Anzeige
Themenwelten Bergedorf
50 Jahre Norderstedt

Norderstedts Schatzkiste dit un dat

Seit 1966 wird an der Ulzburger Straße dit un dat verkauft und geklönt

Kolja Schnöller (47) liebt seinen kleinen Laden an der Ulzburger Straße 451 (u.) und das Gespräch mit den Kund:innen. 
Kolja Schnöller (47) liebt seinen kleinen Laden an der Ulzburger Straße 451 (u.) und das Gespräch mit den Kund:innen. 
Gelernt hat der Hamburger Jung den Beruf des Erziehers. Doch irgendwann macht ihn das nicht mehr glücklich. Statt sich immer wieder neu in befristete Teilzeitstellen einzuarbeiten, will er Kontinuität in sein Leben bringen. Das gelingt: Seit 2003 ist er stolzer Pächter eines der kleinsten Läden Norderstedts. Die Rede ist von Kolja Schnöller und seinem Geschäft mit dem vielsagenden Titel „dit un dat“.

„Wahrscheinlich haben die Gene meiner Großmutter den Ausschlag gegeben“, erzählt der 47-Jährige. Oma führte ein Haushaltswarengeschäft, in dem der Enkel sich dank der klingenden Ladenkasse und dem bunten Treiben der Kundschaft sehr wohl fühlte. „Wenn sie noch leben würde, wäre sie heute bestimmt stolz auf mich und hätte gern hier und da mal ausgeholfen“, meint Kolja Schnöller. Die ersten Schritte als Kaufmann unternimmt der gebürtige Niendorfer in einem Kiosk in Langenhorn. Ende 2002 entdeckt er im Hamburger Abendblatt die Anzeige:

„Suche Nachfolger für meinen kleinen Laden in Norderstedt“, die Irma Möller aufgegeben hat.
 
Norderstedts Schatzkiste Image 1
Die Beiden lernen sich kennen und schnell schätzen. „Ich hatte über Schulzeit und Sport viele Freund:innen in Norderstedt. Das passte super“, erinnert sich Schnöller an den Start. Irma Möller freut sich noch heute, dass sie so einen zuverlässigen Nachfolger gefunden hat. Gern kommt sie aus ihrer Wohnung oben zum Klönen in ihren alten Laden.

Denn der Schnack ist heute so wichtig wie früher. Kolja Schnöller liebt seine Käufer:innen, die etwas Besonderes als Geschenk suchen und den Service würdigen. So ein persönliches Lob ist ihm manches Mal wertvoller als ein Euro in der Kasse. Aber auch diejenigen werden umsorgt, die immer das Gleiche kaufen. Für treue Kund:innen hat er sich ein kleines Regal mit 30 Ablagen gebaut, in dem deren Lieblings-Zeitschriften lagern. Viele Jahre gehörte beispielsweise der Kultmasseur des HSV, Hermann Rieger, zu den dit-un-dat-Stammleser:innen.

Das Geschäft hat er im Jahr 2003 von Irma Möller übernommen. Fotos: Rahn (2), pr
Das Geschäft hat er im Jahr 2003 von Irma Möller übernommen. Fotos: Rahn (2), pr
Es gibt viel zu erzählen, auch in eigener Sache. Anfangs ist Kolja Schnöller noch nicht firm in den Waren. Beispiel: Eines Tages benötigt jemand Musterbeutelklammern. „Ich wollte mir keine Blöße geben, habe schnell hinterm Tresen im Katalog geblättert und entdeckt, dass damit die Postklammern für Versandtaschen gemeint sind“, gesteht Schnöller und grient. Auch der Drahtniederhalter für Ringbücher ist ihm seit seinem ersten Verkauf ein Begriff. Bei „dit un dat“ gibt es Kugelschreibenminen, -kappen und sonstigen Zubehör als Einzelteile und eine riesige Auswahl an Gruß- und Glückwunschkarten. Kolja Schnöller verspricht: „Was wir nicht führen, das bestellen wir. Dank unserer guten Verbindung zu etwa 20 Großhändler: innen kommen wir schnell an das Gesuchte heran.“

Das Geschäft verändert sich im Laufe der Jahre „Keramik ging nicht mehr“, berichtet Schnöller. Stattdessen stockt er Spiel- und Bastelsachen auf. Kolja Schnöller freut sich, wenn Kinder zum ersten Mal mit eigenem Taschengeld allein einkaufen dürfen. Manchmal kündigen Eltern den Schritt der Lütten ins Leben an. So kommt ihm der Job als Erzieher doch noch zugute, weil er gut mit seinen jungen Kund:innen umgehen kann. mra

www.50jahrenorderstedt.de

Beschäftigte und Produkte

Inhaber Kolja Schnöller arbeitet seit dem Jahr 2003 mit bis zu drei Mitarbeiter:innen auf 75 Quadratmeter Verkaufsfläche. Durchschnittlich 70 Pakete nimmt er täglich für den Versand-Dienstleister Hermes an. Lotto ist ein weiteres Standbein. Das Team verkauft Bastelsachen, Spielwaren bis hin zu Helium-Luftballons, Schul- und Schreibartikel, jede Menge Gruß- und Geburtstagskarten, Zeitschriften, Tabak sowie örtliche Theaterkarten.

Kontakt

dit un dat
Ulzburger Str. 451
22846 Norderstedt
www.ditundat.com

Aus der Firmengeschichte

Das kleine Ladengeschäft im damals noch eigenständigen Ort Friedrichsgabe gibt es bereits seit mehr als einem halben Jahrhundert. Elli Schramm eröffnet das Unternehmen 1966 in ihrem neuen Haus unter dem Namen „Buntes Stübl“. Die gesprächs- und kontaktfreudige Frau liebt das Schwedische. Bei ihr werden daher skandinavische Kerzen und andere Dekoartikel gekauft.

Als sie um 1980 herum aufgibt, übernimmt Familie Steen und probiert unterschiedliche Angebote. Frischen Wind und den neuen Namen „dit un dat“ bringt im Januar 1983 Irma Möller ins Haus. „Mich hat der Teufel geritten, aber ich hatte total Lust auf die Aufgabe“, erzählt sie schmunzelnd. Irma Möller hat vorher im Kirchenbüro gearbeitet. „Aber ich habe immer gern verkauft bei Basaren und anderen Gelegenheiten.“ Geschenke, Spielwaren und die schwedischen Produkte der Ladengründerin stehen in den Regalen. Viele neue Kund:innen beschert ihr der Status als Lottoannahmestelle.

„Mein Steuerberater hat mir dafür perfekte Zahlen geliefert“, erinnert sich die ehemalige Chefin des Lädchens. Denn in der Lottozentrale hatte man die Frau aus Norderstedt anfangs belächelt. „Das haben schon so viele in ihrer Gegend versucht. Warum sollten Sie das schaffen?“ Sie schafft es gemeinsam mit ihren bis zu drei Angestellten, und ihrem Nachfolger gelingt es ebenfalls. Das Lottospiel bringt viel Kundschaft.

Als sich Irma Möller ihrem 60. Geburtstag nähert, beschließt sie, das Geschäft abzugeben. Am 3. März 2003 startet Kolja Schnöller. Auch er kann sich auf ein starkes Team stützen, darunter bis heute Margrid Böttcher, die schon bei Irma Möller hinter der Ladentheke stand, sowie Nicole Pape und Simone Becker. Ein Platz ist zurzeit noch frei, egal, ob als Teilzeit- oder 450-Euro-Kraft.

„Ob drei Jahre oder 103 Jahre alt – die Kund:innen stehen nicht nur im Geschäft, sondern im Mittelpunkt“, betont Kolja Schnöller. „So soll es noch lange bleiben, denn die nächste Generation steht bereits vor unserem Ladentresen“ – darunter vielleicht schon der oder die Nachfolger:in.
 
Norderstedts Schatzkiste Image 2

50 Jahre Norderstedt – 50 Unternehmen. Jeden Montag stellt die EGNO, Entwicklungsgesellschaft Norderstedt, in Zusammenarbeit mit den städtischen Gesellschaften ein Norderstedter Unternehmen vor. Alle Berichte unter: www.egno.de/50
  

Weitere Artikel