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05.09.2017 / Auster

Berufsorientierung startet frühzeitig

Es lohnt sich, viele Informationen und praktische Eindrücke zu sammeln

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BIRTE SCHMIDT

Die Fülle an Informationen im Internet ist grenzenlos, aber trotzdem oder gerade deswegen weiß manch einer gar nicht, wie er bloß den passenden Beruf für sich finden soll. Vor allem einen, der auch in einigen Jahren noch Spaß macht und Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Wo also mit der Berufsorientierung überhaupt anfangen?

„Die Berufsorientierung von Kindern und Jugendlichen wird schon sehr früh beeinflusst“, sagt Knut Böhrnsen, Sprecher der Arbeitsagentur Hamburg. „Das beginnt schon zu Hause am Küchentisch, wenn die Mutter oder der Vater von der Arbeit erzählen. Manche Kinder lassen sich da direkt von der Begeisterung ihrer Eltern anstecken – und andere merken schnell, dass dieser Beruf für sie nicht infrage kommt.“

Dass den Eltern eine große Bedeutung bei der Berufswahl ihrer Kinder zukomme, sei den meisten durchaus bewusst, glaubt der Experte: „Sie unterstützen und informieren sich, um in Erfahrung zu bringen, wie der heutige Arbeitsmarkt tickt.“ Denn ob im Gesundheitswesen, im kaufmännischen oder handwerklichen Bereich – über 300 unterschiedliche Ausbildungsberufe gibt es allein in Hamburg. „Natürlich muss ein Jugendlicher die nicht alle kennen, kann sich aber nach persönlichen Interessen für eine Branche oder ein Berufsfeld entscheiden“, sagt Böhrnsen. Aus Sicht des Experten ist es bei der Suche nach einem geeigneten Beruf wichtig, individuell vorzugehen: „Berufsorientierung kann richtig spannend und fesselnd sein, braucht aber auch viel Zeit und ist immer eine ganz persönliche Angelegenheit.“

„Deshalb ist es wichtig, sich möglichst viele Informationen einzuholen“, ergänzt Minh-Tuan Nguyen, Referent der Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung (KWB) in Hamburg. „Wer gut informiert und vernetzt ist, ist eindeutig im Vorteil.“ Berufsorientierungstage und Messen seien dafür eine ideale Gelegenheit: „Viele Unternehmen schicken neben ihren Ausbildungsleitern auch ihre Azubis zu den Veranstaltungen. So haben Besucher Gelegenheit, deren Erfahrungen aus erster Hand zu hören und sich ein eigenes Bild zu machen“, sagt Nguyen.

Eine weitere Möglichkeit, gleich drei Wochen in einen ganz anderen Kosmos einzutauchen, sieht Knut Böhrnsen von der Arbeitsagentur in Berufspraktika. „Hier gilt es, den Tagesablauf in einem Unternehmen zu erleben, berufliche Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln und sich auszuprobieren“, sagt er. Und dabei sei ein erfolgreiches Praktikum nicht immer zwangsläufig eines, das auch richtig viel Spaß mache. Am Ende führe jedes Praktikum zu wichtigen Erkenntnissen: „Passt zu mir“, „Kann ich mir vorstellen“, „Die Branche gefällt mir“ oder auch „Geht gar nicht“. Böhrnsen: „Auch Letzteres ist eine wichtige Weichenstellung in dem gesamten Prozess.“

„Außerdem lohnt es sich, auch mal über den Tellerrand zu schauen“, ergänzt Nguyen. „Nicht immer müssen die bekanntesten Ausbildungsberufe und Studiengänge auch die sein, die zu einem persönlich am besten passen.“ Wer rechts und links der ausgetretenen Pfade schaue, kann seine Chancen auf etwas Passendes um ein Vielfaches erhöhen. Und immer wieder Chancen auf Praxiserfahrungen nutzen, empfehlen die Experten. Nur so können Jugendliche den realen Arbeitsalltag kennenlernen.

„Natürlich“, sagt Knut Böhrnsen, „muss der Berufswunsch auch immer realistisch umsetzbar sein.“ Für die meisten Ausbildungsberufe müssten die Bewerber bestimmte Voraussetzungen mitbringen. Wer beispielsweise nur über unzureichende oder fehlende Sprachkenntnisse verfüge, sei für Ausbildungsberufe mit internationaler Ausrichtung ungeeignet. Jugendlichen möchte Böhrnsen Mut machen: „Wenn sie ihre Berufsorientierung rechtzeitig und nicht kurz vor Schulende oder Ausbildungsbeginn angehen, dann ist eine fundierte Berufswahl auf jeden Fall möglich.“

Und Minh-Tuan Nguyen ergänzt: „Ein Ausbildungsberuf oder eine Studienrichtung muss auch nicht unbedingt auf die nächsten 30 Berufsjahre fixiert sein, sondern bildet in allererster Linie erst einmal das Fundament für den weiteren beruflichen Weg.“

Wer kann bei der Berufswahl unterstützen?

Eltern, Freunde und ältere Geschwister, die sich bereits orientiert haben und von ihren Erfahrungen berichten können.

Berufsberater der Agentur für Arbeit Hamburg, die in jeder Hamburger Schule feste Beratungszeiten anbieten oder aber in den Jugendberufsagenturen beraten.

Andere Beratungsangebote gibt es bei der Handels- oder Handwerkskammer und dem Hamburger Institut für Berufliche Bildung. Auf den zahlreichen Messen und Orientierungstagen gibt es den direkten Kontakt zu Ausbildungsbetrieben, Innungen, Fachschulen und Verbänden, die Informationen zu bestimmten Ausbildungsberufen geben und die eigenen Angebote vorstellen.
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