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Arbeitsmedizin

Homeoffice belastet Körper und Seele

Fotos: Jens Bonnet, Shutterstock/Undrey

Die Corona-Pandemie hat unseren Alltag in vielen Bereichen drastisch verändert, in der Freizeit wie im Berufsleben. Homeoffice gilt als eine besonders wirksame Möglichkeit, die Zahl der gleichzeitig in den Betrieben anwesenden Beschäftigten zu reduzieren und so die Einhaltung von Abstandsregeln zu unterstützen – vor allem, wo Büroräume normalerweise ansonsten von mehreren Beschäftigten genutzt werden.
 

Dr. Isabel Carrero, Fachärztin für Arbeitsmedizin
Dr. Isabel Carrero, Fachärztin für Arbeitsmedizin

Homeoffice hat Vor- und Nachteile

Zuhause zu arbeiten kann angenehm und praktisch sein, es spart Arbeitswege, vieles lässt sich im Alltag nun einfacher und schneller nebenbei erledigen. Aber die Arbeit zuhause habe auch ihre Schattenseiten, warnt Dr. Isabel Carrero. „Klare Arbeitszeiten und ein fester Feierabend, an dem man zuhause nicht mehr gestört wird, sind im Homeoffice allzu oft eine Illusion“, so die Hamburger Fachärztin für Arbeitsmedizin. Und dann sei da noch die fehlende Ergonomie des Mobiliars: „Stylische Wohnmöbel sind in den wenigsten Fällen auf einen achtstündigen Bürotag ausgerichtet – weder Stuhl noch Sofa, und auch nicht der Küchentisch, der nun plötzlich als improvisierter Schreibtisch herhalten muss.“ Und das hat Folgen: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov leidet jeder zehnte Befragte unter Rückenschmerzen, die in der Pandemie zugenommen hätten. Zu einem gewichtigen Problem wird zunehmend auch der Bewegungsmangel, denn nicht nur der Weg zum Arbeitsplatz entfällt, sondern auch der für Körper und Seele so wichtige Ausgleichssport im Fitnessstudio. Und nicht zuletzt fehlten auch die sozialen Kontakte, so Carrero. „Ein paar Sätze wechseln mit dem Kollegen auf dem Weg zur Kaffeemaschine, eine kurze Frage nebenbei, für die man nicht extra anrufen würde – solche Kleinigkeiten sind wichtig für den Zusammenhalt im Team und die Arbeitszufriedenheit.“

Auch zuhause gelten Regeln

Viele wissen nicht, dass Arbeitsschutz- und Arbeitszeitgesetze auch im Homeoffice gelten. Sie schreiben vor, dass Regelungen zu Arbeitszeiten und Erreichbarkeit getroffen und die Beschäftigten über einzuhaltende Arbeitszeiten, Pausen, richtige und wechselnde Sitzhaltung sowie Bewegungspausen und nicht zuletzt über die ergonomische Arbeitsplatzgestaltung aufgeklärt werden müssen.

Mangelnde Ergonomie führt zu Problemen

Typische Folgen eines nicht ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatzes seien Rückenschmerzen, berichtet Carrero. Oft leide die Lendenwirbelsäule, wenn ein Küchen- oder Esszimmermöbel als Bürostuhl herhalten muss. Auch die an vielen Arbeitsplätzen üblichen höhenverstellbaren Schreibtische seien im Privathaushalt eher eine Rarität.

Schulter- und Nackenschmerzen treten häufig auf, wenn statt eines Arbeitsplatzrechners ein Notebook stundenlang verwendet wird. „Entweder steht es weit entfernt, damit der Bildschirm gut zu erkennen ist – getippt wird dann mit gestreckten Armen. Oder man zieht das Gerät nach vorn, bis zur optimalen Tastaturposition zehn Zentimeter hinter der Tischkante – aber dann ist der Monitor wiederum zu nah für einen entspannten Blick.“

Um schmerzhafte Verspannungen zu vermeiden, sollte man daher besser nicht dauerhaft am Notebook arbeiten oder zumindest einen externen Monitor sowie eine Tastatur und Maus/Trackpad anschließen, empfiehlt die Arbeitsmedizinerin. Viele Unternehmen ließen ihre Arbeitnehmer dafür auch Monitore und Tastaturen aus dem Büro mitnehmen. „In manchen Firmen darf sogar der Bürostuhl ins Homeoffice geholt werden.“ Jens Bonnet

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