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Gastgeber aus Leidenschaft

Hotelfachleute sind Servicespezialisten. Sie müssen aufgeschlossen und sehr zuverlässig sein. Organisationstalent ist ebenfalls wichtig

Henry Grote hat in seiner Ausbildung zum Hotelfachmann im Hotel Atlantic auch Zimmer geputzt. FOTO: MARKUS SCHOLZ/DPA-TMN
Henry Grote hat in seiner Ausbildung zum Hotelfachmann im Hotel Atlantic auch Zimmer geputzt. FOTO: MARKUS SCHOLZ/DPA-TMN
Verena Wolff 

Henry Grote hat die Augen überall. Ist die Serviette richtig gefaltet? Liegt das Silberbesteck an der korrekten Stelle? Braucht ein Gast Hilfe? Der 22-Jährige wird Hotelfachmann, er ist in seinem letzten Lehrjahr im Hamburger Traditionshotel Atlantic, das vom Kempinski-Konzern gemanagt wird. „Mir macht es Spaß, mich um die Gäste zu kümmern“, sagt der gebürtige Westfale. Nach seinem Abitur ging er zunächst für ein Jahr nach Florida und arbeitete dort im Disney-Park Epcot.

Das war die ideale Vorbereitung auf seinen heutigen Job. Angehende Hotelfachleute müssten sich nicht direkt nach der Schule in die Ausbildung stürzen, sagt Sophia Funk, die Personalchefin des Atlantic. Wer erst mal die Welt bereist, ein soziales Jahr einlegt oder sich engagiert, kann sich danach noch immer bewerben. „Denn so tut man etwas für die Fähigkeiten, mit Menschen umzugehen und für Menschen dazu sein“, sagt sie.

Schichtarbeit, regelmäßiger Dienst am Wochenende und die Pflicht, immer freundlich zu sein: Für die Hotellerie wird es aufgrund solcher Bedingungen immer schwieriger, gute Azubis zu finden. Und bezahlt wird die Ausbildung auch nur mittelmäßig, wie Zahlen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages belegen. Im Atlantic beginnen die Azubis mit 710 Euro, im letzten Lehrjahr gibt es 900 Euro. Allerdings: Verpflegt werden die Azubis oft in ihrem Hotel, auch gibt es Mitarbeiterunterkünfte. „Sonst wäre es gerade in den großen Städten und den beliebten Urlaubsorten schwierig“, so Sandra Warden, Geschäftsführerin beim Bundesverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes und zuständig für die Ausbildung.
  
Im Hotel muss jeder Azubi alles machen, sowohl im operativen als auch im administrativen Bereich. Henry arbeitet am liebsten direkt „am Gast“, wie das in der Branche heißt. Trotzdem hat er „auf der Etage“ auch Betten gemacht und Zimmer geputzt. Außerdem hat Henry in der Frühstücksküche das Essen zubereitet, in der Warenwirtschaft gearbeitet, bei der Planung von großen Konferenzen geholfen und bei Banketten bedient. Vertrieb, Marketing,Veranstaltungsverkauf, der Empfang und der Gästeservice standen ebenfalls auf seiner Liste. Und einen Monat lang war er in Frankfurt in zwei anderen Kempinski-Hotels. Das sei ein Vorteil, wenn Azubis bei einem internationalen Unternehmen oder einem Kettenhotel arbeiten, sagt Warden. Dennoch sei die eine Ausbildung nicht zwangsläufig besser als die andere: „Es gibt inhabergeführte Hotels, in denen die Auszubildenden fast zur Familie gehören und eine hervorragende Schule durchlaufen.“ Urlaubs- oder Businesshotel, ein Haus, das viele Veranstaltungen ausrichtet, oder eines, das sich auf Familien konzentriert: Ausbildungsmöglichkeiten gibt es überall, aber Hotel und Azubi sollten zusammenpassen. Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben. Es komme viel mehr auf die Soft Skills an, sagt Warden. „Aufgeschlossenheit, Zuverlässigkeit, Flexibilität, Organisationstalent, sprachliche Fähigkeiten, Mobilität – das sind alles Dinge, die wichtig sind.“
  

Job-Info

Ausbildungsdauer: drei Jahre
Voraussetzungen: mind. MSA, Belastbarkeit, Kommunikationsfreude, Flexibilität
Ausbildungsentgelt: 672 Euro verdienen Azubis im ersten Jahr durchschnittlich, im dritten Jahr sind es 862 Euro
Einstiegsgehalt: ca. 1900 Euro
Weiterbildungsmöglichkeiten: Fachwirt im Gastgewerbe, Tourismus-Studium
Weitere Infos: www.dehoga-bundesverband.de

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