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WAHRZEICHEN

Ein Turm namens „Sander Dickkopp”: Lohbrügger Wasserturm

Wasserturm in Lohbrügge

Lohbrügges eigenwilliges Wahrzeichen 

Als der Lohbrügger Wasserturm nach längerer Bauzeit 1907 endlich stand und Lohbrügge noch Sande hieß, hatte er schnell seinen Spitznamen weg: Sander Dickkopp. „Seine Form war doch sehr speziell“, sagt Caroline Bergen vom Kultur- & Geschichtskontor Bergedorf. Auf einem sich verjüngenden Schaft sitzt ein riesiger Kopf. Heute ist er längst nicht mehr für die Wasserversorgung da. Aber ein echter Hingucker und das Wahrzeichen Lohbrügges ist das eigenwillige Bauwerk immer geblieben. Damals sorgte es dafür, dass Sande endlich sauberes Wasser bekam.
 

Schließlich wütete in Hamburg noch die Cholera. So begannen die Wasserwerke 1905 mit dem Bau. Viele Grundbesitzer in Sande waren damals nicht glücklich mit dem ehrgeizigen Projekt. Sie erwarteten hohe Wasserkosten. Aber es kam noch schlimmer. Die Baukosten überstiegen bei weitem die Erwartungen. Grund: Die Höhenangaben in den Plänen stimmten nicht. Bis 1972 war der Wasserturm als solcher in Betrieb. Aber er konnte noch mehr: Von der Aussichtsplattform des 31 Meter hohen Turms, der noch dazu auf einer Anhöhe 71 Meter über Normalnull steht, konnten die Lohbrügger von diesem erhabenen Standort in den Sander Tannen aus den Blick weit übers Land schweifen lassen, bis nach Hamburg und in die Vier- und Marschlande.
 

Und auch von Ausflüglern wurde der Turm gern genutzt. Die Gastwirtschaft im Erdgeschoss, die schon 1908 eingerichtet wurde, existiert noch heute, ebenso wie die Wohnräume darüber. Im Zweiten Weltkrieg diente der Turm als Flugabwehrstation. „1945 war der Wasserturm in großer Gefahr“, erzählt Caroline Bergen vom Kultur- & Geschichtskontor Bergedorf.
 

Ein Kommando der Wehrmacht war kurz davor, ihn zu sprengen. Doch die Soldaten wurden von fest entschlossenen Lohbrügger Frauen mit Wassereimern vertrieben. Im harten Winter wurden die Bäume rundherum abgeholzt. Nun war der Turm von noch weiter her zu sehen.

Postkarte – vermutlich aus den 1930er Jahren
Postkarte – vermutlich aus den 1930er Jahren

Als die Wasserwerke ihn an die Stadt Hamburg verpachteten, verwahrloste er. Die Kulturgenossenschaft Wasserturm pachtete ihn 1984 und schaffte es, ihn ohne öffentliche Gelder zu renovieren. Unten zog 1985 die Kulturkneipe ein. Fortan hatte der 31 Meter hohe Turm wieder eine Bestimmung. Die Kulturgenossenschaft zog bald darauf den Kürzeren. „Das Bezirksamt verhinderte, dass sie den Turm kaufen konnten“, erzählt Caroline Bergen. Stattdessen wurde er 1994 für eine D-Mark an einen privaten Käufer verkauft mit der Auflage, ihn zu renovieren. Das tat allerdings erst der nächste Käufer. Wenn auch nicht immer originalgetreu. Und das, obwohl der Turm seit 1996 unter Denkmalschutz steht. 2018 war die Sanierung endlich abgeschlossen. Die Aussichtsplattform ist nicht mehr geöffnet. Und auch die Gastwirtschaft ist derzeit zu. Bleibt abzuwarten, wie es mit dem Sander Dickkopp weitergeht. Schließlich haben sich die Lohbrügger – und nicht nur die – längst an seinen Anblick gewöhnt.

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