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Ausbildung & Berufswahl

Den Schulabschluss in der Tasche – und jetzt?

Rontgenblick für Talente – Berufscoaches wie Ute Michaelis beraten Jugendliche bei der Berufswahl Foto: BMBF/Marion Hunger-Doll
Rontgenblick für Talente – Berufscoaches wie Ute Michaelis beraten Jugendliche bei der Berufswahl Foto: BMBF/Marion Hunger-Doll
Viele junge Menschen wissen nach der Schule nicht, wie es weitergehen soll. Ute Michaelis hat in den letzten 20 Jahren mehrere Tausend Jugendliche bei der Berufswahl beraten. Im Interview erzählt sie, mit welchen Fragen und Ängsten sie in diesen Gesprächen zu tun hat.

FRAU MICHAELIS, WELCHE FRAGEN TAUCHEN IN IHREN GESPRÄCHEN BESONDERS HÄUFIG AUF?

UTE MICHAELIS: Viele Jugendliche müssen erst einmal herausfinden, was sie überhaupt können. Oft höre ich „Keine Ahnung“. Dann frage ich nach: Welche Rolle hast du in deinem Freundeskreis; bist du der, der immer alles organisiert? Was machst du in der Freizeit? Warum spielst du gerade dieses Computerspiel?

NACH DEN COMPUTERSPIELEN FRAGEN SIE AUCH?

UTE MICHAELIS: Da kann man eine Menge lernen! Ein junger Mann war auf einer internationalen Rangliste für ein Spiel, bei dem man viele Prozesse koordinieren muss. Heute ist er als Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung sehr zufrieden. Meistens reichen in der Beratung 20 Minuten, damit die Jugendlichen erkennen, dass sie individuelle Fähigkeiten und Talente haben, die sie im Beruf einsetzen können.

UND DANN SUCHEN SIE ZUSAMMEN DIE PASSENDE AUSBILDUNG HERAUS?

UTE MICHAELIS: Wenn ich spüre, dass jemand einen richtigen Forscherdrang hat, empfehle ich ein Studium. So sind aber die wenigsten. Neulich habe ich in einer Klasse eine Umfrage gemacht und 80 Prozent wollten nach der Schule studieren. Als ich gefragt habe, wer viel liest, wer Zusammenfassungen schreibt, da gingen die Hände runter. Für viele kann der Theorie-Praxis-Mix von Ausbildungen sinnvoller sein kann.
 
WOHER KOMMEN VORBEHALTE GEGENÜBER EINER AUSBILDUNG?

UTE MICHAELIS: Der größte Einflussfaktor sind die Eltern und sicheres Einkommen ist ein ganz großes Thema. Auch unter den Vertrauenspersonen von Jugendlichen ist kaum verbreitet, dass die Perspektiven mit Ausbildung sehr gut sind. Wenn man sich danach weiterbildet, zum Meister, zum Fachwirt oder Techniker, ist das Risiko, keine Arbeit zu finden, noch geringer als bei Akademikern. Die Arbeitslosenquote liegt bei etwa 1,8 Prozent.

SPÜREN SIE OFTDRUCK ODER ZUKUNFTSANGST, WENN SIE MIT DEN JUGENDLICHEN SPRECHEN?

UTE MICHAELIS: Ja. Viele, die nach ihrem Abschluss weiter zur Schule gehen wollen, haben die Sorge, dass sie noch nicht bereit sind für das Leben da draußen – auch nicht mit Anfang 20. Und dann ist da die Angst, sich falsch zu entscheiden und das sein Leben lang zu bereuen. Bei fast allen.
 
UND WIE LINDERN SIE DIESE ANGST VOR DER FALSCHEN ENTSCHEIDUNG?

UTE MICHAELIS: Ich mache klar, dass diese Vorstellung, lebenslang in einem Beruf tätig zu sein, häufig nicht mehr der Realität entspricht. Ich zeige den Schülern und Schülerinnen Stellenanzeigen, auf die man sich mit verschiedenen Ausbildungen oder Studienabschlüssen bewerben kann. Ebenso verweise ich auf die vielen Weiterbildungsmöglichkeiten. Niemand kann 20 Jahre vorausplanen. Wir müssen wandelbar sein, lernen lebenslang und sammeln Erfahrungen in Bereichen, die uns interessieren.

VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH! (BMBF)

Über die vielfältigen Möglichkeiten und Perspektiven der beruflichen Bildung informiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Kampagne „Du + Deine Ausbildung = Praktisch unschlagbar!“ unter www.praktisch-unschlagbar.de.

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