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Stormarn

Gut Altfresenburg – alte Schönheit in neuem Glanz

Ein architektonisches Juwel Stormarns gewinnt seinen ursprünglichen Charme zurück und wird zum Kompetenz-Zentrum für Gesundheit, Energie und Umwelt

Ein Beispiel klassizistischer Baukunst: das Herrenhaus mit rund 35 Zimmern, Fotos (4): Petra Sonntag
Ein Beispiel klassizistischer Baukunst: das Herrenhaus mit rund 35 Zimmern, Fotos (4): Petra Sonntag
Die Idee, mit Freunden ein altes Gut zu kaufen, um dort zu leben und zu arbeiten, kam Astrid Kühl und Martin Reitzig schon vor 15 Jahren. Doch erst als Gut Altfresenburg vor den Toren Bad Oldesloes 2015 zum Verkauf stand, nahm sie Gestalt an. Das Ehepaar aus dem Kreis Segeberg gründete eine Kommanditgesellschaft, stellte die Finanzierung des millionenteuren Kaufs sicher und übernahm 2016 das Herrenhaus vom Vorbesitzer Martin Freiherr von Jenisch. Bis heute ist die Sanierung und Restauration des mehr als 200 Jahre alten Gebäudes in vollem Gange. Einige Räume im Obergeschoss sind bereits vermietet. Die 35 Zimmer sollen ausschließlich gewerblich genutzt werden – als Büros und als Praxis- und Seminarräume. Vor allem Dienstleister aus den Bereichen Gesundheit, Energie und Umwelt sind als Mieter erwünscht – mit der Perspektive, auch auf dem Gelände wohnen zu können.

Anfang des Jahres erwarb die Eigentümergesellschaft noch das Torhaus, Scheunen und ein weiteres Stück des sechs Hektar großen Gutsgeländes.  

Auch die Außenanlage steht unter Denkmalschutz. Die Scheunen rechts sollen genauso hoch werden wie links im Bild und dienen künftig als Wohnungen. Auf dem Torhaus in der Mitte sitzt ein noch betriebener Glockenturm.
Auch die Außenanlage steht unter Denkmalschutz. Die Scheunen rechts sollen genauso hoch werden wie links im Bild und dienen künftig als Wohnungen. Auf dem Torhaus in der Mitte sitzt ein noch betriebener Glockenturm.
In der Hülle der historischen Bausubstanz sollen hier in Bauherrengemeinschaft rund 35 Miet- und Eigentumswohnungen entstehen, mit hohem Anspruch an Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit. „Wir sehen uns als Treuhänder, die Gut Altfresenburg durch die Zeit begleiten“, sagt Martin Reitzig, er und seine Frau hatten sich gleich in das Objekt verliebt. „Wir hatten keinen Schimmer von Klassizismus“, gesteht Astrid Kühl und lacht. Inzwischen haben die beiden viel gelernt, über Architekturstil ebenso wie über die Qualität alter Bauweisen. „Vor 200 Jahren wurde viel gesünder gebaut als heute“, sagt Kühl. Mehr als zehn Container voll späterer „Bausünden“ haben sie entsorgt – und wollen nun Raum für Raum originalgetreu wiederherstellen. „Es war gar nicht einfach, Handwerker zu finden, die noch echten Kalkputz beherrschen.“ Das Ehepaar legt großen Wert darauf, dass nur ökologische Stoffe zum Einsatz kommen. Mehr als 200 kleine Schnitte wurden in die Wand geritzt, um heraus zufinden, welche Farben sie ursprünglich trugen. „Es waren warme, mediterrane Töne.“, sagt Kühl. „Wir haben vieles gefunden, was lange versteckt war, neben Malereien auch einen Geheimgang zum See, der im Keller verborgen war.“

Nick Nolte und Matt Dillon waren auch schon hier
 
Dies war die Küche in „Honig im Kopf“
Dies war die Küche in „Honig im Kopf“
Eigentümer Martin Reitzig (45) und Astrid Kühl (42)
Eigentümer Martin Reitzig (45) und Astrid Kühl (42)
Um die originalgetreue Restauration finanzieren zu können, wurde der Verein Kulturgut Altfresenburg e. V. gegründet. Auch die Dreharbeiten für „Head Full of Honey“, der Hollywoodversion von Til Schweigers Kinoerfolg „Honig im Kopf“, im Sommer waren eine willkommene Einnahmequelle. Keine Geringeren als die US-Schauspieler Matt Dillon und Nick Nolte waren drei Wochen zu Gast auf dem Gut, das im Stil eines englischen Herrenhauses hergerichtet wurde.

„Nick Nolte hat noch immer viel Charme und ist sehr herzlich gewesen“, schwärmt Astrid Kühl. Zeitweise waren bis zu 300 Leute am Filmset. Jede Menge Leben. Bis hier richtig gewohnt wird, dauert es aber noch, wahrscheinlich bis 2020. „Das Projekt ist wie ein Fluss“, sagt Reitzig, „man muss sich in die Strömung begeben.“ ps

Ein Denkmal mit langer Tradition

Gut Altfresenburg gehört zu den ältesten Gütern in Stormarn. Im 16. Jahrhundert besaß es die berühmte Holsteiner Familie von Ahlefeldt, die dem Reformator Menno Simons in der benachbarten Mennokate Zuflucht geboten hat. Im 17. Jahrhundert gab es wechselnde Eigentümer, bis schließlich Hugo von Buchwald den dänischen Baumeister Christian Frederik Hansen mit dem Bau des heutigen Herrenhauses beauftragte.

1791 stellte dieser das 1000 Quadratmeter große Haus fertig. Es ist eines der letzten vollständig erhaltenen Gebäude aus der Hand des wohl einflussreichsten Vertreters des Klassizismus in Nordeuropa. Er hat auch das Rathaus in Bad Oldesloe entworfen. 1834 ging das Gut in den Besitz der Familie von Jenisch über. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zur Flüchtlingsunterkunft. Nach dem Krieg wurde das Herrenhaus zunächst außen, Ende der 70er-Jahre dann auch innen renoviert. Dabei gingen etliche architektonische Details unter Putz und Verkleidungen und hinter nachträglich eingezogenen Mauern verloren. Das Gebäude diente zuletzt unter anderem als Schulungsstätte und als Showroom für Möbel aus aller Welt.
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