Siegfried Kühl wusste schon als Achtjähriger, dass er einmal Maler werden wollte. So steht es in den regen Briefwechseln, die der 2015 verstorbene Berliner Kunstpädagoge mit seinen ehemaligen Schülern im Laufe der Jahre unterhielt. Zu ihnen gehört Bernd Sieme, der lange Jahre als Kunsterzieher am Glinder Gymnasium wirkte. Kein Wunder also, dass der Glinder Pädagoge in der 75. Ausstellung aus der Reihe „Kunst und Musik“ im Schulzentrum Glinde Bilder seines früheren Lehrers zeigt. Noch bis zum 17. Juni sind die Malereien, Zeichnungen, Graphiken und Collagen in Glinde zu sehen.
Bei der Vernissage las Dr. Klaus Deterding, ebenfalls einer von Kühls Schülern von der Schulfarm Insel Scharfenberg im Tegeler See in Berlin, ein paar Briefzeilen vor. Für die 75. Ausstellung war Bernd Sieme nach Berlin gefahren und hatte gemeinsam mit Siegfried Kühls Sohn Christoph aus dem riesigen Nachlass mehr als 50 Werke für die Glinder Kunstausstellung ausgesucht.
Bei der Vernissage las Dr. Klaus Deterding, ebenfalls einer von Kühls Schülern von der Schulfarm Insel Scharfenberg im Tegeler See in Berlin, ein paar Briefzeilen vor. Für die 75. Ausstellung war Bernd Sieme nach Berlin gefahren und hatte gemeinsam mit Siegfried Kühls Sohn Christoph aus dem riesigen Nachlass mehr als 50 Werke für die Glinder Kunstausstellung ausgesucht.
Gezeigt werden auch Collagen von Christoph, der in Berlin-Weißensee lebt und in die Fußstapfen des Vaters getreten ist. Doch anders als der Senior oder auch Bernd Sieme hat er nicht die pädagogische Festanstellung als Sicherheit im Hintergrund gewählt, sondern arbeitet als freischaffender Künstler und Musikvermittler. Wer an einem Werk von ihm oder seinem Vaters interessiert ist, kann sich gern bei ihm melden, Telefon: 0151/18 19 69 58. Auch Bernd Sieme vermittelt einen Kontakt.
In seinen Bildern hat Siegfried Kühl auch seine Erlebnisse als 15-jähriger Kriegsteilnehmer verarbeitet. „Statt zur Schule musste er an die Ostfront“, erzählt Bernd Sieme und gibt zu, dass sein Kunstlehrer in der Scharfenberg-Schule ihn maßgeblich beeinflusst habe wie überhaupt die ganze Schule. Man habe dort die verschiedensten Handwerke kennenlernen und ausprobieren dürfen. „Ich habe alles dort aufgesogen.“ So habe er schnell seine durchschnittlichen Noten im Kunstunterricht nach oben verbessern können. Der große Einfluss seines Lehrers hat Bernd Sieme dazu gebracht, selbst Kunsterzieher zu werden.
Die Scharfenberg-Schule, die 1922 gegründet wurde und die es immer noch gibt, hatte auch auf Dr. Klaus Deterding großen Einfluss, wie er selbst bei der Ausstellungseröffnung erzählte. 140 Schüler seien sie damals gewesen und es sei wie in einer großen Familie zugegangen. Für die Aufnahme habe man eine Prüfung ablegen müssen. An die erste Stunde des Kunstunterrichts bei Siegfried Kühl konnte er sich bestens erinnern. „Das war 1955 und da kam ein Typ ins Klassenzimmer mit Jeans-Anzug und Beatles-Frisur – obwohl es die doch noch gar nicht gab“, so der Literaturwissenschaftler aus Berlin. Und dann sollten sie auch noch ein Bild malen mit dem Titel: „Sie sind zu lange im Wald gewesen.“ Da habe sich ganz schnell gezeigt, wer Talent hat. (hof)