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Motorrad in Hamburg

Motorrad in Hamburg: Prominente Passionen

Vom Politiker bis zum Künstler: sieben Hamburger und ihre Liebe zum Motorradfahren

Fotos: M. Rauhe, B. Fabricius, S. Wallocha, privat
Fotos: M. Rauhe, B. Fabricius, S. Wallocha, privat
DER PROPST UND DIE LIEBE ZU DEN BIKERN

Erich Faehling hat 22 Jahre lang Motorradgottesdienste gehalten, den größten in Hamburg mit bis zu 40.000 Teilnehmenden, den ökumenischsten im Kölner Dom zur Intermot und den kleinsten in seiner damaligen Landgemeinde Bokhorst. Heute ist Faelhing Propst im Kirchenkreis Plön-Segeberg. „Auf meiner GS bin ich seitdem seltener unterwegs. Und meine alte Gummi-Kuh, R 100 RT, 35 Jahre alt, steht sich die Räder in den Tank. Aber wenn es geht, fahr ich los: nach Norden, möglichst mit Blick aufs Meer oder nach Süden bis in die Dolomiten“, sagt Faehling. Seine schönste Tour? „Vielleicht die nach Palermo – mit dem Autozug nach München und dann in kleinen Etappen bis nach Sizilien – übrigens mit dem Boxer.“ Zurück ging es nach Genua auf der Fähre und dann wieder über die Alpen. Faehling: „Motorradfahrer grüßen sich auch in Social-Media-Zeiten immer noch mit der linken Hand, und die meisten halten immer noch einfach dort an, wo sie entweder etwas Schönes entdeckt haben – oder wo sie gebraucht werden. Schönes Volk – ich mag die Biker.“
 
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DER SCHULSENATOR FÄHRT IM MORGENGRAUEN

Ties Rabe ist Frühaufsteher: Wenn der Schulsenator im Sommer um 5 Uhr aufsteht und losfährt, lebt er seine Leidenschaft aus und fährt zwei Stunden Motorrad. „Da sind kaum Autos auf den Straßen – und auch keine Fliegen unterwegs“, sagt Rabe. Denn wenn er eines nicht mag, dann ist es ein mit toten Insekten verdrecktes Bike. Deshalb fährt Ties Rabe Motorrad, wenn die Fliegen schlafen. An der Elbe entlang in Richtung Lauenburg, das ist so eine der Hausstrecken des SPD-Politikers: „Ich bin der Typ für kurze Touren.“ Gern fährt er auch in Richtung Mölln oder Ratzeburg. Ein Urlaub mit dem Motorrad – das ist nicht sein Ding. Er fährt nicht irgendwo hin, sondern macht Rundtouren. „Ich liebe die tollen Gerüche beim Motorradfahren: dunkler, modriger Wald, frisch gemähte Wiesen, blühende Rapsfelder, stinkende Schweineställe“, sagt Rabe. Auch die „herrlichen Blicke“ in die Natur genießt er unter seinem Helm. Das sei ganz anders als beim Autofahren. Die Honda CBF 1000 ist sein fünftes Motorrad – das erste war eine Yamaha XT 250. Am liebsten fährt Rabe allein – im eigenen Rhythmus. „Beim Motorradfahren kann ich absolut abschalten.“ (br)
 
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DER REEDER ALS WELTENBUMMLER

Ottmar Gast plant gerade seine nächste große Tour: Im September möchte der langjährige Chef der Reederei Hamburg Süd mit dem Motorrad durch Pakistan fahren. „Da sind wir zu fünft unterwegs, mit Begleitfahrzeug für das Gepäck und einem wirklich ortskundigen Freund.“ Seine Zweirradkarriere begann Ottmar Gast als 15-Jähriger mit einer Mofa. „Mit 19 fuhr ich eine 750er BMW.“ Auf den Geschmack, die Welt mit dem Motorrad zu erkunden kam Ottmar Gast, als er in den 90er-Jahren bei Hamburg Süd anfing: Seine Reisen führten ihn unter anderem durch die Türkei, nach Neuseeland, Marokko, Südafrika, Namibia, Rumänien – und viermal nach Südamerika. „Wir sind von Ushuai bis Lima alle Pässe der Anden gefahren“, sagt Gast. „Die Touren durch die Anden waren wirklich das Faszinierendste, was ich erlebt habe“, schwärmt der Motorradliebhaber, der vor seiner Karriere bei der Reederei als Automobil- und Motorradkonstrukteur gearbeitet hat.

Fünf Motorräder besitzt Ottmar Gast: eine BMW R1200 GS, BMW nineT, eine historische BMW R75/5, eine Triumph und eine Ducati. „Für die Pakistan-Tour werde ich mir wohl jetzt noch eine leichtere Enduro zulegen“, sagt der 67-Jährige, der auch noch in diversen Aufsichtsräten aktiv ist. In Norddeutschland fährt Gast fast gar nicht mehr: „Ich liebe Schotterpisten und Erdstraßen.“ Hat jemand, der mit dem Motorrad so viel auf der Welt herumgekommen ist, noch Traumziele? Da muss Ottmar Gast schon lange überlegen: „Ich habe immer davon geträumt, einmal die ganze Seidenstraße mit dem Motorrad zu fahren. Solange ich im Job war, konnte ich das nicht machen – jetzt ist die Strecke leider weitgehend asphaltiert.“ Äthiopien würde ihn noch einmal reizen. (br)
 
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DER FREUND DER KUNSTHALLE MACHT TOUREN MIT KULTUR

Ekkehard Nümanns Motorradtouren haben meist kulturelle Ziele. Nur zu fahren ist dem früheren Notar und Vorsitzenden der Freunde der Hamburger Kunsthalle nicht genug. Ein Parkplatz mit lauter anderen Motorrädern ist kein Ziel für ihn. Ekkehard Nümann ist Tourenfahrer. Sein Bike: eine BMW R1250 RT. Urlaube machen er und seine Frau Ingrid Nümann-Seidewinkel gern auf zwei Rädern. Seine Frau, ehemalige Hamburger Finanzsenatorin und Vorsitzende der Patriotischen Gesellschaft, fuhr selbst lange eine Harley-Davidson. Seine bislang schönste beeindruckendste Tour? Da muss Nümann nicht lange überlegen: „Ecuador“, sagt er ohne zu zögern. Das war eine Tour mit Freunden, von denen einer in Ecuador aufgewachsen ist. Da ging es mit Enduros hoch in die Berge – auf mehr als 4000 Metern Höhe. (br)

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DER SCHAUSPIELER REIST AM LIEBSTEN IN DIE BERGEN

Für den Schauspieler Veit Stübner („Morden im Norden“, „Der Untergang“, „Tatort“) ist ein Leben ohne Motorrad kaum vorstellbar. „Für mich war Motorrad immer das Größte. Ich bin damit groß geworden. Ich habe schon mit 13 Jahren meine erste Maschine auseinandergebaut“, sagt der gebürtige Berliner, der in Hamburg-Winterhude lebt. „Motorradfahren ist für mich ein Lebensgefühl.“ Früher fuhr er 30.000 Kilometer im Jahr – heute ist Veit Stübner mit seiner BMW R1200 GS seltener und meist allein unterwegs. „Sich mit Freunden zum Mopedfahren zu verabreden ist oft ein Zeitproblem.“ Mit seiner BMW und Zelt im Gepäck geht Veit Stübner auf Reisen. „Ich fahre Motorrad am liebsten in den Bergen. In Italien, in den Seealpen. Eng gezogene Straßen und steile Hänge. Das ist mein Ding.“ Sein tollstes Motorraderlebnis hatte der Schauspieler in der „Villa Löwenherz“, beliebter Motorradtreff im Weserbergland. „Die ganze Atmosphäre dort war unglaublich freundschaftlich. Ich fühlte mich sofort wie in einer großen Familie.“ (JR)

 

 
DER STARTENOR KURVT GERN SOLO

Klaus Florian Vogt ist einer der herausragendsten Tenöre – und begeisterter Motorradfahrer. Der aus Heide stammende Sänger zählt zu den Publikumslieblingen an der Hamburger Staatsoper. „Ich fahre eine Harley-Davidson. Motorradfahren bedeutet für mich Freiheit und Ablenkung, aber auch Konzentration“, sagt er. Am liebsten fährt er alleine in Verbindung mit etwas Notwendigem: „Ich fahre gerne mit dem Motorrad zur Probe. Ab und zu fahre ich auch über Land, um frische Luft zu tanken, und als Ausgleich.“ Wundervolle Erinnerungen hat er an eine Partei durch die Holsteinische Schweiz: „Eine Tour durch Ostholstein mit meinem Bruder. Wir waren mit zwei Motorrädern und Zelt unterwegs, herrlich.“ (JR)
 
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DER HAFENCHEF GEHT AUF TOUR MIT ANDEREN MANAGERN

Jens Meier fährt gern durch den Hafen: Da verbindet er das Angenehme mit dem Nützlichen: Wenn es größere Baustellen gibt, dann schaut der Chef gern mal mit dem Motorrad vorbei. „Das hat mehrere Vorteile: Auf zwei Rädern komme ich schneller an die Orte, und die Atmosphäre ist gleich entspannter“, sagt der 53 Jahre alte CEO der Hamburg Port Authority (HPA). Aber natürlich tourt er mit seiner BMW R1200 RT auch weiter: „Motorradfahren ist meine große Leidenschaft. Jedes Jahr fahre ich mit meiner Gruppe Business-Biker eine größere Tour“, sagt Meier. Es ging schon in die Seealpen und 2019 in die Dolomiten bei Cortina d’Ampezzo. „Das war ein unvergleichliches Erlebnis, weil man die Natur hautnah erlebt. Man startet unten im Tal bei 30 Grad im Schatten – und oben auf den Pässen sinkt die Temperatur plötzlich auf null Grad. Das ist beeindruckend.“ Einmal würde Jens Meier gern an der Westküste der USA den legendären Highway Number 1 mit dem Motorrad entlangfahren – und zwar von Norden nach Süden.
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