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Hausärzte vom alten Schlag

Die persönliche Beziehung, das ist das Entscheidende, so der Hamburger Hausarzt Dr. Fritz Ducho

Foto: Jens Bonnet

Dass Dr. Fritz Ducho einmal auf mehr als 51 Jahre hausärztlicher Praxis in Hamburg zurückschauen würde, hätte sich der Internist Ende 1966 sicher nicht träumen lassen. Über 65 Jahre hat er als Arzt die Entwicklung der Medizin miterlebt, dabei viele Fortschritte mitgestaltet. So gehörte Ducho zu den ersten Internisten in Hamburg, die die Möglichkeiten der Ultraschalldiagnostik erkannten und nutzten. Er richtete in der Praxis ein eigenes Labor ein und engagierte für die Analysen extra eine Assistentin, die das komplizierte Eppendorf-Photometer bedienen konnte. Und er schrieb als erster niedergelassener Arzt Belastungs-EKGs auf dem Fahrrad, obwohl er für den damit verbundenen apparativen und personellen Aufwand damals noch gar nicht bezahlt wurde.


„Der Hausarzt hat den größten Einfluss auf die Patienten und ihre Gesundheit. Nicht der Spezialist, der einmal kurz draufguckt.“


Für ihn war entscheidend, dass seine Patientinnen und Patienten von den neuen Methoden profitierten. Aber noch viel wichtiger waren Ducho die vertrauensvolle Beziehung zwischen Arzt und Patient und die ganzheitliche Betrachtung der Menschen. „Für mich ist der Mensch zuerst ein geistig-seelisch bestimmtes Wesen. In der heutigen Zeit ist die Medizin leider völlig frei von diesem Begriff. Das finde ich unerträglich, es entsetzt mich.“ Um seine Patienten besser zu verstehen, absolvierte Ducho auch eine psychoanalytische Ausbildung und lernte so, Ursachen für Probleme auch im Unbewussten und in der Kindheit zu finden.


„Wenn jemand morgens Fieber hat und eine Krankschreibung benötigt, ruft der doch nicht zu den Telefonsprechzeiten an!“


„Die Praxis war immer geöffnet, als Hausarzt habe ich da zu sein“, das war für Ducho selbstverständlich. An freien Tagen oder im Urlaub sorgte er für eine Vertretung. Die Patienten konnten von 8 bis 18 Uhr jederzeit in der Praxis anrufen. Bekam jemand spätabends eine Kolik, machte Ducho einen Hausbesuch. „Das findet man heute kaum noch“, kritisiert der leidenschaftliche Hausarzt. „Heute verteilen viele Allgemeinmediziner Medizin und schicken die Patienten zu Spezialisten, statt sich über Jahrzehnte um sie zu kümmern.“ Dabei sei die persönliche Beziehung zwischen Arzt und Patient letztlich das Entscheidende. „Das wichtigste in der Kardiologie ist die Anpassung des Lebensstils. Wenn ich als Patient einmal zum Kardiologen gehe, und der sagt mir, ich müsse mein Leben verändern, das funktioniert doch nicht. Ein Hausarzt, der die Verhältnisse kennt und eine Beziehung aufgebaut hat, der kann tatsächlich etwas bewirken.“ Jens Bonnet

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