21.10.2017 / Nordheide
Dorfkneipe mit Kultstatus
Wie Landwirt Achim Peters seine Wassermühle zum Lieblings-Ausflugsziel machte
Höckergänse schnattern, Heidschnucken blöken, Enten ziehen ihre Bahnen auf dem Mühlenteich. Und ein bunt gemischtes Völkchen lauscht auf Holzbänken dem Siebziger-Jahre-Sound einer Band. Sonntag in der alten Wassermühle in Lüllau. Offiziell heißt sie „Dorfkrug am Mühlenteich“. Doch Eingeweihte nennen die denkmalgeschützte Anlage, zu der neun Hofgebäude gehören, nur „Bei Achim“. Besitzer Achim Peters, 67, ist gelernter Landwirtschaftsmeister. Doch die Landwirtschaft hat er längst aufgegeben. Und den Kuhstall zur urigen Kneipe umgebaut. „Statt der Kühe melk’ ich jetzt Gäste“, bemerkt er schmunzelnd. Mit seiner humorvollen, schlagfertigen Art könnte er problemlos in jeder Talkshow mit - mischen. Doch das will er gar nicht. Lieber ist er Vertrauensperson und Freund für seine Gäste, die aus dem gesamten Landkreis Harburg kommen. Auch viele Urlauber sind darunter. Denn eine Kneipe wie diese ist selten geworden: Holztische, Kamin und ein langer Tresen. Daran ein Wirt, der am liebsten Platt spricht. Mit sanftem Zwang platziert er die Gäste nebeneinander, damit sie ins Gespräch kommen und schließlich als Freunde miteinander anstoßen. Wie ein Psychotherapeut hört er sich Kummer und Sorgen an ‒ „Das behalt’ ich aber für mich, Ehrenwort“ ‒ und wie ein Entertainer mischt er sein Publikum auf mit Schnacks wie: „Trink erst mal einen Grog, damit du auf mein Niveau kommst!“
Idylle pur auch vor der Haustür, wo im Sommer auf der großzügigen Terrasse die Gäste unter bunten Sonnenschirmen sitzen. Die Lüllauer Wassermühle hat historische Wurzeln, wurde vor 450 Jahren erstmalig urkundlich erwähnt. Seither haben sich Generationen von Bauern bei der Milchviehhaltung und dem Ackern auf kargen Heideböden abgelöst. Achim Peters ist der erste Gastwirt seiner Sippe. Angefangen habe alles mit dem Anbau von Spargel, erzählt er und nimmt einen Schluck Grog. Dahin war er als ein von EU-Vorschriften genervter Mutterkuhherden-Halter Ende der 1980er Jahre umgeschwenkt. Plötzlich kamen neue Leute auf den Hof, wollten Spargel kaufen und die meisten davon auch ein bisschen bleiben, weil es hier so schön ist, berichtet er. Und zeigt mit großer Geste über den baumumstandenen Teich, der sich aus Quellwasser speist. Die ersten Anfragen für Betriebsfeiern musste Achim Peters noch absagen. Er hatte keinen Gastraum. Also beschränkte er sich auf Veranstaltungen: Ciao Bella, eine texanische Band, eröffnete den Reigen mit Musikern aus der ganzen Welt, der seither nicht abreißt.
Mitten in der Heide:
Der Dorfkrug am Mühlenteich befindet sich auf dem Brookhoff, einem Bauernhof in Lüllau bei Jesteburg,
Lüllauer Dorfstraße 25,
Tel. 04183-2241
www.brookhoff.deLüllauer Dorfstraße 25,
Tel. 04183-2241
2012 schloss Peters die Tür zu seiner Kneipe auf. Hier gibt es Bier, Schnaps, Bulettenbrötchen und nachmittags auch Kuchen. „Back to the roots“, nennt das der Wirt. Ein Konzept, das aufgeht. Warum, das machen Gäste wie Lindsey Hunt deutlich. Die Engländerin aus Bristol kam nach Deutschland, um bei Airbus zu arbeiten. An ihrem neuen Wohnort, in Holm-Seppensen, kannte sie niemanden. Bis sie Achim Peters traf. „Er hat mir enorm geholfen, mich einzuleben“, sagt sie. Inzwischen ist ihr Mann Peter nachgezogen. Doch „Bei Achim“ ist immer noch ein Lieblingsausflugsziel der Hunts und ihrer drei Hunde.
„Es ist so herrlich entspannend und locker hier“, bestätigen Manuela Freuer aus Schierhorn und Jürgen Hurrich aus Buchholz. Die beiden arbeiten in Hamburg und genießen hier „die dörfliche Atmosphäre“, so wie auch Irene und Ingo Reuß aus Hamburg. „Offenbar habe ich mit der Kneipe ein Bedürfnis erfüllt“, schmunzelt Peters. Längst ist er sattelfest in der Organisation von Veranstaltungen. Die enge Taktung der Bandauftritte will er auch im Winter beibehalten. Dazu kommen Flohmärkte und bald auch der Weihnachtsbaumverkauf mit Glühweinausschank. Ans Rentnerdasein denkt der umtriebige Wirt aus Leidenschaft noch lange nicht. Warum auch. „Hier am Tresen erlebe ich die schönste Zeit meines Lebens“, strahlt er. ecm
„Es ist so herrlich entspannend und locker hier“, bestätigen Manuela Freuer aus Schierhorn und Jürgen Hurrich aus Buchholz. Die beiden arbeiten in Hamburg und genießen hier „die dörfliche Atmosphäre“, so wie auch Irene und Ingo Reuß aus Hamburg. „Offenbar habe ich mit der Kneipe ein Bedürfnis erfüllt“, schmunzelt Peters. Längst ist er sattelfest in der Organisation von Veranstaltungen. Die enge Taktung der Bandauftritte will er auch im Winter beibehalten. Dazu kommen Flohmärkte und bald auch der Weihnachtsbaumverkauf mit Glühweinausschank. Ans Rentnerdasein denkt der umtriebige Wirt aus Leidenschaft noch lange nicht. Warum auch. „Hier am Tresen erlebe ich die schönste Zeit meines Lebens“, strahlt er. ecm
Gut erhalten:
Die Wassermühle auf dem Brookhoff stammt aus dem Jahr 1865 und gehört zur Niedersächsischen Mühlenstraße. Sie wird von einem Quellteich mit 2.700 Quadratmetern Wasserfläche gespeist. Die Technik der alten Mühle ist komplett erhalten.
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