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Künstliche Intelligenz in Küche und Haushalt

Je länger man die neuen Geräte betreibt, desto mehr können sie

Das active-Light-Kochfeld der Serie iQ700 von Siemens und eine smarte Dunstabzugshaube arbeiten im Einklang. Ein integrierter Luftgütesensor registriert die aufsteigende Dunstmenge. FOTO: DPA/TMN
Das active-Light-Kochfeld der Serie iQ700 von Siemens und eine smarte Dunstabzugshaube arbeiten im Einklang. Ein integrierter Luftgütesensor registriert die aufsteigende Dunstmenge. FOTO: DPA/TMN
Simone Andrea Mayer 

Hausgeräte sollen ihre Arbeit immer sparsamer, immer sauberer, immer leckerer und immer schneller erledigen. Das geht – mit künstlicher Intelligenz, die vom Menschen lernt.

Was ist eine künstliche Intelligenz? Viele denken vielleicht an Data, den Androiden aus „Star Trek“. An R2-D2 aus „Star Wars“. Oder an den Terminator. Aber auch an ihren Backofen?

In dieser Woche startet die Elektronikmesse IFA in Berlin (6. bis 11. September). Einige Hersteller von Elektrogeräten haben bereits erste Neuheiten verraten. Dabei fallen häufig die Stichworte KI (Künstliche Intelligenz) oder AI (Artificial Intelligence). Die Geräte optimieren sich selbst. „Künftig entscheidet nicht das reine Hardware-Feature eines TV darüber, ob er erfolgreich auf dem Markt ist, sondern seine künstliche Intelligenz, die er mitbringt“, sagte Mike Henkelmann, Managing Director TV bei Samsung. Die Geräte – und das gilt für Herd oder Waschmaschine ebenso wie für den Fernseher – werden immer mehr in der Lage sein, ihren Nutzer besser zu verstehen und mit ihm zu interagieren.

Grundlage dafür ist ein großer Datensatz, den die Geräte ständig durchforsten. So sind sie in der Lage, ihre Handlungen stets an die aktuelle Situation anzupassen, sie optimieren sich selbst. Das bedeutet: Je länger man die Geräte betreibt und ihnen Gelegenheit gibt, das Nutzungsverhalten ihrer Besitzer zu analysieren, desto schlauer werden sie. Das wird bei modernen Fernsehern zum Beispiel schon angewendet, nun folgen die ersten Hausgeräte.

Der Ofen merkt sich, wie sein Nutzer kochen will

Bosch wird auf der Messe IFA erstmals Backofen mit künstlicher Intelligenz vorstellen. „Wenn Sie den Ofen mit Ihrem Backhendl immer zum selben Zeitpunkt ausmachen, wird das Gerät das sehr schnell lernen“, erklärt Thomas Salditt, Leiter der Abteilung Digital Business Enabling bei Bosch Siemens Hausgeräte. Die Öfen der Serie 8 mit „Home Connect“ werden dann künftig immer zum gleichen Zeitpunkt die Garzeit für das Backhähnchen beenden. Denn so mag es sein Nutzer schließlich am liebsten. Den richtigen Zeitpunkt registrieren Brat- oder Backsensoren, die das Gericht im Ofen im Blick behalten.

Wie schnell der Ofen lernt, ist auch von seinem Nutzer abhängig: „Es kommt auch darauf an, wie konsistent Sie kochen“, erklärt Salditt. „Aber ein paarmal werden Sie schon kochen müssen.“ Das impliziert aber auch, dass man die Geräte mit Daten anfüttern und die erfassten Messwerte kontinuierlich per App ins Internet geben muss – denn das eigentliche Hirn der KI sitzt nicht im Gerät selbst. „Wenn Sie Ihr Gerät einfach nicht verbinden, kann es keine Daten aus der Cloud ziehen und nicht lernen“, erläutert Salditt. Bis Frühjahr 2020 will Bosch alle smarten Serie-8-Öfen der Kollektion „accent line“, die bestimmte Gar-Sensoren an Bord haben, zusätzlich um KI erweitern.

Das Licht geht automatisch an, wenn der Koch kommt

Selbstständiger dank Sensoren agieren auch die neuen Backöfen der Generation 7000 von Miele (Messe-Premiere, seit Mai erhältlich). Sie verständigen ihren Besitzer nicht nur mit einem Signalton, wenn der Garzeitpunkt beendet ist. Der Ofen erwartet dann auch seine Reaktion: Denn eilt der Koch herbei, beendet der Ofen den Alarm und schaltet die Beleuchtung im Garraum ein. Möglich ist das dank Infrarotsensoren in der Geräteblende, die auf Bewegungen 20 bis 40 Zentimeter vor dem Gerät reagieren. Die Funktion „MotionReact“ gibt es unter anderem auch für Dampfgarer, Kaffeevollautomaten und Geschirrspüler.

„Schlaue“ Geräte werden in erster Linie den Komfortgedanken bedienen. Ideen, wie das in naher Zukunft schon aussehen kann, gibt es in der Branche genug. „Der Saugroboter weiß, in welchem Raum Sie typischerweise wann sind, und saugt dann, wenn Sie nicht da sind“, nennt Salditt ein Beispiel. Auch das soll möglich sein: Trinkt der Bewohner nachts gern noch Milch, bereitet sich der mitdenkende Kühlschrank mit der Zeit auf diese Routine vor. Er kühlt sich kurz vor dem üblichen Trink-Zeitpunkt noch mal herunter, damit die Milch angenehm kalt ist.

KI bietet bei vielen Geräten darüber hinaus die Option, Betriebskosten einzusparen. Beim Beispiel Kühlschrank heißt das: Das Gerät weiß aus Erfahrung, dass der Nutzer nach dem Glas Milch schläft und bis zum Morgen die Tür nicht mehr öffnen wird. Er kann also die Kühlung einschränken und Strom sparen. Oder der Saugroboter arbeitet effizienter, weil er Wege besser berechnet.

Auch bei den Hausgeräten ohne KI tut sich viel in Sachen Nutzerfreundlichkeit. Die Ansatzpunkte der Hersteller sind vielfältig. Aktuell fallen vor allem Funktionen auf, mit denen bisher getrennt agierende Geräte nun abgestimmt zusammenarbeiten. Zum Beispiel können das Kochfeld activeLight-Kochfeld der Serie iQ700 von Siemens (ab September erhältlich) und die smarte Dunstabzugshaube so zusammenarbeiten, dass immer in passender Stärke gesaugt wird. Ein integrierter Luftgütesensor registriert dafür die aufsteigende Dunstmenge. Und AEG verbindet nun seinen Waschmaschine und den Trockner der 9000er-Serie über eine App.
   

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