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Handwerk im Norden

„Wir sind die Coolen!“

Die Elektro-Branche gehört heute zu den innovativsten Wirtschaftszweigen und bietet vielfältige Ausbildungs- und Berufschancen für Mädchen sowie Jungen

„Die Vielfalt der Technologie macht eine fundierte Schulung notwendig“, erklärt Stephanie Wittern, Elektromeisterin und Ausbilderin im BZE Bildungszentrum Elektrotechnik Hamburg. BZE Bildungszentrum Elektrotechnik Hamburg
„Die Vielfalt der Technologie macht eine fundierte Schulung notwendig“, erklärt Stephanie Wittern, Elektromeisterin und Ausbilderin im BZE Bildungszentrum Elektrotechnik Hamburg. BZE Bildungszentrum Elektrotechnik Hamburg
MacGyver hätte mit Sicherheit seine Freude daran: „Mit zitternden Händen, auf 20 Meter Höhe in einer Kühlkammer die Elektrik zu überprüfen – das war bisher mein spannendstes Erlebnis“, erzählt Rolf-Mario Machado-Borowski mit strahlenden Augen. Im Job brauche er einfach den Nervenkitzel und gehe gerne an sein Limit. Der 20-jährige absolviert derzeit eine Ausbildung zum Elektroniker für Informations- und Telekommunikationstechnik im dritten Lehrjahr. Auch Banktresore hat der junge Azubi schon von innen gesehen. Und im Polizei-Center war er bereits für die elektrische Sicherheit zuständig. „Das war richtig cool“, meint er. Über das Vorurteil, das Handwerk sei spießig, kann er nur lachen. „Die Elektro-Branche bietet so viele verschiedene Möglichkeiten und spannende Technik, es wird nie langweilig“, erklärt Machado-Borowski.

Von Drohnen bis Smart Home

In der Ausbildung haben die jungen Azubis heute mit Drohnen, spannenden Hightech- Geräten und moderner Software-Programmierung für das Smart Home zu tun. Dies erfordert Fachwissen: 3,5 Jahre dauert die duale Ausbildung. Während dieser Zeit werden die Azubis im Ausbildungsbetrieb, in der Berufsschule und während eines überbetrieblichen Lehrgangs fit für den Job gemacht. Wer sich anstrengt und smart ist, kann die Regelausbildungszeit auch verkürzen. „Die Vielfalt der Technologie macht eine fundierte Schulung notwendig“, erklärt Stephanie Wittern, Elektromeisterin und Ausbilderin im BZE Bildungszentrum Elektrotechnik Hamburg. Elf Wochen müssen die jungen Azubis die überbetriebliche Ausbildung im BZE Hamburg absolvieren. „Bei uns werden sie auf die vielfältigen Möglichkeiten der Elektrotechnik vorbereitet, was ein Betrieb allein in dieser Form oft nicht leisten kann“, sagt sie. Die Ausbildung schließt mit der Gesellenprüfung ab. Danach stehen den jungen Menschen vielfältige Jobmöglichkeiten offen, denn Elektriker werden überall gebraucht – bei der E-Installation in Wohn- und Bürogebäuden genauso wie auf dem Flugzeughangar. Zudem lassen z.B. Windenergie, Photovoltaik, Elektromobilität und moderne Haustechnik (Smart Home) neue Berufszweige entstehen. Im E-Handwerk geht es längst nicht mehr nur um Strom, sondern darum, innovative Zukunftstechnik zu beherrschen und aktiv mit zu gestalten.

Azubis bei Messungen im BZE Bildungszentrum Elektrotechnik Hamburg: Annes Kamm Meier* (l.), und Rolf-Mario Machado-Borowski * Name von der Redaktion geändert
Azubis bei Messungen im BZE Bildungszentrum Elektrotechnik Hamburg: Annes Kamm Meier* (l.), und Rolf-Mario Machado-Borowski * Name von der Redaktion geändert
Weil ein einziger Beruf dafür längst nicht mehr ausreicht, wurde das E-Handwerk in sieben Fachgebiete aufgeteilt: Energie- und Gebäudetechnik, Informations- und Telekommunikationstechnik, Maschinen- und Antriebstechnik, Automatisierungstechnik, Geräte- und Systemtechnik, Bürosystemtechnik und in den Bereich Systemelektronik. Voraussetzungen, um einen Ausbildungsplatz zu ergattern, sind Interesse an Mathematik, Physik und ein gutes räumliches Denken. „Bei Mathe schrecken viele gleich zurück“, sagt Annes Kamm Meier*, "aber mal ehrlich, in welchem Job werden heutzutage keine Mathekenntnisse gefordert?“ Der 23-jährige Azubi hat den Hauptschulabschluss im zweiten Bildungsweg gemacht und nach einem Praktikum seinen Traumjob in der E-Branche gefunden. Er rät: „Wer sich nach der Schule unsicher ist, was er werden möchte, sollte im Vorfeld ein Praktikum in einem Elektro-Betrieb absolvieren.“ Hamburger Fachbetriebe, die Praktikanten und Auszubildende suchen, finden sich auf der Homepage des BZE Bildungszentrum Elektrotechnik Hamburg (www.bze-hamburg.de/ausbildung/freie-lehrstellen/).

Außerbetriebliche Ausbildung im BZE

Wer nicht die Voraussetzungen hat, um gleich in einem Betrieb mit der Ausbildung anzufangen, kann beim BZE Bildungszentrum Elektrotechnik Hamburg eine außerbetriebliche Ausbildung beginnen und in dieser Zeit einen Betrieb suchen, der ihn als Azubi übernehmen möchte. Das Projekt wird im Zuge des Hamburger Ausbildungsplatzprogramm HAP gefördert. „So ist der Einstieg in das Berufsleben mit gezielter Unterstützung durch das BZE möglich“, erklärt Stephanie Wittern. Infos gibt es ebenfalls auf der Homepage des BZE Hamburg (www.bze-hamburg.de/ausbildung/ausbildungsplaetze-im-bze/). Im aktuellen Programm gibt es neun junge Azubis. Einer von ihnen ist Osman Solmaz. Der 16-jährige hat die außerbetriebliche Ausbildung kürzlich begonnen und freut sich über diese Chance, auf diese Weise in das Berufsleben einsteigen und das Erlernte auch im Alltag einsetzen zu können „Wenn ich dann später zu Hause selber den Fernseher oder die Waschmaschine reparieren kann, fühlt sich das richtig gut an“, sagt er mit einem Lächeln. Auffallend viele junge Männer sitzen in der Unterrichtsklasse.

Beruf und Familie im Einklang

Ist die Elektro-Branche für Frauen denn nicht interessant? „Doch, auf jeden Fall“, sagt Stephanie Wittern. „Elektrotechnik ist im Vergleich zu anderen Handwerksberufen körperlich nicht besonders anstrengend.“ Beruf und Familie ließen sich zudem meist gut miteinander kombinieren. „Selbst als ich meinen Meister gemacht habe, konnte ich dies mit meinen zwei kleinen Kinder vereinbaren“, unterstreicht die Elektromeisterin. Je nach Interessenlage bietet die E-Branche verschiedene Jobmöglichkeiten – in einem kleinen Fachbetrieb genauso wie in einem großen, europaweit tätigen Unternehmen. Und wer sich weiterbildet, kann Führungspositionen übernehmen oder sich sogar selbstständig machen. mh

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