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Fabelwesen sitzen mit am Tisch

Florale Motive, Dschungeloptiken in Knallfarben und Materialien in 3-D-Haptik: Neue Tisch- und Bettwäschekollektionen läuten den Frühling ein

Nehmen Sie Platz und lassen Sie sich verzaubern: Florales in weichen Pastelltönen ziert Kissen und die dazu passende Tischdecke. FOTO: APELT
Nehmen Sie Platz und lassen Sie sich verzaubern: Florales in weichen Pastelltönen ziert Kissen und die dazu passende Tischdecke. FOTO: APELT
Hedda Möller 

„Farben sind Feste für die Augen“: Dieses Zitat des Malers Emil Schumacher (1912–1999) trifft derzeit vor allem auf die neuen Heimtextilien zu. Anders gesagt: Das Leben wird bunt – vor allem dort, wo es sich zu weiten Teilen abspielt: am Tisch und im Bett.

Ein Gang über die wichtigsten Trendmessen, zuletzt der Heimtextil-Messe in Frankfurt, offenbaren einen wahren Farbrausch in den Designabteilungen führender Hersteller, oft verbunden mit sinnlicher Haptik in Form dreidimensionaler Webeffekte oder fast nostalgisch anmutender Stickereien. „Grafische Muster und 3-D-Effekte sind mit Abstand das Must-have der Saison“, sagt Stefan Jacob von der Heimtextil.

Die Bandbreite an Dekoren bei Tisch- und Bettwäsche ist überwältigend: Sie reichen von Tierdarstellungen wie Flamingos oder Fabelwesen über üppige Blumendekore bis hin zu Dschungeloptiken, verschiedensten Geometrien, braven Karos und historisierenden Darstellungen im Stil der 50er- bis 70er-Jahre. Daneben ist die klassische, also auch unifarbene Bett- und Tischkultur zu entdecken – mit neuen Varianten. „Der Trend erweitert sich diese Saison vom reinen Ton-in-Ton hin zu mutigen Farbakzenten. Naturtöne wie Grau und Sand bilden die Basis, Stoffe dienen als Hauptfarbquelle, und Accessoires setzen Kontraste“, sagt Branchenexpertin Sabina Schwitters vom Einrichtungshaus Bornhold (www.bornhold-hamburg.de). Selbst Anhänger der puristischen Linie dürfte die fast überschwängliche Fülle an Farben und Motiven der neuen Bett- und Tischwäsche dieser Saison dazu inspirieren, auch mal eine Ausnahme von der Regel zu machen.

Aber – die Qualität der Ware sollte von erster Güte sein. „Gerade bei bunten Motiven spielt Farbechtheit eine zentrale Rolle“, sagt Kerstin Gwildis, Einkaufsleiterin vom Wäschehaus Möhring (www.waeschehaus-moehring.de). Wie bei weißer Bettwäsche sei hochwertiges, langlebiges Gewebe zu bevorzugen – je nach Vorliebe stünden reine Baumwolle, wahlweise in Jersey- oder Satinqualität, mit oder ohne Leinenanteil zur Wahl. „Als Material für brillante Farbdrucke ist Satin mit seinem leichten Glanz und fließendem Material besonders geeignet. Gewebte Dessins werden meist als Feinperkal oder Batist verarbeitet“, erläutert Uwe Remstedt vom gleichnamigen Bettenhaus (www.betten-remstedt.de). Die Qualität der Bettwäsche zeige sich nicht zuletzt auch daran, das „Reißverschlüsse und Nähte sich auch nach häufigem Gebrauch weder lösen noch verziehen“.

Fadenverdickung bewirkt eine dreidimensionale Haptik

Den Dschungel zu Gast – Decke aus der Kollektion Cockatoo Darwen. SANDER
Den Dschungel zu Gast – Decke aus der Kollektion Cockatoo Darwen. SANDER
Überdies könnte das hohe künstlerische und handwerkliche Niveau vieler farbenprächtiger Textil-Designs viele Puristen in diesem Frühling schwach werden lassen. Auch diese Produkte finden sich vornehmlich im gehobenen Facheinzelhandel oder bei namhaften Inneneinrichtern. Die Schweizer Firma Christian Fischbacher (unter anderem bei Möhring und Bornhold zu beziehen) genießt hier einen besonderen Stellenwert. Das Unternehmen punktet dieses Frühjahr unter anderem mit künstlerisch liebevoll gestalteten Satinbezügen mit Golfmotiven im Stil der 50er-Jahre (Fairway), einem nautischen Design wie aus dem Kinderbuch (Nautik) oder besonders fantasievollen, farbsatten Blumenmotiven (Newtopia, Kotori).

Wem das zu gewagt ist, kann immer noch auf die Klassiker des Hauses zurückgreifen, etwa das grafische Design „Rigato“ im Herrenhemdenstoff, produziert auf Langstapel-Baumwolle und gewoben in einer Leinwand-Bindung.

Große Vielfalt an Motiven bietet diese Kollektion. FOTO: DORMISETTE/REMSTEDT
Große Vielfalt an Motiven bietet diese Kollektion. 
FOTO: DORMISETTE/REMSTEDT
Zwischen den Polen pendelt auch Betten Remstedt. Neben einer Fülle frühlingshafter Designs – etwa mit Fabeltieren von Dormisette oder üppiger Blumenpracht von Bierbaum – bietet der Fachhändler dezente Klassiker der Firma Livingston, bevorzugt in klassischer Karo- oder Streifenoptik, an. Viele Stoffe bestechen in dieser Saison durch eine dreidimensionale Haptik. Diese entsteht beispielsweise durch Fadenverdickung bei Baumwoll- und Leinenoptiken, besonders aufwendige Stickereien – etwa von der Firma Graser – oder Webarten, durch Cut-outs oder raffinierte Materialmixe. „Diese Strukturen mit durchweg griffigen Qualitäten sind sehr spannend für Auge und Hand und vermitteln Aspekte wie Handarbeit, Qualität und Ehrlichkeit“, so Stefan Jacob.

Gut zu sehen ist dies beispielhaft an der Kollektion des deutschen Familienunternehmens Luiz (www.luiz.com) in Köln. Die aktuelle Kollektion „Heritage“ erweitert die klassischen Bett-Textilien bei Bezügen, Tagesdecken oder Zierkissen wie Leinen, Baumwolle oder Satin mit neuen Materialien aus dem Wohnbereich, darunter Veloursleder, Cashmere oder sogar Fell. „Angesichts immer kleinerer Flächen gerade in Großstädten wird das Bett in den kommenden Jahren immer mehr zu einem zentralen Möbel Materialdas sich durch hochwertige, abwechslungsreiche Materialien in die Wohnumgebung integriert“, sagt Kerstin Gwildis.

Tischdecke Asia Mood von Jacquard Français. FOTO: WWW.ARTEFAKTUR-LADEN.DE
Tischdecke Asia Mood von Jacquard Français. 
FOTO: WWW.ARTEFAKTUR-LADEN.DE
Innovative, knallbunte Designs und hochwertige Materialien prägen auch die neue Tischwäsche der Saison. Wie bei der Bettwäsche, finden sich hier ebenfalls zahllose Tierdarstellungen, Blumen- oder Dschungeldekore sowie grafische oder nautische Motive. Sie schaffen ein beschwingtes Wohngefühl, geben gleichzeitig dem offenen Essbereich einen wohnlichen Anstrich.

„Viele Kunden nutzen sie im Alltag gezielt, um Gemütlichkeit zu erzeugen oder einen saisonalen Akzent zu setzen“, sagt Sabrina Schwitters. Gerade durch die heute oft ineinander übergehenden Bereiche mit offener Küche und Esszimmer seien textile Materialien unerlässlich für einen wohnlichen Look. „Durch das Material der Stoffe und die Farbgebung lassen sich unterschiedliche Stimmungen kreieren.“ Als Vorreiter für farbenfrohe, qualitativ hochwertige Stoffinnovationen bei Tischdecken oder Tischläufern gelten Firmen wie Jacquard Français, Apelt oder das auf hochwertige, bunte Leinengewirke spezialisierte Unternehmen Leitner.

Ebenso setzt sich der Trend zur Individualisierung spürbar durch. Ob Tisch oder Bettwäsche: Immer mehr Kunden setzen auf Maßanfertigung. Sowohl Möhring als auch Bornhold bieten diesen Service an, den mittlerweile ein Großteil der Kunden in Anspruch nimmt. Gerade bei Tischdecken sei dieser Trend besonders spürbar, beobachtet die Innenarchitektin Renée Charlotte Melms (RCM-Interiordesign) seit Jahren. Nicht nur die Standardmaße der Tische hätten sich verändert, „viele Kunden lassen sich mittlerweile ihre oft bis zu drei Meter langen Tafeln nach ihren Vorstellungen schreinern und brauchen dafür dann die passenden Textilien.“ Soll die Decke bodenlang und möglichst nahtlos sein, verarbeitet die Expertin in ihrem Atelier überbreite Stoffe in den derzeit angesagten floralen, tierischen oder dschungelartigen Motiven, etwa von Leitner, Thevenon oder Ambiente & Design.

„Gerade bei diesen sehr persönlichen Alltagstextilien, die maßgeblich ihr Wohlgefühl beeinflussen, wollen die Menschen keine Kompromisse machen“, sagt die Expertin. Sie bestimmen damit nicht nur Maße und Design ihrer Bett- und Tischwäsche, sondern drücken ihnen auch, ganz altmodisch und doch hochmodern, einen eigenen Stempel auf: mittels eines Monogramms.

Stoffe und Farben – bessere Akustik und gute Atmosphäre

Draußen geht es hektisch und laut zu? Wie schön, wenn Sie das eigene Zuhause dann als einen Ort der Wärme und Geborgenheit empfinden – als einen Puffer gegenüber der Außenwelt. Die Bedeutung von Stoffen und Farben sollte dabei niemand unterschätzen. Wer sich für Vorhänge an den Fenstern, Kissen und anderes Dekor auf Tischen, Sofas und Betten entscheidet, lässt nicht nur Behaglichkeit einziehen, sondern sorgt so auch ganz nebenbei für eine spürbar bessere Raumakustik. Denn Stoffe brechen ebenso wie Teppiche am Boden Schallwellen und absorbieren Hall.

Auch hat fast jeder von uns schon mal sicherlich wahrgenommen, wie sich Räume verändern, wenn sie durch bunte oder edle Farben und Stoffe geprägt werden. Man denke nur an einen leuchtend gelben Vorhang, der die Sonne einziehen lässt, oder die schweren, roten Samtvorhänge in Theatern oder auf Opernbühnen – der Wirkung solchen Dekors kann sich keiner entziehen!

Lassen Sie sich also verzaubern von den Trends dieser Saison, von der Lust, bunte Farbtupfer zu setzen – dies sogar jetzt auch im Bad, wo Frische und Leichtigkeit einziehen dürfen. be


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