Fast Cars“, „High Speed“, „Sports Cars“ – die ersten drei Treffer bei meiner Online-Suche nach den Autokalender-Neuheiten 2020 stellen klar: Schnell ist gut! Ich blättere mich per Vorschau durch die Monate und finde ein metallic glänzendes Rennmodel nach dem nächsten – bildfüllend. Was auffallend fehlt: Nackte Haut. Es ist mir schon etwas peinlich, dass ich so offensichtlich auf mein Vorurteil reingefallen bin. Aber so schnell bin ich nicht geläutert. Auf die sportlichen Modelle folgen die eleganten Oldies – inszeniert vor perfekter Gärtnerarbeit und hoheitlichen Gemäuern. Auch Marken- und Modellfreunde können sich ihre große Liebe mit vier Rädern großformatig an die Wand hängen. Was auch immer geht: Bullis. „VW Bulli“, „BulliLove“, „Bulli-Parade” oder einfach nur „Bulli“ – das Öko-Hipster-Lebensgefühl monatsweise für die Wand. Als ich dann auch noch lese, dass im „High Speed“-Rennwagenkalender sogar die Mondphasen eingetragen sind und viele Kalender auf Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft gedruckt wurden, bin ich gewillt zu glauben, Autokalender seien erwachsen geworden und müssten sich nicht mehr in Spinden und Baustellen-Pausencontainern verstecken. Aber dann tauchen sie doch noch auf: „Jungbauernträume“, „Schrauberträume“, „DDR-Classics“. Viel Auto und viel Frau mit viel zu wenig Kleidung, dafür wahlweise mit Schraubenschlüssel, Tankpistole oder sich auf riesigen Traktorreifen räkelnd.
Immerhin: Die Nische scheint klein geworden zu sein. Selbst der lange für seine nackten Tatsachen bekannte Kalender des Reifenherstellers Pirelli habe eine Wandlung vollzogen, lese ich. Bereits 2017 seien dort die besten Schauspielerinnen der Welt zu sehen gewesen – vollständig bekleidet. Das Kalendermotto 2020 im Hause Pirelli ist von Shakespeares Romeo und Julia inspiriert. Am Ende zählt eben doch die Romantik. Na dann: Frohes neues Jahr! ivo