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Nun mal langsam mit den wilden Pferden in Hamburg

PS versus Fußgänger – Neue Wege zur Verkehrsberuhigung in und um Hamburgs Straßen

Hier wird's für Raser holprig. Foto: Edeva
Hier wird's für Raser holprig. Foto: Edeva
Hamburg ist eine Autostadt. Knapp 800.000 Pkw1 waren Anfang 2019 in der Hansestadt zugelassen. Zu denen, die unterwegs sind, kommen täglich jede Menge an Fahrzeugen von außerhalb dazu. Strenge Regeln helfen, das Chaos auf den Straßen im Rahmen zu halten. Neben Ampeln, so könnte der Eindruck entstehen, drosseln allenthalben Baustellen den Verkehrsfluss zum stadtbekannten Stop-and-Go. Doch wo freie Fahrt herrscht, wird auch innerorts gerne aufs Gaspedal gedrückt.

Wer in Hamburg zu Fuß, mit dem Fahrrad oder neuerdings mit dem E-Roller unterwegs ist, braucht Sicherheit, um sich gefahrenfrei fortbewegen zu können. Die Stadt reglementiert den Verkehr im Sinne aller Bürger für die größtmögliche Bewegungsfreiheit, die der begrenzte öffentliche Verkehrsraum bietet. Das Hamburger Straßennetz umfasst gut 4.000 Kilometer, von denen mehr als der Hälfte (52,5 %) Tempo-30-Zonen sind. Das Tempolimit gilt zum Beispiel vor rund 80 Prozent aller Kindergärten, Kindertagesstätten, Förderschulen, Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern und sogar vor fast 95 Prozent aller allgemeinbildenden Schulen.2 Neben dem Aufstellen von Tempo-30-Schildern hat die Hamburger Stadtverwaltung noch ein paar Asse im Ärmel, die jedoch häufig genug an Schildbürgerstreiche erinnern: In Wohnstraßen werden Hindernisse – Verkehrsinseln, Poller, Markierungen – aufgestellt, die umfahren werden müssen. Im Stadtteil Volksdorf entstand ein so eng gesteckter Slalom-Parcours, dass er von vielen Autofahrern nach einem ersten Erstaunen als sportliche Herausforderung angenommen wurde. Diese Verkehrsberuhigung wurde mehrfach überarbeitet.
  
Statt Verkehrsinseln mit Bordstein fand man zuletzt auf den Boden gemalte Verkehrsinseln mit Stelen vor. Andernorts wurden Verkehrsberuhigungen, die einen Radweg freiließen, nach kurzer Zeit baulich korrigiert – Radfahrer müssen nun ebenfalls die Hindernisse straßenseitig umfahren.

Elektrische Fallgrube

Bodenschwellen drosseln das Tempo im Verkehr spürbar, haben aber Nachteile: Sie behindern auch innerhalb des Tempolimits fahrende Verkehrsteilnehmer, beeinträchtigen die wichtige Arbeit von Rettungskräften im Inneren von Kranken wagen. Auch großen und langen Fahrzeugen wie Bussen fällt es nicht leicht, schwellenbewehrte Straßen zu befahren. Eine Lösung der schwedischen Firma Edeva könnte da helfen: In Linköping, Malmö und Uppsala wurden so genannte „Actibumps“ installiert. Das sind ebenerdig in den Straßen belageingelassene Stahlplatten, die sich bei einem zu schnell fahrenden Fahrzeug per Radarsignal abrupt um ca. 4 cm absenken. Der Temposünder wird durch das Poltern seines Wagens über die entstandene Schwelle effektiv daran erinnert, innerhalb des Tempolimits zu bleiben. Ein vorschriftsmäßig verkehrstüchtiges Auto soll dabei unbeschädigt bleiben.

Überzeugend am System ist, dass Verkehrsteilnehmer im vorgegebenen Km/h-Rahmen ebenso wie Radfahrer ungehindert bleiben. Rettungswagen können mit einem Transponder ausgestattet werden, der die Radarmessung beim Passieren vorübergehend außer Kraft setzt, so dass die Schwelle auch bei schnellen Einsätzen reibungslos passierbar bleibt. Die erste Stadt Deutschlands, die eine Installation von „Actibump“ in Erwägung zieht, ist Hanau. Sogenannten Auto-Posern mit PS-strotzenden Wagen soll damit das Handwerk gelegt werden. am

1 Genau 794.618 Pkw. Quelle: Statista 2019
2 Auskunft der Pressestelle der Behörde für Inneres und Sport
  

Hätten Sie’s gewusst?

• Fast 2.000 Kilometer von Hamburgs Straßen sind Tempo-30-Zonen
• Auf knapp 1.800 Kilometern gilt Tempo 50
• Mit Tempo 60 darf auf ca. 120 Kilometer gefahren werden
• Schneller als Tempo 60 lassen 15 Straßenkilometer zu

Quelle: Senat Hamburg Drs, 21-5613, Aug. 2016
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