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Wer die Schule im ersten Anlauf nicht schafft, steht vor einer ungewissen Zukunft. Wie es doch noch klappen kann

Plan B für den Abschluss

FOTO: ISTOCK

Eine lange Krankheit, Schicksalsschläge, fehlende Unterstützung, mangelnde Motivation: Es gibt unterschiedlichste Gründe, warum es mit dem Schulabschluss im ersten Anlauf nicht klappt. In Hamburg verließen im vergangenen Jahr 978 Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Abschluss – 5,9 Prozent aller Schulabgänger. Für sie ist der Einstieg in die Arbeitswelt besonders schwer.

Das dämmert den Betroffenen spätestens, wenn es bei der Job- und Ausbildungssuche Absagen hagelt. Viele entscheiden sich deshalb für einen zweiten Anlauf und den Plan B für den Wunsch-Abschluss. Ob erster allgemeinbildender Schulabschluss (ESA), mittlerer Schulabschluss (MSA), Fachhochschulreife oder Abitur: Über den zweiten Bildungsweg lassen sich alle Abschlüsse nachholen. Grundvoraussetzung ist, dass die allgemeine Schulpflicht von elf Jahren bereits absolviert wurde.
 

Wer eine staatliche Einrichtung besucht, zahlt in der Regel nichts. Zur finanziellen Unterstützung kann in bestimmten Fällen sogar Schüler-BAföG beantragt werden. Auch ein Bildungskredit ist eine Option. Bei privaten Schulen oder Fernanbietern fallen monatliche Beiträge an. Nicht kostenpflichtig ist dagegen der Besuch der Abendschule St. Georg.

Hier kann man u. a. den ESA erwerben. Aufgenommen werden Schüler, die in Hamburg wohnen, das 18. Lebensjahr vollendet haben und berufstätig oder beim Arbeitsamt als arbeitsuchend gemeldet sind. Der Unterricht findet zwischen 16 und 21.30 Uhr statt. Nach einem Jahr ist der ESA erreicht. Hängen die Schüler erfolgreich ein weiteres Jahr dran, haben sie den MSA in der Tasche. Manche wagen dort auch noch den Weg bis zum Abitur.

Auch die Abendschule vor dem Holstentor bietet das Rundum-Nachholprogramm kostenlos an – vom ESA bis zum Abi. Im Gegensatz zur Abendschule in St. Georg gibt es hier auch Nachmittagsunterricht. Eine weitere Option für den ESA oder MSA im zweiten Anlauf ist der Besuch einer Berufsschule im Rahmen einer Ausbildung. Größte Hürde: Die Betroffenen müssen auch ohne Schulabschluss zunächst einen Ausbildungsplatz ergattern. Hamburger Stadtteilschulen setzen hier erfolgreich auf das Konzept der „Praxisklassen“.

Strauchelnde Schüler gehen dabei drei Tage pro Woche in die Schule und zwei Tage in ein Unternehmen. Im Schuljahr 2019/20 hatten 575 der Ausbildungsanfängerin der dualen Ausbildung keinen Schulabschluss. „Schließen sie die Ausbildung und die Berufsschule erfolgreich ab, haben sie automatisch den ESA“, sagt Knut Böhrnsen von der Agentur für Arbeit Hamburg. Steht im Abschlusszeugnis der Berufsschule mindestens eine 3,0, erlangen sie sogar die Berechtigung zum MSA. „Dieser Weg ist aber riskant. Wer die Ausbildung abbricht, steht ohne Abschluss und Ausbildung da“, warnt Böhrnsen.

„Die würden sonst durchs Netz fallen“

Schülerinnen und Schüler, die an der regulären Schule den Sprung von der Mittelstufe in die Oberstufe verpasst haben, bekommen an staatlichen und privaten Handelsschulen eine zweite Chance auf die Fachhochschulreife. Die private Brecht-Schule ist eine solche Adresse. Die Bildungsstätte am Berliner Tor versammelt verschiedenste Schulformen unter einem Dach: von der Grundschule über die Höhere Handelsschule bis hin zum Abendgymnasium. „Die meisten, die unser Abendgymnasium besuchen, sind zwischen 25 und 30 Jahre alt“, sagt Andreas Haase, kaufmännischer Geschäftsführer der Brecht-Schule.

Darunter sind einige, die es in der regulären Schulzeit nicht leicht hatten, etwa einen Angehörigen gepflegt haben oder selbst mit einer Krankheit zu kämpfen hatten. „Diese Schicksale haben wir im Blick. Auf Antrag erlassen wir ihnen den Schulbeitrag. Die würden sonst durchs Netz fallen“, so Haase. Sabrina Junge
 


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