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Themenwelten Bergedorf
Immobilienkaufleute brauchen Kommunikationstalent, Flexibilität und Fingerspitzengefühl

Engel & Völkers Hamburg: Experten für das Thema Wohnen

Calvin Fritzsche (l.) und Joshua Beymel, angehende Immobilienkaufleute FOTO: STEPHAN WALLOCHA

Der Anruf mit der Einladung zum Bewerbungsgespräch erreichte Joshua Beymel am Strand von Warnemünde. „Ich bin sofort zurück nach Hamburg gefahren, um mich vorzubereiten“, erzählt der 24-Jährige. Schließlich hatte er lang genug auf diese Chance gewartet. Gleich nach dem Abitur hatte er sich bei Engel & Völkers für die Ausbildung zum Immobilienkaufmann beworben, war jedoch nicht berücksichtigt worden. Also entschied er sich für Plan B und begann ein Lehramtsstudium in Rostock. Seinen Wunschberuf verlor er jedoch nicht aus den Augen. „Ich habe mich parallel zum Studium weiter beworben“, erzählt Beymel. Seine Hartnäckigkeit kam gut an. „Er ist am Ball geblieben, das hat mich beeindruckt“, sagt Matthias Conze, geschäftsführender Gesellschafter bei Engel & Völkers. Auch dass Beymel im Studium bereits Lehrerfahrung gesammelt und sich vor Schulklassen bewährt hatte, gefiel Conze. „Immobilienkaufleute brauchen ein gewisses Standing.“ Immerhin geht es in der Branche um Millionenwerte.

Das Apartment in der New Yorker Park Avenue mit direktem Blick auf den Central Park hat Engel & Völkers ebenso im Angebot wie das herrschaftliche Luxusanwesen auf Mallorca. „Unser Unternehmen hat ein glamouröses Image, und wir profitieren davon, es wirkt als Türöffner. Doch der Alltag ist natürlich längst nicht immer glamourös“, betont Conze. In Bergedorf etwa, wo Beymel gerade in sein drittes Ausbildungsjahr startet, macht eher die Vermietung oder der Verkauf von Zwei- und Dreizimmerwohnungen das Brot- und Buttergeschäft aus. Und nicht immer sind die Objekte in gutem Zustand. „Eine attraktive Top-Immobilie begleitet jeder gern, aber eine Herausforderung stellt die Wohnung mit feuchten Wänden im Bestandsschutz dar“, findet Beymel. Die Ausbildung schärft den Vorher-nachher-Blick der angehenden Immobilienkaufleute. „Bei stark renovierungs- oder sanierungsbedürftigen Objekten entsteht ein Bild im Kopf, was entsprechende Baumaßnahmen bewirken könnten. Und dieses Bild gleichen wir mit den Wünschen und Vorstellungen potenzieller Kunden ab“, erläutert Calvin Fritzsche, ebenfalls im dritten Ausbildungsjahr bei Engel & Völkers, derzeit tätig in Barmbek. Gerade die Abwechslung mache den Reiz des Berufes aus, findet der 21-Jährige. „Jeder Tag ist anders, mit neuen Objekten und Menschen. Und ich liebe es, sie auf der Reise zu ihrer Traumimmobilie zu begleiten.“ Diese Begleitung fällt bei Objekten in einer Preiskategorie bis 500.000 Euro oftmals intensiver aus, als wenn es sich um eine Immobilie im Luxussegment handelt, die beispielsweise als Kapitalanlage gekauft wird. „Für Menschen mit einem mittleren Einkommen ist der Kauf einer Immobilie oft eine echte Lebensentscheidung, die gut überlegt werden muss“, sagt Fritzsche.

Um zu wissen, was der Kunde braucht, ist Empathie wichtig, betont Conze. Etwa dann, wenn eine Scheidung der Grund für den Verkauf einer Immobilie ist. „Hier nun beide Parteien an einen Tisch zu bringen und ihnen das Gefühl zu vermitteln, das niemand übervorteilt wird, ist manchmal die größte Herausforderung“, erklärt der Immobilienfachwirt. „Überhaupt ist Vertrauen in unserem Beruf enorm wichtig. Sowohl für den Abschluss – der Kunde beauftragt uns mit dem Verkauf seiner Immobilie – als auch für den folgenden Prozess.“ Dieser startet mit der Aufbereitung der Immobilie. Unter anderem werden ein Energieausweis und Unterlagen für die Banken erstellt, zudem muss der Grundriss überprüft werden, was einen Blick in die Bauakte bedeutet. Schließlich wird ein Exposé erstellt. Dazu gehören Fotos, aber auch Filmmaterial für virtuelle Rundgänge sowie Visualisierungen.

„Neben der Begeisterung für den Beruf brauchen angehende Immobilienkaufleute auch Frustrationstoleranz“, sagt Conze. Bis zum letzten Moment könne vieles schiefgehen. Ein Besichtigungstermin wird organisiert, durchaus auch mal nach 18 Uhr oder am Wochenende, und kein erkommt. Oder ein Kunde taucht einfach so ab. Doch unter dem Strich lohne sich die Mühe, sind Fritzsche und Beymel überzeugt. Nicht zuletzt finanziell, denn auch Azubis erhalten Provisionen. Gerade hat Fritzsche ein Objekt für 380.000 Euro verkauft, eine Maisonettewohnung in Bramfeld ohne Balkon. In Corona-Zeiten eine besondere Leistung. Yvonne Scheller
 

Job-Info

Ausbildungsdauer: 3 Jahre, Verkürzung möglich
Voraussetzungen: Kein Abschluss vorgeschrieben. Viele starten mit Abitur oder Fachabitur, einige mit Realschulabschluss
Ausbildungsentgelt: Je nach Lehrjahr 770 bis 1000 Euro
Weiterbildung: Immobilienfachwirt, Studium Immobilienbetriebswirt


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