Die Karriere einer Krankenschwester, pardon, Pflegefachkraft, beginnt bodenständig: Flächen gründlich desinfizieren, Bettlägerige richtig waschen, ihre Mobilisation sicherstellen. So weit der Stoff, den Paula Franke am Anfang ihrer Ausbildung aus der Theorie für die Praxis mitbrachte. Entsprechend gering waren zuerst die Erwartungen: „Man hat ja noch nicht so viel gelernt und darf demzufolge auch nicht so viel machen.“ Doch gerade die allererste Station in der Schön Klinik Hamburg Eilbek gab der Pflegeschülerin Auftrieb: „Das Team hat mir eine schwer kranke Patientin anvertraut, die ich täglich mitversorgen durfte.“ Eine echte Aufgabenstellung, die auch der Genesung der Patientin zuträglich war: „Am Ende hat sie sich überschwänglich bei mir bedankt, dafür dass ich ihr den Aufenthalt im Krankenhaus so erleichtert habe – das war ein richtig schöner Moment für mich.“

Schöne Momente in der Pflege – im öffentlichen Bewusstsein sind sie selten. Stattdessen ist viel von Pflegenotstand, belastenden Arbeitsbedingungen und Fallpauschalen die Rede – auch schon vor der Corona-Krise. Paula Franke will nichts schön reden. Nicht den anstrengenden Schichtdienst, nicht die seelische Belastung, wenn es um Leben und eben auch Tod geht. Dennoch sei das Image zu einseitig: „Die Pflege ist vielfältig, damit macht man als Grundlage nichts falsch, kann Fachbereiche wechseln oder Fachweiterbildungen anschließen.“ Die Abiturientin ist über ihr Oberstufen- Profil mit Sport und Bio auf das Thema Anatomie gekommen und hat sich dann für die Pflegeausbildung entschieden. „Ein Medizinstudium ist schon ein sehr langer Weg – und außerdem war mein Abi dafür zu schlecht.“ Inzwischen hat die 23-Jährige das Examen zur staatlich geprüften Krankenpflege erfolgreich abgeschlossen: „Das letzte Jahr fand ich am wichtigsten, da habe ich die meisten Krankheitsbilder kennengelernt, die mich auch jetzt im Alltag begleiten.“ Wobei es zu einem Brennpunktjob gehört, dass dieser nicht alltäglich ist: Paula hat sich ganz bewusst für die Notaufnahme entschieden. „Ich finde das spannend: Ein Notarztwagen kündigt sich an, jeder bereitet sich gedanklich darauf vor und will sein Bestes geben.“ Bei schwer verletzten und kritisch kranken Patienten geht das im „Schockraum“, der Schnittstelle zwischen Rettungsdienst und den Fachbereichen, ausgestattet mit vielen Gerätschaften und einem gut eingespielten Team. Wird Paula Franke nach ihrem Beruf gefragt, findet sie bei älteren Menschen Bewunderung, bei jüngeren Skepsis und Vorurteile, die besonders die Körperhygiene betreffen. Dann stellt Paula klar: „Dass ich Patienten die Schutzhose wechsele, kommt vielleicht zweimal die Woche vor – es ist nicht annähernd das, was ich den ganzen Tag mache.“ Den ganzen Tag gibt sie der Medizin ein menschliches Gesicht und hofft, dass es nicht nur beim Applaus bleibt: „Ohne Pflegefachkräfte könnten Ärzte ihre Arbeit nicht vollbringen, Menschenleben würden auf dem Spiel stehen – das sollte endlich honoriert werden.“

Paula Franke hat entschieden, sich nach der Ausbildung noch weiterzubilden. Mit dem Medizinstudium ist es doch noch etwas geworden - sie wird das Fach ab Oktober an einer privaten Hochschule studieren. DEIKE UHTENWOLDT

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