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Ferienwohnung „to go“

Vom Spießerurlaub im Rippenhemd zum chilligen Individualisten-Trend: Unterwegs mit Wohnmobil oder Wohnwagen

Größer geht immer: Große Wohnmobile bieten oft so viel Platz wie eine Kleinwohnung, werden dadurch jedoch auch schnell etwas unhandlich. Foto: fotolia - tournee
Größer geht immer: Große Wohnmobile bieten oft so viel Platz wie eine Kleinwohnung, werden dadurch jedoch auch schnell etwas unhandlich. Foto: fotolia - tournee
Der Winter naht und mit ihm die beste Zeit, bei einer Tasse Tee den kommenden Sommerurlaub zu planen. Die einen durchforsten dazu Kataloge und Internetseiten diverser Reiseanbieter nach dem passenden Angebot und vergleichen Flugpreise sowie Kosten für den Mietwagen vor Ort. Andere halten nach einem mehrjährig gültigen allinclusive-Angebot Ausschau, das in den vergangenen Jahren einen beeindruckenden Imagewandel vollzogen hat: Der Urlaub im Wohnwagen oder mit einem Wohnmobil hat sich vom Spießerurlaub im Rippenhemd zum chilligen Individualisten-Trend gemausert. Wer sich von der neuen Lust auf die eigene Ferienwohnung „to go“ hat anstecken lassen, steht zunächst vor der grundlegenden Frage aller mobilen Urlauber, die mehr Komfort suchen als Zelt und Isomatte bieten können: Wohnmobil oder Wohnwagen?

Wohnmobil oder Wohnwagen?

Der offensichtlichste Unterschied liegt im Antrieb: Das Wohnmobil ist ein Auto, der Wohnwagen ein Anhänger. Daraus ergeben sich auch gleich alle anderen Unterschiede, Vor- und Nachteile. Erstens: Wer mit dem Wohnwagen auf Reisen gehen will, braucht ein geeignetes Zugfahrzeug. Eine Anhängerkupplung ist da Grundvoraussetzung. Die meisten Wohnmobile und Wohnwagen können mit einem normalen Pkw- Führerschein gefahren oder gezogen werden. Wer sich aber für einen Wohnwagen entscheidet, der ein so hohes Leergewicht hat, dass Zugfahrzeug und Anhänger zusammen 3,5 Tonnen Gesamtgewicht überschreiten, muss einen Anhängerführerschein nachweisen. Daran lässt sich auch erkennen: Ein Wohnmobil lässt sich meist leichter fahren als ein Gespann. Zweitens: Wer mit Gespann unterwegs ist, hat ein ganz normales Auto für kleinere Touren zur Verfügung, während der Wohnwagen auf dem Campingplatz bleiben kann. Wohnmobilisten haben immer gleich ihr ganzes „Haus“ dabei. Auf Ausflügen in Innenstädte kann das schon einmal anstrengend werden. Vor der Anschaffung eines mobilen Zuhauses ist es deswegen sinnvoll zu überlegen, welche Art des mobilen Urlaubs geplant ist. Wer hauptsächlich unterwegs sein möchte, setzt auf Wohnmobile. Urlauber, die gern längere Zeiten auf Campingplätzen verbringen, sind meist mit einem Gespann besser dran. Drittens: Wohnmobile sind komplette Fahrzeuge – mit aller Technik, die dazugehört. Das heißt auch: Sie sind teurer in Anschaffung und Unterhalt. Ein neuer Kleinst-Wohnwagen ist zum Beispiel ab rund 5.000 Euro zu haben, ein Einsteiger- Wohnmobil meist ab rund 35.000 Euro. Die Preisspannen sind jedoch in beiden Segmenten groß. Wer nicht neu kaufen möchte, findet ein großes Angebot an günstigeren Gebrauchtmodellen. Besonders beliebt sind beide Varianten übrigens bei Hundebesitzern, die sich mit der Anschaffung des rollenden Ferienhauses die oft lästige Suche nach haustierfreundlichen Unterkünften ersparen wollen.

Trends: Leichter, heller, flexibler

Klein & wendig: Wer es minimalistisch mag, dem reichen auch 2x3 Meter. Die Kleinsten unter den Wohnwagen sind besonders bei jungen Leuten „hip“. Foto: privat
Klein & wendig: Wer es minimalistisch mag, dem reichen auch 2x3 Meter. Die Kleinsten unter den Wohnwagen sind besonders bei jungen Leuten „hip“. Foto: privat
Wirft man einen Blick auf die Neuheiten in der Branche, fallen vor allem drei Trends ins Auge. Der erste ist besonders für Einsteiger interessant, denn immer mehr Anbieter stellen multifunktionale Systeme her, mit denen sich „normale“ Fahrzeuge in Minicamper verwandeln lassen. Solche Systeme umfassen Miniküchen, Stauraum und Konstruktionen für Liegeflächen und können schnell ein- und ausgebaut werden. Kastenwagengröße sollte das Grundfahrzeug allerdings haben. Der zweite Trend bezieht sich auf die Innenausstattung „echter“ Wohnmobile und Wohnwagen. Das Modell „Holzvertäfelung“, gern in glänzendem Kunststoff, wird zunehmend von heller, modern designter Innenausstattung und Fußböden in Stäbchenparkettanmutung abgelöst. In der Luxusklasse erinnert das Interieur inzwischen an die Ausstattung großer Jachten. An dritter Stelle geht es um die Leichtigkeit des Reisens – und das wortwörtlich. Denn auch im Wohnwagenbau kommen immer häufiger Leichtbaukonstruktionen zum Einsatz. Der Vorteil liegt auf der Hand: Je leichter der Anhänger, desto größer die Auswahl an Pkw, mit denen er gezogen werden kann.

Der Test: Campingleben

Mit einem Vorzelt lässt sich die „Wohnfläche“ von Wohnwagen und Wohnmobil meist mit wenigen Handgriffen verdoppeln. Foto: privat
Mit einem Vorzelt lässt sich die „Wohnfläche“ von Wohnwagen und Wohnmobil meist mit wenigen Handgriffen verdoppeln. Foto: privat
Ist das mobile Eigenheim angeschafft, kann das gute Gefühl, nun zur exklusiven Gemeinschaft der Camper zu gehören, durch die beeindruckend umfangreichen Kataloge großer Campingausrüster noch gesteigert werden. Denn auch wenn mit dem Wohnwagen oder Wohnmobil die Basis für die kommenden Urlaube und Spontanausflüge gelegt ist – mehr geht immer. Die Angebote reichen vom einfachen Klo-Eimer über den 24-Zoll-Fernseher mit passender Halterung bis zur Campingdusche für den Vierbeiner. Ist die Entscheidung für einen Wohnwagen gefallen, der zudem die meiste Zeit auf einem festen Platz stehen soll, gehört ein Vorzelt mit festem Boden, zum Beispiel aus Kunststofffliesen, die ähnlich wie Klick-Laminat verlegt werden, auf jeden Fall zur Grundausstattung. Stilechte Camper können auch auf eine „Outdoorküche“ kaum verzichten – die Varianten reichen vom Gaskocher für die Naturburschen bis zur komplett ausgestatteten Küchenzeile für das Vorzelt. Übrigens: Wer verhindern möchte, dass unsensible Nicht-Camper ihn mit Gartenzwergen und ausklappbarem Kunststoff-Jägerzaun „beglücken“, sollte rechtzeitig vorsorgen. Ein gutes Argument: „So etwas ist auf unserem Platz gar nicht erlaubt.“ Und das ist in einigen Fällen nicht einmal gelogen. Apropos Stellplatz: Auch wenn die größeren Wohnwagen und Wohnmobile inzwischen eine eigene Küche und Sanitäranlagen mit Toilette, oft auch Dusche, an Bord haben, bleibt die Entscheidung für ein mobiles Feriendomizil zu guter Letzt doch meist eng verbunden mit dem Leben auf dem Campingplatz. Und das will gemocht sein, denn trotz aller Freiheitsliebe, die sich in Wohnwagen und Wohnmobil hervorragend ausleben lässt, kommen spätestens auf Campingplätzen Regeln ins Spiel, zum Beispiel die Nachtruhe. Hinzu kommt eine Nachbarschaft, die einem oft zumindest räumlich recht eng an den eigenen Wagen rücken kann. Das Gute ist: Wem es nicht gefällt, der macht die Tür zu und fährt weiter. Der Hausstand reist ja mit.

Wer nach allen Überlegungen noch zaudert, ob der neue Trend vom mobilen Urlaub das Richtige für ihn ist, sollte unbedingt „probeurlauben“. Etliche Anbieter verleihen Wohnmobile, und auch auf Campingplätzen stehen oft Wohnwagen zur Miete. Wer sich so gar nicht mit der Idee anfreunden kann, verschläft den Trend einfach weiterhin in einer Urlaubsunterkunft ohne Reifen. ivo


Bis September 2018 wurden in Deutschland 21.523 Caravans neu zugelassen. Ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von 6,5 Prozent. Bei Wohnmobilen lag die Steigerung sogar bei 14,3 Prozent - 41.036 neue Wohnmobile gingen auf die Straße. Quelle: Caravaning Industrie Verband e.V.
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