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Die Wohntrends des Jahres

Was Hersteller auf Messen wie der imm in Köln zeigen, steht schon bald darauf in den Schauräumen der Händler. Das sind diesmal die auffälligsten Neuheiten

Mal Sessel, mal Liege: „DS-266“ von de Sede.
Mal Sessel, mal Liege: „DS-266“ von de Sede.
Katja Deutsch

Geht es nach den Ausstellern der Internationalen Möbelmesse imm in Köln, zieht bald viel mehr Farbe in unser Zuhause: Nicht nur Stühle, Sessel und Sofas werden bunt, auch Sideboards, Tische und Regale werden in Farbe getaucht. Adieu, graue Eintönigkeit, hello, Fun!

Nach jahrelangem Vorherrschen von hell-, mittel- und dunkelgrauen Stoffbezügen bei Sesseln und Sofas haben die Designer jetzt häufig tief in die Farbtöpfe gegriffen und ihren Sitzmöbeln ein strahlendes Kleid verpasst.

Zwar finden sich nach wie vor viele zarte pastellige Rosétöne, doch kräftige Gelb-, Terrakotta-, Curryund Rottöne fordern selbstbewusst Aufmerksamkeit. Dazu gesellt sich Flaschengrün und immer wieder tiefes Schwarz. Natürlich darf auch die Pantonefarbe des Jahres, 19-4052 Classic Blue, nicht fehlen.
 
Daneben zeigen italienische Luxusmarken meterlange schneeweiße Sofas, gerne halbkreisförmig geschwungen. Stühle und Sessel werden runder in Sitzform und Lehne und fühlen sich an wie eine Umarmung. Der ursprünglich aus Bochum stammende Industriedesigner Martin Ballendat, unter anderem „Designer of the year 2019“, zeigt mit der für Tonon entworfenen Sitzschale „Flower“ eine auffällige und komfortable Sitzgelegenheit, die sich wie ein leuchtender Blütenblätterkreis öffnet, in den wir uns wie ein großes Insekt hineinsetzen können. Die geschäumte Sitzschale ist mit Stoff oder Leder bezogen und thront auf unterschiedlichen Beinen aus Holz oder Metall. Als Einzelstück dürfte die blütengleiche Sitzgelegenheit ein Lieblingsstuhl werden, in einer Gruppe schmückt sie den Esstisch wie ein überirdischer Blumenstrauß der Pop-Art-Ära

"Man lebt so, wie man wohnt, man wohnt so, wie man lebt."

Aphorismus von Adalbert Bauwens

Wie viele andere Hersteller, erweitert auch der durch seine prägnanten Character Pieces bekannte Walter Knoll seine Sitzgelegenheiten um einen Sessel zum Anlehnen: Der „375 Relaxchair“ mit flaschengrünem Samt zog auf dem Messestand nicht nur viele Blicke auf sich, sondern auch viele Messebesucher seinen Bann, die sich dankbar in die beiden Exemplare sinken ließen. Auch das Spiel mit Formen im Wohnraum war auffällig: Minotti beispielsweise ermöglichte durch dreieckige Keile hinter der Rückenlehne variable Sitztiefen, viele andere zeigten geometrische und verstellbare Armlehnen und Kopfteile.
 
Mit Messing: Regal von Daytona.
Mit Messing: Regal von Daytona.
Top-Designer Stefan Heiliger schuf mit der skulpturartigen Leder-Liege „DS-266“ für de Sede das eindrucksvollste Sitz- und Liegemöbel der ganzen imm: Was in der einen Position aussieht wie ein eleganter, klarer Sessel in der Form einer geballten Faust, wird durch eine kleine Gewichtsverlagerung zur bequemen Liege – die Hand ist nun geöffnet. Weiches champagnerfarbenes Leder macht den Liege-Sessel zum echten Luxusobjekt.

Metall kommt überall zum Einsatz, Messing ist dabei derzeit das angesagteste Material. Charme verbreiten die Regale von Daytona, die schimmernde, abgerundete Marmorplatten von drei vertikal verlaufenden Messingleisten halten. Keiner bedient die Klaviatur eleganter Möbel im Stil der amerikanischen 40er-Jahre gekonnter als der italienische Hersteller, der in seiner ganzen Kollektion Messingdetails einsetzt. Besonders gelungen ist die Kombination aus dem golden schimmernden Metall und einem Bezug aus feinstem Kalbsleder wie bei der Konsole „Misia“.

Auch Wittmann weiß um die Sehnsucht nach dem Charme des frühen Hollywood und sichert seine runden, dunkelgrünen Samtpolstermöbel mit einer Rückenlehne aus feinen, eleganten Messingstangen – oscarverdächtig! String zeigt sein Regal in einer Variante in knalligem Neonorange, der fränkische Hersteller Akttem ließ die Besucher auf den Bänken und Stühlen seiner „Roll“-Collection probesitzen. Die drehbaren Metallstäbe in Sitzfläche und Lehne sorgen durch ihre leichte Massage für ein erfrischendes Sitzgefühl.
 
Von zwei Spaniern entworfen: Glastisch „Aspa“ (Pulpo).
Von zwei Spaniern entworfen: Glastisch „Aspa“ (Pulpo).
Viele Designer haben sich kleinen und größeren Beistelltischen gewidmet und dabei am liebsten Messing oder schwarzes, pulverbeschichtetes Aluminium mit Marmor oder Glas zusammengebracht. Müller Möbelfabrikation setzt dazu eindrucksvoll schwarz geriffelte, dicke Scheiben auf zarte Messingfüße. Der belgische Hersteller Ethnicraft fasst bei dem in drei Größen kombinierbaren „Trifecta Table“ schwarzes Glas in Messingkanten, während Aguti Gefäße aus Glas in dunklen Blau-, Türkis- und Violetttönen von einem Gestell aus drei Holzbeinen halten lässt und das Tisch-Objekt mit einem eleganten Holzdeckel verschließt.

Der erstmals nach Köln gekommene Hersteller Papadatos ließ sich wohl beim Segeln den Wind um die Nase wehen und verfestigte das leuchtend türkisgrüne Wasser der Ägäis in einem zauberhaften Konsolen-Glastisch. Die beiden diesjährigen Gestalter von Das Haus, das junge spanische Duo Alberto Sánchez und Eduardo Villalón vom Studio MUT Design, haben ein wahres Highlight entworfen: den aus fünf Glaspanelen bestehenden Tisch „Aspa“ (für Pulpo). Durch die Anordnung der Platten wird die zarte Rosa-, Weiß-, Grau- oder Gelbtönung des Glases beim Zusammentreffen der Scheiben kräftiger, das Glas wirkt dadurch wie transparente Textilien.

 
Bunter sitzen: Stuhl „Flower“ (Tonon). FOTOS: PR
Bunter sitzen: Stuhl „Flower“ (Tonon). FOTOS: PR
Ames zeigte als Gegentrend geflochtene Korbtische, IP Design stellte gestrickte Hocker oder Tischchen vor. Esstische zeigten sich optisch sehr groß und dabei leicht, oft mit interessanten Beinlösungen oder mit geometrischen Einsätzen wie bei Petit Friture. Vitamindesign präsentierte einen leuchtend orangefarbenen quadratischen Esstisch.

Richtig Spaß machen auch die neuen Sideboards, denn endlich haben sich viele Hersteller intensiv mit ihrer Gestaltung befasst und echte Schmuckstücke herausgebracht. Ozzi ummantelt dazu die Sideboard-Türen mit abgerundeten Metallaufsätzen, die bei jeder Tür in eine andere Richtung zeigen. Auffällige Oberflächenstrukturen, unterschiedliche Farben, ein Mix aus glatt und grob, der Einsatz von Metallteilen und auch das Spiel mit offenen und geschlossenen Fronten machen die neuen Sideboards zu dem Möbelstück mit dem auffälligsten kreativen Input.

Man sieht: Den Herstellern sind die Ideen nicht ausgegangen.
 

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