Anzeige
Themenwelten Bergedorf
 

Hodenkrebs – Vor allem junge Männer betroffen

Foto: Shutterstock/kenchiro168

Prof. Dr. Klaus-Peter Dieckmann vom Hodentumorzentrum West in Hamburg
Prof. Dr. Klaus-Peter Dieckmann vom Hodentumorzentrum West in Hamburg

Mit etwa 4.750 Neuerkrankungen pro Jahr zählt Hodenkrebs zu den seltenen Krebsleiden. Dass anders als bei anderen Tumoren vor allem jüngere Männer betroffen sind, verschaffe dem Hodenkrebs aber eine besondere Bedeutung, sagt Prof. Dr. Klaus-Peter Dieckmann vom Hodentumorzentrum West in Hamburg. Zwischen 20 und 40 Jahren ist Hodenkrebs die häufigste Krebserkrankung – gerade in dem Alter, in dem zahlreiche soziale Weichenstellungen wie Ausbildung, Karriere- und Familienplanung anstehen.

Zu den möglichen Symptomen zählen vor allem eine tastbare, schmerzlose Verhärtung, eine schnell wachsende Schwellung oder Schmerzen im Hodenbereich“, erklärt Dr. Tobias Pottek, Urologe im Vivantes Klinikum Am Urban in Berlin. Auch ein Schweregefühl oder Ziehen in der Leiste und selten auch schmerzende, geschwollene Brustdrüsen könnten auf einen Hodenkrebs hinweisen. Bei bereits fortgeschrittener Erkrankung kämen oft Rückenschmerzen hinzu.

Dr. Tobias Pottek, Urologe im Vivantes Klinikum Am Urban in Berlin
Dr. Tobias Pottek, Urologe im Vivantes Klinikum Am Urban in Berlin

Auch wenn noch keine eindeutige Ursache der Erkrankung gefunden wurde, gebe es eine Reihe bekannter Risikofaktoren, erläutert Dieckmann: „Hodenkrebs in der Familie, vor allem bei einem Bruder, ist mit einem fünffach höheren Risiko verbunden. Aber selbst entfernte männliche Verwandte weisen noch ein leicht erhöhtes Risiko auf.“ Auch ein angeborener Hodenhochstand sei mit einem erhöhten Risiko verbunden. „Das gilt auch dann, wenn der Hodenhochstand schon in der Kindheit operiert wurde.“ Und wer in der Vorgeschichte bereits an einem Hodenkrebs erkrankt und rechtzeitig behandelt worden war, habe ein rund 20-fach erhöhtes Risiko, auch im verbliebenen zweiten Hoden einen Tumor zu entwickeln.


Die Deutsche Krebsgesellschaft rät zur regelmäßigen Selbstuntersuchung.


Selbstuntersuchung durch Abtasten „Leider gibt es beim Hodenkrebs keine spezielle Untersuchung, mit der wir ein Screening zur Früherkennung durchführen könnten“, sagt Pottek. Die Deutsche Krebsgesellschaft rät zur regelmäßigen Selbstuntersuchung: Vor allem Männer mit einem erhöhten Risiko sollten ab der Pubertät einmal im Monat ihre Hoden abtasten und dabei auf Auffälligkeiten achten. „Ein gesunder Hoden fühlt sich etwa so an wie unser Daumenballen an der Innenseite“, erhöheklärt Pottek. „Ein Hodentumor ist eher als harte Schwellung zu ertasten, etwa so groß wie ein Kirschkern.“ Bei einer solchen Verhärtung sollte sich der Betroffene sofort an eine Urologin oder einen Urologen für Ultraschall- und Blutuntersuchungen wenden, betont Pottek.


Ein Hodentumor ist eher als harte Schwellung zu ertasten, etwa so groß wie ein Kirschkern.


Operation steht an erster Stelle
Erhärtet sich der Verdacht, wird im Rahmen einer Operation eine Gewebeprobe aus dem betroffenen Hoden auf Krebszellen untersucht. „Werden dabei Krebszellen gefunden, muss der Hoden inklusive des Samenstrangs entfernt werden“, sagt Pottek. Hat sich der Krebs zu diesem Zeitpunkt schon in das umliegende Gewebe oder über das Blut auf andere Organe ausgebreitet, folge nach der Operation noch eine Chemotherapie.

Strahlentherapie wird beim Hodentumor nur noch selten eingesetzt. Insgesamt lägen die Heilungschancen beim Hodenkrebs bei über 95 Prozent, ergänzt der Urologe. „Wer sich die Option offenhalten möchte, später einmal eigene Kinder zu zeugen, sollte vor der Chemotherapie Sperma für eine spätere künstliche Befruchtung einfrieren lassen, da sowohl die Erkrankung als auch die Medikamente die Spermienproduktion massiv beeinträchtigen können.“


Die Heilungschancen beim Hodenkrebs liegen bei über 95 Prozent.


Blutmarker könnte die Diagnosestellung erleichtern
Künftig könnte ein neuer zusätzlicher Blutmarker, die „microRNA 371“, die Diagnostik und gezielte Therapie des Hodenkrebses deutlich vereinfachen und verbessern, so Dieckmann. Dieser Labortest sei zwar noch nicht überall verfügbar und werde auch noch nicht von den Krankenkassen erstattet, habe sich aber als sehr zuverlässig und hilfreich erwiesen. Jens Bonnet

Weitere Artikel