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Magazin Stormarn

Was einen jungen Wilden nach Stormarn zieht

Jan Plewka lebt mit seiner Familie im Grünen

Hausmusik geht auch: Jan Plewka in seiner Ahrensburger Wohnung
Hausmusik geht auch: Jan Plewka in seiner Ahrensburger Wohnung
Mit New York–Rio–Tokio kann Jan Plewka leider gar nicht dienen. Die Chronologie seiner Umzüge aber betet der Sänger der Rockband Selig gern herunter, während sein kleiner Sohn im Garten etwas anmischt, das er „Zement“ nennt. Plewka lächelt. „Aufgewachsen bin ich in Siek“ – damals ein kleines Kuhdorf und heute ein kleinen Dorf ohne Kühe bei Ahrensburg – „danach zogen wir nach Großhansdorf“ – und nach der Schule, flügge geworden, solo „nach Barmbek, Altona und Stockholm, wieder nach Ottensen und von dort zuerst nach Großensee und dann nach Ahrensburg.“ Den größten Teil seines nun 47 Jahre währenden Lebens, sagt Jan Plewka, habe er tatsächlich im Kreis Stormarn verbracht. Weshalb aber zieht man aus einer Wohnung auf der Elbtreppe „mit Blick auf den großen Strom“, wie Plewka sagt, ausgerechnet nach Großensee? „Die Wohnung war sehr klein und wir haben immer mehr Kinder gekriegt. Und dann dachten wir: Gut, ziehen wir direkt in die Natur. So richtig aufs Land.“ War aber irgendwann doch zu einsam, weil er ja auch ständig auf Tour war. „Die Kinder hatten es natürlich gut. Schwimmen im See, reiten. Als dann noch mehr Kinder kamen, fanden wir hier in Ahrensburg das schöne Haus mit Garten und vielen Zimmern, diesen alten Reitstall hier.“ Der irgendwie ein bisschen an Bullerbü erinnert, zumindest drinnen. Von Jans vier Kindern leben noch drei im Elternhaus, das er und seine schwedische Frau Anna sich vor ein paar Jahren kauften. „Wir hatten mit Selig gerade einen neuen Plattenvertrag unterschrieben, also reichte auch das Geld. Und jetzt wohne ich wieder da, wo ich früher herumgetobt bin und meine ersten Bands gegründet habe.“ Hätte man ihm das in seiner Jugend erzählt, hätte er das nie geglaubt. „Man will ja immer raus und weg, darum drehen sich ja auch viele Lieder.“

Spaziergänge zum Manhagener Teich

Alles kann einem solch eine Stadt im Speckgürtel Hamburgs aber nicht bieten. „Ich bin jetzt hier zwar sehr zufrieden“, sagt Plewka, „was allerdings auch an den nur 13 Minuten Fahrzeit mit dem Zug nach Hamburg liegt. Es ziehen im Moment viele hier raus, weil in Hamburg die Mieten so hoch sind. Man sieht hier inzwischen auch wahnsinnig viele junge Eltern.“ Für einen Musiker wie ihn, der neben Selig noch Konzerte mit einem Rio Reiser-Programm und mit den Songs von Simon & Garfunkel sowie im Duo mit seinem Freund Marco Schmedtje gibt, dürfte im Kreis Stormarn indes kaum das gelobte Land liegen. Plewka grinst. „Nee, klar, was mich interessiert, finde ich schon eher in Ahrensburg, also dem urbanen und somit in Hamburg. Hier gibt es Off- Theater stücke im Marstall, kleine Kabarett-Shows, hier und dort Musiknächte und mein Nachbar Axel Zwingenberger, ein großartiger Musiker, tritt hier oft auf. Für die älteren Semester ist gesorgt. Für mich aber ist das eher noch nichts.“

Sternzeichen Skorpion: Schachmatt für den Löwen vor dem Ahrensburger Schloss, Fotos (2): Daniel Rot
Sternzeichen Skorpion: Schachmatt für den Löwen vor dem Ahrensburger Schloss,
Fotos (2): Daniel Rot
Ihn und seine Familie zieht es in die grünen Oasen des Kreises, „es wird ja nun gerade Frühling, mit dieser Farbenpracht in den Gärten und Wäldern, ein Naturspektakel, ideal für Spaziergänger wie uns.“ Lieblingsplätze kann Plewka auch nennen. „Ich mag nach wie vor den Großensee sehr leiden, aber auch die Wälder um die Stadt herum. Der Manhagener Teich ist herrlich, da geht man wieder und wieder hin.“ Gibt es denn so etwas wie „den Stormarner“? „Es gibt einen Stormarner Slang“, sagt Plewka, „das ist nicht Barmbek Basch und auch kein Ost - holsteiner Platt, sondern irgendwas dazwischen. Eine Art weiche, sehr sanfte Stormarner Art zu reden, eine verständliche Form der plattdeutschen Sprache.“ Und wie ist dieser Stormarner dem Schicksal entronnen, den Ruf, den der Pinneberger bei den Hamburgern hat, teilen zu müssen? Plewka grinst, wo sonst ein Lächeln ist. „Ich glaube, das liegt an unseren Fahrschulen. Die Ahrensburger sind einfach wahnsinnig gute Autofahrer. Es gibt hier fantastische Fahrlehrer, die den Leuten sogar das Ein- und Ausparken beibringen.“

Bald geht es für Plewka wieder auf Tour, zuerst mit Selig, dann mit Freund Marco. Gibt es für ihn ein Lieblingsprojekt? „Das wäre das falsche Wort“, sagt er, „aber natürlich ist Selig die Mutter aller Schlachten.“ Dann also: Leinen los. dr

Konzerte

Foto: PM. Botor
Foto: PM. Botor
22. April
Hamburg Docks
Selig „Kashmir Karma Tour“

17. Mai
Hamburg Fabrik
Jan Plewka & Marco Schmedtje:
„Between the Bars“
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