Die Lebensräume von morgen entwerfen
Es wird gehämmert, geschweißt und gebohrt. Die gelben Kräne balancieren scheinbar mühelos schwere Eisenteile über die Köpfe der Arbeiter hinweg. „Dort entsteht das Überseequartier“, erklärt Leonie Arp und deutet hinter sich auf die riesige Baustelle. „Hamburg wächst immer weiter: Näher dran am Geschehen kann man Stadtplanung wohl nirgends studieren“, sagt sie.
Die 21-Jährige ist im sechsten Semester an der HafenCity Universität Hamburg (HCU). Aufmerksam geworden ist sie auf den Studiengang schon in der Schule, wo sie ein Geografie-Profil gewählt hatte. Hilfreiche Ratschläge gab es auch zu Hause: „Meinte Mutter arbeitet in Flensburg in der Stadtentwicklung. Sie hat mir Einblicke gegeben, worum es in dem Job geht“, so Arp.
Was macht man eigentlich als Stadtplanerin? „Viele können sich darunter nichts vorstellen oder denken, wir wären so was wie Architekten. Die kümmern sich aber in der Regel um ein Gebäude. Wir planen hingegen das große Ganze – etwa Quartiere oder größere Bauprojekte“, erklärt Arp. Dabei fließen auch sozialökonomische und ökologische Aspekte mit ein. „Wie leben die Menschen in der Stadt? Wie wollen sie leben? Das beziehen wir alles in unsere Planungen mit ein“, sagt Arp. In Hamburg habe sich beispielsweise die Gesellschaft in Sachen Wohnraum erheblich verändert. „Es braucht eigentlich mehr Singlewohnungen. Stadtplaner: innen berücksichtigen solche Faktoren bei der Entstehung neuer Stadtteile – so, dass am Ende alle zufrieden sind.“
Zwischen verschiedenen Interessen vermitteln und unterschiedliche Perspektiven einbeziehen: Das spielt beim Studium an der HCU eine große Rolle. „Wir haben in unseren Gruppenprojekten viele Interviews mit Bewohnern und Mitgliedern von Bürgerinitiativen geführt. Stadtplanung ist in Hamburg ein sozialer Studiengang“, so Arp. Dabei wird ihr und ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen stets vermittelt, zukunftsgewandt zu denken. „Die Ideen und Konzepte basieren auf aktuellen Themen wie dem Klimawandel und der Mobilitätswende.“ Interesse am aktuellen Geschehen in der Stadt und der Welt sollte man dafür also schon mitbringen.
Insgesamt ist das Studium sehr vielfältig, findet Arp: „Von Baurecht über Verkehrsplanung bis hin zu Stadtökologie: Damit stehen einem später im Beruf viele Türen offen.“ Darüber hinaus können die Studierenden während des Studiums zweimal einen Blick auf andere Themen werfen. „In den sogenannten ‚Q-Studies‘ habe ich mich etwa mit Viren aus einer stadtplanerischen Perspektive beschäftigt: Wie hat Corona das Zusammenleben der Menschen beeinflusst? Welche Rolle haben Garten und Parks dabei gespielt?“
Corona ist tatsächlich Leonie Arps einziger Wermutstropfen. Wegen der Pandemie hat sie nur zweieinhalb Semester in Präsenz an der HCU studiert. „Meine Kreativwerkstatt war sonst die meiste Zeit zu Hause“, erzählt sie. Das soll im Master-Studium anders werden. „Ich würde gern Urban Design studieren. Vielleicht irgendwo in Skandinavien, um mich gestalterisch mehr auszuleben.“ Das Handwerk dafür hat sie an der HCU erlernt. SABRINA JUNGE
Job - Info
Studiendauer: 6 Semester (Bachelor)
Voraussetzungen: HSA, technisches Verständnis, zeichnerische Befähigung
Einstiegsgehalt: etwa 3900 Euro (Quelle: Bundesagentur für Arbeit)
Perspektiven: gut
mögliche Arbeitgeber: private Planungsbüros, planende Verwaltung, bei Kommunen, Landkreisen, Bundesländern
Weiterbildungsmöglichkeiten: Master, an der HCU möglich
Weitere Infos: www.hcu-hamburg.de