Jedes Jahr im April gehen Melanie und ihr Mann Roman auf den Altonaer Friedhof. Hier liegt ihre Tochter Nina (Name geändert). Sie wurde 2007 in der 18. Schwangerschaftswoche still geboren. „Wir haben mittlerweile zwei gesunde Kinder, aber Nina wird auf immer zu unserer Familie gehören“, sagt Melanie, der man den Schmerz über ihr Sternenkind noch immer deutlich anmerkt. Sternenkinder – das sind Kinder, die vor oder kurz nach der Geburt sterben.

Das eigene Kind zu verlieren ist wohl das Schlimmste, was einer Mutter oder einem Vater passieren kann – insbesondere, wenn dessen Leben endete, bevor es begonnen hat. Das hinterlässt bei den Eltern tiefe emotionale Narben.

Bis vor 10 Jahren hat bei Sternenkindern das Gewicht darüber entschieden, ob sie offiziell als Mensch anerkannt wurden. Doch am 13. Mai 2013 ist eine Änderung im Personenstandsgesetz in Kraft getreten. Seitdem dürfen die um ihr Leben Betrogenen unabhängig von ihrem Gewicht beim Standesamt als Mensch eingetragen werden und einen Namen bekommen.

Auch wenn der Schmerz über den Verlust des eigenen Kindes, vor allem in der ersten Zeit danach, übergroß ist, müssen sich die meisten betroffenen Eltern um seine Beerdigung zu kümmern. Laut Hamburger Bestattungsgesetz besteht eine Bestattungspflicht für verstorbene Kinder, die lebend geboren wurden – unabhängig vom Körpergewicht – und für totgeborene ab einem Gewicht von 1000 Gramm. Entsprechend besteht für im Mutterleib Gestorbene unter 1000 Gramm keine Bestattungspflicht. Dennoch entscheiden sich viele Eltern eines solchen Kindes dafür, es zu bestatten. Zum Beispiel in einem Einzelgrab, denkbar ist aber auch die Beilegung in das Grab eines Familienangehörigen. Weitere Möglichkeiten sind die Bestattung in einem anonymen Grabfeld oder in einer gemeinsamen Grabstelle für still geborene Kinder. Infos und Adressen zu diesem Thema gibt es unter www.stillgeboren-hamburg.de

Hilfe finden Eltern und andere Angehörige, die den Tod eines Kindes erlebt haben, beim Verein „Verwaiste Eltern und Geschwister Hamburg“. Dieser bietet Gruppen an, die von ausgebildeten Trauerbegleiter*innen betreut werden. Bei Bedarf werden weitere Ansprechpartner und Kontaktpersonen vermittelt. In seinen Kinder- und Jugendgruppen begleitet der Verein auch ganz junge Menschen, die um die Mutter, den Vater oder andere Personen, die ihnen nahegestanden haben, trauern. csl
 

Lesenswert!

Astrid Laub: Du bleibst in meinem Herzen: Wie Sie Trauer verstehen und bewältigen – Das Handbuch der Trauerbewältigung. Bücherglück, ISBN 3982193516, 14,95 Euro

Bernadette Kopp: Ein Leben ohne dich! Wie kann es aktiv weitergehen? 100 sanfte Übungen zur Trauerbewältigung für Erwachsene. Bookmotions, ISBN 390337217X, 14,99 Euro

Cacciatore Joanne: Das Unerträgliche annehmen: Wie wir an Verlustschmerz und Trauer wachsen können. Unimedica, ISBN 3962572538, 19,80 Euro

Johanna Klug: Liebe den ersten Tag vom Rest deines Lebens: Zehn Einsichten Sterbender, die uns erfüllter leben lassen. Gräfe und Unzer, ISBN 3833880554, 17,99 Euro

Katrin Biber: SeelenSport: Bewege deinen Körper und stärke deine Seele – Trauer, Wut und Angst im Training bewältigen. Piper Paperback, ISBN 3492062075, 18 Euro

Laura Zech: Ich bleibe ein Teil von dir (Kinderbuch). Edition Riedenburg, ISBN 3990820621, 14,90 Euro

Louise Brown: Was bleibt, wenn wir sterben: Erfahrungen einer Trauerrednerin. Diogenes, ISBN 3257071760, 22 Euro

Miriam Schöndienst: Plötzlich allein: Wenn der Partner stirbt – Wie Sie das Leben alleine meistern und Schritt für Schritt ins Leben zurückfinden. KLNP Verlag, ISBN 3949012044, 14,95 Euro