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Wie ein Altbau im Zylinderviertel zum Plus-Energiehaus wurde

Von der Kaffeemühle zum Kubus: Energiehaus mit Pelletheizung im Zylinderviertel in Lokstedt

Nachher: Ein weißer Kubus wurde hinter dem Altbau errichtet Foto: mf

„„Zum Lagern von Weißwein eignet sich unser Keller nun nicht mehr“, scherzt Volker Henkel, als er durch das angenehm warme Untergeschoss seines Hauses im Zylinderviertel führt. Hier schlägt mit Pelletheizung, Solarthermie mit Pufferspeicher, Batterie und Lüftungsanlage mit Wärme- und Feuchterückgewinnung das Herz seines Energiehauses.

Für sein neues Werk hat er etwa zwei Stunden gebraucht. Und das sieht man auch: Die Arbeit ist (auch für Laien erkennbar) gut geworden. „Die Arbeit dort ist richtig aufwändig“, sagt er und zeigt auf das großformatige Buchstabenwerk „CHUK“ von Bruce RSK, so das Pseudonym. „Dafür hat er bestimmt mehrere Stunden gebraucht. Das kannst Du nur schaffen, wenn Du eine legale Fläche und die Zeit hast“, erklärt Richard, der seine Werke mit Nano taggt.

Bei der Besichtigung muss man den Kopf einziehen: Der Kellerboden wurde um 12 Zentimeter höher gelegt und ist dauerhaft angenehm warm. Früher stand hier ein Öltank: „Das Haus war eine Ölvernichtungsanlage, 4000 Liter wurden im Jahr verbraucht“, erinnert sich Volker Henkel. Der Informatiker wohnt mit seiner Familie im Zylinderviertel und kann manchmal selbst nicht ganz glauben, was mit dem rotgeklinkerten Altbau aus den 1930er Jahren, dessen Form an eine Kaffeemühle erinnert, gelungen ist: Aus dem Altbau wurde ein modernes Gebäude mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, die das Elektroauto der Familie mit überschüssigem Strom lädt.

„Dank der guten Wärmedämmung können wir auf Heizkörper verzichten und die benötigte Restwärme durch Pellets erzeugen und mit 25 bis 27 Grad Vorlauftemperatur in die Fußboden- und Deckenheizung geben“, freut sich Henkel.

Vorher: Die „Kaffeemühle“ ohne den Kubus-Anbau Foto: Henkel
Vorher: Die „Kaffeemühle“ ohne den Kubus-Anbau Foto: Henkel

Steiniger Weg

Der Weg zum nachhaltigen Wohnen war jedoch steinig: Im Zylinderviertel besteht Milieuschutz, die Rotklinker-Optik musste gewahrt werden. Aber es gab die Erlaubnis, einen weißen Kubus an das Bestandsgebäude anzubauen. Für die aufwändigen Baumaßnahmen gab es eine Förderung der Deutschen Energieagentur mit der Auflage, nachhaltige Baustoffe zu verwenden.

Hinter der 70 Zentimeter dicken Wand im Wohnzimmer versteckt sich deshalb eine Holzkonstruktion, die mit kompostierbarer Zellulose gefüllt ist. Hinter den Fensterriemchen verbirgt sich gefärbter Putz, der Feuchtigkeit durchlässt und so die Schimmelbildung, ein Problem bei der herkömmlichen Wärmedämmung, verhindert. Durch große Fensterscheiben im Kubus geht keine Wärme verloren: „Im Sommer kann es eher zu heiß werden.“
 

Ein Balkon beschattet daher die großen Fenster und nachts kühlt eine automatische Lüftung. Volker Henkel möchte sein Wissen und seine Erfahrungen mit anderen Menschen teilen und engagiert sich in der Initiative SoliSolar und in der neu gegründeten Klima AG der Zukunftswerkstatt Lokstedt: „Ich möchte so handeln, dass es für die kommenden Generationen noch eine Zukunftsbasis gibt.“ mf

Info

Tipps und Veranstaltungen zur Selbsthilfe bei nachhaltigen (Um)baumaßnahmen wie etwa Balkonkraftwerken gibt es bei der Zukunftswerkstatt Lokstedt. Angebote und Termine auf www.zukunftswerkstatt-lokstedt.de. Infos zu kleinen Solaranlagen gibt es bei der Initiative SoliSolar unter www.solisolar-hamburg.de

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