Anzeige
Themenwelten Bergedorf
Legale Graffiti-Wand in Lokstedt für Street-Art-Künstler

Der, der mit der Dose sprayt: Niendorfer Graffiti-Künstler Richard Sachau & Graffiti-Wand in Lokstedt

Erst kommt die Idee, dann die Skizze und dann das Material: Manchmal müssen die Farben erst gekauft werden, manchmal werde das Bild mit dem gesprayt, was man noch zu Hause hat, sagt Richard Sachau, Graffiti-Künstler aus Niendorf

„Es müsste mehr legale Flächen für Graffiti-Künstler geben“, sagt Richard Sachau, der gerade eine neue Arbeit an der Lokstedter Spraywand in der Vizelinstraße fertiggestellt hat. „Das ist doch das Problem, dass es nicht genügend solcher Flächen gibt. Wenn viele, die aus der Angst erwischt zu werden, nur schnell etwas hinsprayen („Throw up“ oder „Bombing“ im Fachjargon), kann das auch nicht gut aussehen“, so der 19-Jährige.

Für sein neues Werk hat er etwa zwei Stunden gebraucht. Und das sieht man auch: Die Arbeit ist (auch für Laien erkennbar) gut geworden. „Die Arbeit dort ist richtig aufwändig“, sagt er und zeigt auf das großformatige Buchstabenwerk „CHUK“ von Bruce RSK, so das Pseudonym. „Dafür hat er bestimmt mehrere Stunden gebraucht. Das kannst Du nur schaffen, wenn Du eine legale Fläche und die Zeit hast“, erklärt Richard, der seine Werke mit Nano taggt.

Sprühen mit Lust

Die Fläche befindet sich auf der Rückseite des Fachgroßhandels Peter Jensen in der Vizelinstraße 10 am Standort in Lokstedt. Auf der Vorderseite macht sogar ein Metall-Schild auf die Nutzbarkeit für Graffiti-Künstler/-innen aufmerksam. „Jeder, der Lust hat, die Wand zu gestalten, darf diese nutzen. Von unserer Seite aus gibt es keine weiteren Vorgaben“, sagt Andrea Lange, Marketing-Leiterin des Unternehmens. „Künstler/-innen können ihre Kunst frei gestalten.“

Seit 1995 gibt es in Lokstedt die legale Graffiti-Wand in der Vizelinstraße 10. Wie viele Kunstwerke hier schon gesprayt wurden, ist nicht bekannt Fotos: cc / Grafik: gettyImages
Seit 1995 gibt es in Lokstedt die legale Graffiti-Wand in der Vizelinstraße 10. Wie viele Kunstwerke hier schon gesprayt wurden, ist nicht bekannt Fotos: cc / Grafik: gettyImages

Seit Juni 1995 gibt es hier in Lokstedt dieses Angebot. Auf die Frage, warum der Fachgroßhandel die Wand für Graffiti freigegeben hat, meint Lange: „Wir haben die Fläche zum einen aus Pragmatismus zur Verfügung gestellt (die Wand wird immer wieder kostenlos „übergemalt“, Anm. der Redaktion), zum anderen finden wir aber auch, dass Graffiti als Kunstform an der richtigen Stelle etwas Tristes verschönert, durch Farbe werden trostlose Plätze und langweilige Fassaden aufgewertet.“

Zeitintensives Hobby

Richard sprayt, seitdem er 15 Jahre alt ist. Durch einen Freund kam er auf die Idee, sich auch selbst mal an Wand und Dose auszuprobieren. In den vergangenen Jahren musste er auch schon mal pausieren, weil er erwischt wurde, berichtet der Niendorfer: „Es gab direkt eine Anzeige wegen Sachbeschädigung.“ Dann habe er gegoogelt und die legale Wand in Lokstedt gefunden. „Hier habe ich bereits vier-, fünfmal gesprayt. Heute bin ich hier, weil das Wetter gut ist. Wenn es kalt ist, ist es sehr schwierig, mit der Dose zu arbeiten“, sagt Richard. Ursprünglich wollten er und der Freund zu zweit arbeiten, deshalb kamen sie auf ihr Pseudonym Nano & Dots. Der Freund ist nicht mehr dabei, deshalb gibt es jetzt nur noch Nano – halt ohne Dots. cc

Weitere Artikel
Seite:123456789...15