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Einrichten & Wohnen

Ab nach draußen!

Das Angebot an wetterfesten Outdoor-Möbeln wächst. Viele Entwürfe würden sich auch im Wohnzimmer nicht verstecken müssen

Mit mediterranem Touch: Lounge-Möbel von Gloster FOTO: GLOSTER/VILLA SCHMIDT
Mit mediterranem Touch: Lounge-Möbel von Gloster FOTO: GLOSTER/VILLA SCHMIDT
Wohl dem, der in diesen Zeiten eine Terrasse, einen Balkon oder sogar einen eigenen Garten hat. Denn solche Flächen an der frischen Luft ermöglichen es uns, unbeschwert von Ansteckungssorgen und frei von Gedränge die Sonne zu genießen. Wer kann, verlegt mit schönen Gartenmöbeln und etwas Deko sein Leben ein Stück weit nach draußen. Und schafft es vielleicht sogar, das unbeschwerte Flair eines gemütlichen Straßencafés nach Hause zu holen.

Zum Glück haben die Möbelhersteller schon vor Jahren das Leben unter freiem Himmel entdeckt, schließlich entspannt es sich draußen am besten. Lange Zeit stellten die Verbraucher lediglich an Möbel für den Innenraum Designansprüche. Dies hat sich seit einigen Jahren grundlegend geändert. Die Hersteller reagieren auf das Verschwimmen von In- und Outdoor-Leben und fertigen Modelle an, denen man die witterungsbeständigen Eigenschaften des Materials definitiv nicht ansieht.
 
Sogar Ikonen aus der Bauhaus-Zeit wie der Freischwinger S 34 wurden von der Firma Thonet als „All Season“-Version aufgelegt, sodass man auch unter freiem Himmel nicht auf seinen Klassiker verzichten muss. Dabei geht der Hersteller neue Wege und bekennt Farbe. Natürlich auch hier ganz in der Tradition des Weimarer Bauhauses, entsprechen die Farben der Farbenlehre des Bauhauslehrers Johannes Itten.
 
Outdoor-Tischleuchte von Kartell, die über USB geladen wird FOTO: PR
Outdoor-Tischleuchte von Kartell, die über USB geladen wird FOTO: PR
Design von Philippe Starck und Patricia Urquiola

Aber auch der alteingesessene italienische Möbelhersteller Cassina, der seit Jahrzehnten die Klassiker der Möbelgeschichte produziert, hat sich neuerdings der Freiluftmöbel angenommen und nicht nur erfolgreiche Modelle, die bisher nur für den Innenraum geeignet waren, als Outdoor-Version ins Grüne geschickt, sondern auch namhafte Designer wie Philippe Starck und Patricia Urquiola beauftragt, eine unkonventionelle Gartenmöbel-Kollektion zu entwerfen.

„Outdoor-Polstergruppen vertragen zwar mal einen Regenschauer, grundsätzlich gehören sie aber eher unter eine überdachte Terrasse“, erklärt Kai Debski, der als Berater im Einrichtungshaus Clic im Hamburger Stilwerk jeden Trend verfolgt. Er rät deshalb dazu, beim bei schlechtem Wetter nicht mittels einer hässlichen Plastikplane geschützt werden müssen.
 
Klassische Bauhaus-Freischwinger gibt es auch wetterfest. FOTO: THONET
Klassische Bauhaus-Freischwinger gibt es auch wetterfest. FOTO: THONET
Ein kluger Entwurf für nordische Breitengrade ist eine Neuentwicklung des belgischen Herstellers Extremis. Er fertigt Sofas und Loungemöbel aus einem extrem robusten, absolut wetterfesten und stramm gepolsterten Material, das sogar mit dem Gartenschlauch abgespritzt werden kann. Eine weiche Decke und Kissen befinden sich in einer wetterfesten Tasche an der Rücklehne des Sofas – mit dem Vorteil, dass weder Polsterkissen herumgetragen werden müssen noch dass sie bei Schlechtwetterlage im heimischen Wohnzimmer auf dem Fußboden liegen und auf ihren nächsten Einsatz warten.

„Wer bodentiefe Fenster hat, sollte in jedem Fall beim Kauf eines Sofas für die Freiluftsaison darauf achten, dass die Rückenlehne nicht zu hoch ist“, rät Michael Schmidt, der als Geschäftsführer seit mehr als 20 Jahren das Outdoor-Einrichtungshaus Villa Schmidt leitet. „Der Blick soll ja beim Relaxen auf dem heimischen Wohnzimmersofa in die Natur schweifen können und nicht an der Rückenlehne des Outdoor-Modells hängen bleiben“, ergänzt der Gartenexperte.
 
Jan Kurtz Fiam Domino: Diese Außenmöbel lassen sich zu einer Lounge-Landschaft kombinieren. FOTO: PR/ DIETER LEISTNER
Jan Kurtz Fiam Domino: Diese Außenmöbel lassen sich zu einer Lounge-Landschaft kombinieren. FOTO: PR/ DIETER LEISTNER
Natürlich gehört auch ein gemütlicher Essplatz zum Dolce Vita im Freien. Stühle mit Armlehne garantieren entspannte Mahlzeiten, und ein Sonnenschirm lässt den Aufenthalt bei hohen Temperaturen überhaupt erst zum Genuss werden. Auf großen Balkonen oder Terassen steht der Schirm im Standfuß. Doch der Sonnenstand verändert sich ständig, und das schwere Teil muss immer wieder umgestellt werden. Hier helfen Standfüße mit Rollen, die sich bei Bedarf ausfahren lassen.

Zurzeit Lieferengpässe bei solarbetriebenen Leuchten

Bei kleinen Balkonen zählt jeder Zentimeter. Da kann ein Standfuß den Platz eines Stuhls beanspruchen. Hier bietet sich die Installation einer Markise an. Möglich ist auch die Montage eines Sonnenschirmes, der an die Wand gebracht und mittels eines Wandarmes herausgedreht und je nach Sonnenstand geneigt werden kann. Für sehr kleine Balkone ist die Montage eines sogenannten Halbschirmes platzsparend. Er sieht aus wie ein mittig durchgeschnittener Sonnenschirm und wird direkt an die Wand montiert. Für all diese Maßnahmen ist allerdings die Zustimmung des Vermieters notwendig.

Für den ultimativen Genuss lauer Sommernächte dürfen auch Tisch- und Stehleuchten – ganz kabellos – mit ins Freie. Sowohl Modelle mit Solarzellen als auch akkubetriebene Leuchten ermöglichen sanfte Beleuchtung in lauen Sommernächten. „Momentan gibt es allerdings Lieferprobleme für solarbetriebene Leuchten, da die Bauteile, die aus Asien kommen, durch die Coronakrise nicht bei uns ankommen“, erklärt Michael Schmidt.

Gute Chancen für das altbekannte Windlicht, mal wieder zum Einsatz zu kommen. Susanne Speckter

Räume & Träume

Rückzug ins Private

Ja, eigentlich kann man das Wort Corona wirklich nicht mehr hören, und hoffentlich ist kein Möbelhersteller auf die Idee gekommen, sein neues Produkt so zu nennen. Aber dennoch hat uns diese Situation einmal mehr vor Augen geführt, was im Leben wirklich zählt: ein sicheres und angenehmes Zuhause, in das wir uns bei Ungemach zurückziehen können, das uns Kraft gibt für schwierige Zeiten, das uns beschützt vor schlechter Stimmung. Und in dem wir vielleicht auch viel öfter als früher Homeoffice machen können.

In dieser Woche öffnen nach dem harten Lockdown wieder die ersten Einzelhändler. Hamburg hat die Größengrenze von 800 Quadratmetern Verkaufsfläche gezogen, das muss man im Möbelhandel nicht verstehen, aber so ist es hier nun einmal – bis auf Weiteres jedenfalls. Garten- und Baumärkte dürfen größer sein; wo der Unterschied zum Möbelhaus ist, weiß ich nicht. Und da die meisten Händler auch nicht direkt in der City angesiedelt sind, kann auch das Argument von Überfüllung auf Straßen und Plätzen nicht ziehen. Übrigens: In NRW darf sogar Ikea wieder öffnen.

Immerhin gibt es mit den ersten Lockerungen nun die Möglichkeit, sich wieder vor Ort neue Möbel anzusehen. Und wenn man den Weg doch noch scheut? Die meisten Händler in Hamburg haben endlich verstanden, dass sie Online-Tools lieber nutzen als verdammen sollten. Denn manchem haben diese, zusammen mit guter Kundenbindung, zuletzt durch die Krise geholfen. Georg J. Schulz

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