und in die richtige Position bringen – und probieren das auch aus“, erzählt die 20-Jährige. 

„Wir“, das ist ein Team von rund zehn Auszubildenden in der Lehrwerkstatt der Firma Kreyenberg. Die konventionellen Maschinen, die für solche Spezialaufgaben zur Auswahl stehen, sind Standbohrer, Fräse oder Drehbank. Zwar steht auch eine computergesteuerte CNC-Fräse in der Ausbildungswerkstatt, aber die könne man nicht mal eben schnell einsetzen, betont Charlotte. In ihrem Ausbildungsbetrieb in Norderstedt lernen angehende Feinwerkmechaniker erst zwei Jahre lang schwerpunktmäßig an konventionellen Maschinen, dann noch eineinhalb Jahre in den computergesteuerten Abteilungen.

Wo Charlotte da genau steht, ist allerdings schwer zu sagen: In der Berufsschule hat sie das erste Lernjahr übersprungen und macht demnächst nach nur gut einem Lehrjahr ihre Zwischenprüfung. Den Stoff aus dem noch verbleibenden Blockunterricht wird sie sich ebenfalls selbstständig aneignen müssen, denn im Oktober wechselt sie an die Technische Hochschule Lübeck, um Maschinenbau zu studieren. Der Vertrag mit ihrem Ausbildungsbetrieb läuft dennoch weiter, und in der vorlesungsfreien Zeit kehrt Charlotte in den Norderstedter Fertigungsbetrieb zurück. „Ich will am Ende sowohl den Gesellenbrief als auch den Bachelor machen“, sagt sie und hofft auf Synergieeffekte zwischen Berufsbild und Studium, etwa bei der Steuerungstechnik, der Wartung technischer Systeme oder der Herstellung einfacher Baugruppen.

„Studium mit integrierter Lehre“, kurz „StudiLe“, heißt das duale Studienmodell, das in Lübeck in fünf unterschiedlichen Fachrichtungen angeboten wird. Im Unterschied zum herkömmlichen dualen Studium sind mehr als 30 überwiegend handwerkliche Ausbildungsberufe mit einem Fachhochschulstudium verzahnt. „Irgendwann brauchen wir ja auch Ingenieure“, sagt Christina Kreyenberg, die mit einem der Geschäftsführer des gleichnamigen Familienunternehmens verheiratet ist und sich um den Nachwuchs kümmert. „Es ist gar nicht einfach, Fachpersonal zu finden, und wer bei uns gelernt hat, hat eine ganz andere Beziehung zu uns“, erklärt sie. Das StudiLe vergütet der Familienbetrieb monatlich mit einem Entgelt auf Minijobniveau. Es dauert je nach Bachelorabschluss vier bis viereinhalb Jahre. Fünf Doppel-Absolventen hat das Unternehmen mit den Schwerpunkten Medizintechnik, Leuchtmittel und Luftfahrt schon ausgebildet. Genau wie alle anderen Azubis haben sie ihre Zuverlässigkeit und ihr Können in einem Kurzpraktikum vor der Vertragsunterzeichnung unter Beweis gestellt.

Charlotte ist vom StudiLe überzeugt: „Ich finde es für Ingenieure sehr sinnvoll, auch eine praktische Ausbildung zu machen“, sagt Charlotte. „Feinwerkmechanik war früher ein Ingenieurberuf“, betont Kreyenberg. Dass der Job ebenso anspruchsvoll wie zukunftsträchtig ist, will auch der Internetauftritt „Let’s play metal“ übermitteln. Der beste Moment im Leben der angehenden Feinwerkmechanikerin Charlotte Will: „Wenn man eine Baugruppe fertiggestellt hat und am Ende alles passt.“ DEIKE UTHENWOLDT
 

Das Studium

Dauer: 4 bzw. 4,5 Jahre bis zur abgeschlossenen Lehre und zum Bachelor of Science
Fachrichtungen: Bauwesen, Elektrotechnik, Informatik, Betriebswirtschaftslehre, Maschinenbau
Voraussetzungen: Abitur oder Fachhochschulreife. Zudem muss vor Beginn ein Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen abgeschlossen werden. Freie Ausbildungsplätze werden auf der Website von StudiLe gezeigt (s. u.)
Weitere Infos:
www.th-luebeck.de/studile
www.lets-play-metal.de


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