Was wäre der Martinstag ohne einen knusprigen Gänsebraten?
Was fällt einem als Gemeinsamkeit ein, wenn man an den Martinstag und an Weihnachten denkt? Wer eine Vorliebe für gutes Essen hat, kommt sicherlich ohne große Umschweife auf einen leckeren und knusprigen Gänsebraten mit allerlei Beilagen. Er zählt zu den Klassikern am Heiligen Abend oder an den Feiertagen sowie am Namenstag des heiligen Martin von Tours.
Aber was hat der Gänsebraten mit dem Martinstag und mit Weihnachten zu tun? Der Legende nach soll sich der äußerst bescheidene und zurückhaltende Martin, als er von seiner Bischofswahl erfuhr, in einem Gänsestall versteckt haben, um der Wahl zu entgehen. Doch die Gänse hätten ihn durch das laute Geschnattere verraten und so fanden ihn die Bürger doch noch. Diesen Verrat an dem Heiligen muss das Federvieh seitdem im Bräter büßen.
Eine wahrscheinlich zutreffendere historische Erklärung für dieses Brauchtum geht davon aus, dass in Zeiten des Lehnswesens eine am Martinstag fällige Lehnspflicht, eine Abgabe namens Martinsschoß, der Ursprung war. Da diese häufig aus einer Gans bestand, bildete sich die Bezeichnung Martinsgans, und weil der Martinstag traditionell mit einer Kirmes oder einem Tanzmusikabend gefeiert wurde, bot es sich an, die Gans zum Festessen zu zubereiten und an diesem Abend festlich zu verspeisen. Der Martinstag geht auf das Datum der Grablegung des Heilgen aus Tours am 11. November 397 zurück.
Und was hat die Gans mit Weihnachten zu tun? Mit der Christmette am Heiligabend endet die Fastenzeit. Damit konnte endlich wieder ein deftiger Braten auf den Tisch kommen, der eine willkommene Abwechslung zu dem bis dahin nur erlaubten Fisch war. Im Mittelalter handelte es sich in der Regel um einen Schweinebraten – die sogenannte Mettensau. In Anlehnung an den Martinstag wurde mit wachsendem Wohlstand während der Industrialisierung schließlich das „Mettenmahl“ von dem weitaus festlicheren Gänsebraten abgelöst. kuk