Wohnen mit Assistenz in einer kleinen Wohnung oder WG – das steht bei behinderten oder psychisch kranken Menschen hoch im Kurs.

In Kirchdorf-Süd waren diesen Sommer eifrige Hobbygärtner am Werk. Bei der Urban-Gardening-Aktion „Let it grow“ legten sie in ihrer Nachbarschaft Beete mit Gemüse und Blumen an. Mitmachen konnte jeder, der Lust hatte. „Kinder, ältere Menschen, Nachbarn – die Gruppe war so vielfältig wie der Stadtteil“, sagt Kathrin Schwarz vom Sozialkontor, die das von der Bürgerstiftung Hamburg geförderte Projekt ins Leben gerufen hat. Auch Nutzer des Wohnangebots des Sozialkontors beteiligten sich – und lernten so ihre Siedlung von einer ganz neuen Seite kennen. „Durch das Projekt habe ich Ecken in meinem Stadtteil entdeckt, die ich vorher noch nicht kannte“, sagt Finn Starke*. Er lebt in dem Projekt „Wohnen & Assistenz Erlerring“, wo es drei 2er-WGs und eine Einzelwohnung für Menschen mit Assistenzbedarf gibt. Ein Betreuerteam des Sozialkontors unterstützt dabei, das Leben so selbstbestimmt wie möglich zu gestalten. Neben dem Projekt gibt es in Hamburg und im Landkreis Harburg noch neun weitere Wohn- und Assistenzangebote des Sozialkontors. „Dort haben unsere Nutzer die Wahl zwischen verschiedenen umfassenden und verlässlichen Unterstützungsmöglichkeiten. Bei Bedarf gibt es Assistenzangebote an 365 Tagen im Jahr“, erklärt Michael Wild, Referent der Geschäftsführung des Sozialkontors. Mit seinen Einrichtungen trifft der gemeinnützige Hamburger Träger den Nerv der Zeit. „Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen sind heute eigenständiger als vor 20 Jahren. Sie wollen unabhängig in Einzelwohnungen oder kleinen WG’s wohnen und selbst entscheiden, von wem sie welche Assistenzleistungen in Anspruch nehmen“, sagt Michael Wild. Eine geeignete Wohnung zu finden ist in Hamburg jedoch nicht einfach. Das Sozialkontor will das ändern und stellt in den nächsten Monaten neuen Wohnraum für Menschen mit Assistenzbedarf bereit. *Name geändert