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Hamburger Ärztemagazin

Wie gesund ist Wellness?

Sauna & Massage

Fotos: 4frame group; Rido; Kzenon (2); plprod alle stock.adobe.com
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Wohlige Wärme, betörende Aromen und belebende Massagen – Wellnessanwendungen haben vor allem in der kalten Jahreszeit Hochkonjunktur. Wer sich eine solche Auszeit vom Alltag gönnt, denkt dabei in aller Regel an Entspannung und Wohlgefühl, weniger an seine Gesundheit. Dabei bedeutet der bereits 1654 erstmals erwähnte Begriff „Wealnesse“ wörtlich „gute Gesundheit“ – und tatsächlich unterstützen vor allem Sauna und Massage die körperliche, geistige und seelische Gesundheit sehr effektiv. Experten zählen vor allem die Sauna zu den am meisten unterschätzten Vorbeugemaßnahmen.

Sauna senkt den Blutdruck und verlängert das Leben

Dass regelmäßiges Saunieren die Abwehrkräfte stärkt, ist bekannt. Dass die Wärme bei Schmerzen des Bewegungsapparates, Arthrose und Muskelkater hilft, wissen auch die meisten. Weniger bekannt sei, wie stark das Herz-Kreislauf-System profitiert, berichtet Prof. Dr. Andreas Michalsen, Spezialist für Naturheilkunde an der Berliner Charité.

Prof. Dr. Andreas Michalsen, Stiftungsprofessur „Klinische Naturheilkunde“ Charité-Universitätsmedizin Berlin
Prof. Dr. Andreas Michalsen, Stiftungsprofessur „Klinische Naturheilkunde“ Charité-Universitätsmedizin Berlin
Viele Studien zeigen, dass sich der Blutdruck bei kombinierter Sauna und Hydrotherapie um bis zu 15mgHg senken lässt – genauso effektiv wie mit vielen Medikamenten. Eine große finnische Langzeitstudie hat gezeigt, dass die Sauna das Risiko, an einem plötzlichen Herztod oder einem Infarkt zu sterben, um bis zu 63 % senken kann. Die Hitze lässt das Herz schneller und kräftiger schlagen, die kleinen, weit verzweigten Blutgefäße im Körper weiten sich und ziehen sich bei der Abkühlung wieder zusammen. Dieser Trainingseffekt macht die kleinen Gefäße flexibler und sie können hohen Blutdruck besser ausgleichen. Das eiskalte Tauchbad sei aber bei hohem Blutdruck tabu, betont Michalsen. Der starke Kältereiz führt zu einer kurzen, heftigen Blutdrucksteigerung, die sehr gefährlich sein kann. Wer unter hohem Blutdruck leidet, sollte sich daher nach dem Aufenthalt an der frischen Luft langsam unter der Dusche abkühlen. Japanische Forscher stellten bei Patienten mit chronischer Herzschwäche fest, dass Aufenthalte in einer Infrarotsauna ihre Belastungsfähigkeit deutlich verbesserten. Aber nicht jeder Sauna-Typ ist für herzschwache Menschen geeignet: Mit ihren sehr hohen Temperaturen kann die finnische Sauna zu belastend sein. Als schonender gelten Saunen mit niedrigeren Temperaturen. Tabu sind Saunabesuche bei schweren Krampfaderleiden und die ersten drei Monate nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Herzpatienten sollten generell auf das kalte Tauchbad verzichten. Und für alle gilt: Nicht übertreiben und immer nur so lange in der Sauna bleiben, wie man sich wohlfühlt.

Prof. Dr. Aglaja Valentina Stirn Asklepios-Stiftungsprofessur „Psychosomatische Akutmedizin“ Christian-Albrechts-Universität Kiel
Prof. Dr. Aglaja Valentina Stirn Asklepios-Stiftungsprofessur „Psychosomatische Akutmedizin“ Christian-Albrechts-Universität Kiel
Massage – heilsame Berührung

Auch die Effekte der Massage werden oft unterschätzt, berichtet Prof. Dr. Aglaja Valentina Stirn, Professorin für Psychosomatische Medizin und Sexualmedizin der Universität Kiel: „Berührungserfahrungen sind sehr wichtig. Sie lindern Stress und Schmerzen, senken Herzfrequenz, Blutdruck und den Kortisolspiegel, regen Wachstumshormone und Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin und vor allem das ,Kuschelhormon‘ Oxytocin an.“ So stärke eine Massage das eigene Körperbewusstsein und die Identität, schaffe Vertrauen und helfe gegen Einsamkeit und Depressionen.

Welche Reaktionen wie stark hervorgerufen werden, hänge dabei von der Art der Massage und auch von der Persönlichkeitsstruktur des Massierten ab, so Stirn: „Streicheln ist etwas anderes als Klopfen oder Quetschen. Die Vorlieben sind individuell verschieden, was Stärke, Geschwindigkeit und vor allem auch die Länge der Berührung angeht. Männer und Frauen nehmen Berührungen unterschiedlich wahr, es gibt auch große Unterschiede zwischen den Kulturen – und wer eher extrovertiert veranlagt ist, braucht mehr Berührung als introvertierte Menschen.“

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Ayurveda-Massage besonders intensiv

Eine besonders intensive Variante sei die Ayurveda-Massage, erklärt Naturheilkundler Michalsen. Sie stamme aus der indischen Heilkunde des Ayurveda, werde traditionell sogar vierhändig durchgeführt und zeichne sich unter anderem durch lange, schnelle Streichungen aus. „Diese führen zu einer starken Mobilisierung der Lymphflüssigkeit im Bindegewebe“, erklärt Michalsen. Eine Ayurveda-Massage dauert 45 Minuten oder länger und gilt als effektiv gegen Schmerzen, Angst und Depression. Dass die verwendeten Öle im Ayurveda mit Gewürzen und Heilkräutern versehen werden, werde oft für Marketingzwecke in den Vordergrund gestellt, sei für die medizinische Wirkung aber nicht so wichtig, ergänzt Michalsen: „Natürlich haben Lavendel, Arnika & Co. auch ihre Wirkung – entscheidend aber ist die Intensität der Massage.“

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Generell sei Massage ein hochkomplexes Thema durch die vielen unterschiedlichen Techniken von der klassischen Sportmassage bis zu reflektorischen Massagen, Bindegewebs-, Periost- und traditionellen Massagen sowie Lymphdrainagen, so Michalsen. Es gebe aber viele Untersuchungen, wie wohltuende Massagen die Therapie von Angst, Depressionen, Schmerzsyndromen, Rheuma, Krebs und Nervenleiden effektiv unterstützen können. Und alle zeigen eines: Berührung tut gut und ist gesund!

Besser schlafen mit Kneipp

Auch kaltes Wasser kann mehr als bisher bekannt. Eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigt, dass Kneipp-Güsse über die Stirn, die Arme oder Beine nicht nur das Immunsystem auf Trab bringen, sondern auch gegen Schlafstörungen helfen: Die Schlafstörungen der Studienteilnehmer reduzierten sich nach den Güssen um 30 Prozent. Die Güsse mit kaltem Wasser verringern die Körpertemperatur und das hilft beim Einschlafen – so wie man auch in kühlen Zimmern oder bei offenem Fenster besser schläft. Jens Bonnet

Sauna, Dampfbad & Co.

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Finnische Sauna
(85-100°C, 10-30 % Luftfeuchte)

In der klassischen Sauna wird bei einem Aufguss Wasser über die heißen Saunasteine gegossen, um die Luftfeuchtigkeit und damit das Hitzeerleben in der Sauna für kurze Zeit zu steigern. Das Verwirbeln der feuchten Luft mit einem Handtuch steigert diese Wirkung.

Caldarium
(40-45°C, 90 % Luftfeuchte)

Das feuchtwarme Klima im römischen Caldarium wurde bereits in der Antike genutzt, um die Durchblutung anzuregen, Gelenkschmerzen und Muskelverspannungen zu lindern. Heißer Wasserdampf mit Kräuteressenzen befreit die Atemwege.

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Laconium
(40-60°C, 30-40 % Luftfeuchte)

Im griechischen Laconium steigt die Temperatur langsam an. Die Fliesen reflektieren die Wärme der beheizten Fußböden, Bänke und Wände. Das Laconium stärkt Durchblutung und Immunsystem.

Dampfbad
(50-55°C, ca. 99% Luftfeuchte)

Die hohe Luftfeuchtigkeit eines Dampfbades sorgt für ein erholsames Klima, das den Kreislauf angeregt, Verspannungen löst, Atemwege reinigt und die Haut weich und geschmeidig macht.

Bio-Sauna
(45-60°C, 40-60 % Luftfeuchte)

Die Bio-Sauna ist eine Mischung zwischen finnischer Sauna und Dampfbad. Aufgüsse gibt es in der Bio-Sauna nicht. Sie schont den Kreislauf und wird oft als angenehmer und sanfter empfunden als die klassische finnische Sauna.

Salz-Sauna (60°C)

Die salzgeschwängerte Luft in der Salz-Sauna soll die Atemwege befreien und die Haut beruhigen. Wer unter Bluthochdruck oder Schilddrüsenproblemen leidet, sollte zunächst seinen Arzt fragen.

Infrarot-Sauna

Infrarotstrahler erwärmen nicht die Luft in der Kabine, sondern direkt den Körper des Benutzers. Da der Körper diese Wärme sehr schnell aufnimmt, lindert die Infrarotsauna bereits nach wenigen Minuten Muskel- und Gelenkschmerzen.
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