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Stormarn

Das weiße Gold aus Stormarn

Zu Gast bei Dibbern, Premium-Hersteller von Glas- und Porzellanprodukten, in Bargteheide

Jan (l.) und Ben Dibbern teilen sich die Geschäftsführung des Familie. Fotos (2): Petra Sonntag
Jan (l.) und Ben Dibbern teilen sich die Geschäftsführung des Familie. 
Fotos (2): Petra Sonntag
Porzellan ist das wertvollste Keramikerzeugnis. Seit mehr als tausend Jahren prägt und begleitet es die menschliche Kultur. Jahrhundertelang kam das kostbare Material aus dem fernen China, davon zeugt noch heute die Bezeichnung Fine Bone China für sehr feines Porzellan mit einem hohen Anteil an Knochenasche. 1708 entstand das erste Porzellan auf deutschem Boden. Die erste private Porzellanmanufaktur wurde 1814 im bayerischen Hohenberg von der Familie Hutschenreuther gegründet. Seit Mitte der 90er Jahre ließ auch Bernd T. Dibbern sein hochwertiges Geschirr dort produzieren, 1997 übernahm er die Manufaktur. Zu Beginn steuerte Dibbern seine Geschäfte noch aus dem Herzen Hamburgs, bis er in den Siebziger Jahren nach Stormarn umsiedelte. Bei der Unternehmensgründung 1966 vertrieb Dibbern zunächst nur skandinavische Marken, 1980 entwickelte er dann die erste eigene Kollektion. In der Bargteheider Zentrale sind Vertrieb, Finanzen, Marketing, Design, Einkauf, Personal, Lagermanagement und Versand untergebracht. Von den ins gesamt 150 Mitarbeitern arbeiten dort 30, die anderen sind in Hohenberg und im Flagship Store in Hamburg tätig. Von Stormarn aus erobern die Geschirr- und Glas-Serien die ganze Welt.
Ob in der First Class von Lufthansa, beim Bankett im Bundeskanzleramt, in der internationalen Sterne-Gastronomie oder in der Luxus-Hotellerie – das Fine Bone China von Dibbern ist stets die erste Wahl der Gastgeber. „Einige Küchenchefs begleiten uns schon über Jahrzehnte, bei jedem Jobwechsel greifen sie wieder auf uns als Lieferanten zurück“, sagt Ben Dibbern, der inzwischen gemeinsam mit seinem Bruder die Geschäfte des Familienbetriebs führt.
Der Eingangsbereich der Zentrale wurde von Hadi Teherani mitgestaltet
Der Eingangsbereich der Zentrale wurde von Hadi Teherani mitgestaltet
Der Vater und Firmengründer ist noch an Bord, hält sich aber mittlerweile im Hintergrund. „Die Nachfrage des Hotel- und Gastronomiebereichs wächst stetig. Wir gehören zu den führenden Herstellern und Lieferanten von Lifestyle-Produkten in höchster Qualität im Bereich Tischkultur.“ Längst haben sich zum Tischgeschirr auch Vasen, Windlichter und Geschenkartikel gesellt. Auch das Sortiment mundgeblasener und handgeschliffener Gläser entwickelt sich ständig weiter. Seit 15 Jahren produziert Dibbern zudem Lampenschirme für den Hamburger Designer Tobias Grau.

Traditionell von Hand gedreht


Die Pastell-Serie bietet sanfte Töne von Puder über Mint bis Sand
Die Pastell-Serie bietet sanfte Töne von Puder über Mint bis Sand
Obwohl Porzellan von vielen Herstellern heute aus Kostengründen maschinell gepresst wird, hält Dibbern an seinem Qualitätsanspruch fest. In Hohenberg werden die Produkte noch immer auf traditionelle Art von Hand gedreht. „So entsteht eine besonders hohe Dichte im Material“, erklärt Jan Dibbern, der seit 2012 die Geschäftsbereiche Marketing, Kommunikation und Vertrieb verantwortet. „Die Bruchfestigkeit ist dadurch deutlich höher als die von gepresstem Porzellan. Selbst dünn - wandige Teller, die besonders leicht und elegant sind, erreichen höchste Stabilität.“ Diese Qualität sei ihr Alleinstellungsmerkmal. Auf einem hart umkämpften Markt habe man damit eine Nische gefunden. „Die Qualität spricht dafür, daran festzuhalten, denn sie wird von unseren Kunden geschätzt“, sagt Ben Dibbern, seit 2014 zuständig für den europäischen Markt, Finanzen und Produktion. Die mit zahlreichen Design-Preisen ausgezeichneten Serien und Dekore aus dem Hause Dibbern zählen heute zu den Klassikern der Tischkultur. Die farbenfrohe „Solid Color“-Serie im Bauhausdesign, mit der Dibbern der internationale Durchbruch gelang, gibt es seit mehr als 30 Jahren. Mittlerweile können Käufer zwischen 49 verschiedenen Farbtönen wählen, die sich beliebig miteinander kombinieren lassen. An den Dekor-Entwürfen arbeiten das hauseigene Design-Atelier sowie ausgewählte internationale Designer. Und welches Produkt ist den Brüdern am liebsten? „Die weiße Teetasse aus unserer Classic-Serie. Sie ist einfach zeitlos schön“, sagt Jan Dibbern. Es sei eben diese ästhetisch durchdachte Einfachheit, verbunden mit traditioneller Handwerkskunst, die ihre Produkte auszeichne. Sein Bruder Ben nickt zustimmend und ergänzt: „Deshalb lassen sich unsere Serien auch untereinander kombinieren, auf diese Vielseitigkeit wollen wir auch künftig nicht verzichten.“


Hier trocknet über offenen Flammen die Glasur
Hier trocknet über offenen Flammen die Glasur
Per Hand wird jeder Henkel an die Tasse „angarniert“
Per Hand wird jeder Henkel an die Tasse „angarniert“
Die Gießnähte eines Milchkännchens werden entgratet. Fotos (4) Dibbern
Die Gießnähte eines Milchkännchens werden entgratet. Fotos (4) Dibbern
Künftige Herausforderungen sehen die Brüder nicht nur im Fach- und Führungskräftemangel, von dem die gesamte Wirtschaft betroffen ist, sondern auch in der Sichtbarkeit ihrer Produkte. „Der klassische Einzelhandel in den Innenstädten stirbt aus“, sagt Ben Dibbern. „Die Flächen, wo Porzellan präsentiert wird, verschwinden zunehmend. Deshalb bauen wir unsere Online-Präsenz aus.“ An ihrem Flagship-Store an den Hohen Bleichen halten sie dennoch fest. Genauso wie an liebgewonnenen Traditionen. So kommen jedes Jahr im Dezember die Mitarbeiter aus Süddeutschland hoch in den Norden. „Unsere Weihnachtsfeiern haben schon in Jersbek, aber auch auf der Elbe und in der HafenCity stattgefunden“, berichten die Brüder, die in Ahrensburg aufgewachsen sind, heute aber in Hamburg leben. ps

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