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Was sich in den Bergen noch getan hat

Saison 2019/2020: Von Italien über die Schweiz und Frankreich bis nach Deutschland: Auch an vielen Pisten jenseits von Österreich wurde in neue Seilbahnen investiert, damit die Wintersportler bequemer und schneller hoch hinauf kommen

Illustration: Adobe stock
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Text: Rainer Krause 

Größe zählt: Deshalb haben sich auch einige Skigebiete mit Bergbahnen zusammengeschlossen. Freuen können sich Skifahrer in mehr als einem Dutzend Skigebieten über neue Zehnerkabinenbahnen. Mit ihnen sind Wartezeiten selbst am Morgen die Ausnahme. Zusammengestellt hat die Neuigkeiten der kommenden Saison die App „Schneeundmehr Der Skiatlas“, die seit vielen Jahren detailliert die Skigebiete der Alpen und Mittelgebirge beschreibt und einordnet (in den Stores von Apple und Google erhältlich). Jetzt fehlt nur noch der Schnee.

Dolomiti-Superski-Gebiete ersetzen historische Liftanlagen

Im größten Skiverbund Europas, dem Dolomiti Superski, sind einige Bergbahnen in die Jahre gekommen. 50 Jahre alt ist die Pendelbahn von Cortina d‘Ampezzo zum Col Drusciè. Sie – und der auch schon fast historische Doppelsessel ab Colfiere – weicht nun einer Zehnerkabinenbahn mit Mittelstation auf Colfiere. Die neue Bahn befördert 1800 Personen pro Stunde, fast dreimal so viel wie die alte Pendelbahn. Das kleine Skigebiet La Crusc, das über La Villa an die Pisten von Alta Badia angeschlossen ist, hat nun ebenfalls eine Zehnerkabinenbahn. Bisher fuhr eine alte Bahn mit fix geklemmten Zweiersesseln hinauf zur Wallfahrtskirche La Crusc/Heiligkreuz (2045 m), die mehr als doppelt so lange für die Strecke brauchte. Im Edelweißtal oberhalb von Kolfuschg/Colfosco hat der Schlepplift Stella Alpina ausgedient. Jetzt fährt eine Sechsersesselbahn zu dem sanften Pistenareal und der Funslope. Nördlich von Alta Badia modernisieren die örtlichen Bergbahner weiter den Kronplatz. Statt der Vierersesselbahn Rara fährt nun eine Zehnerkabinenbahn Richtung Pres da Peres und sorgt für eine bessere Anbindung von St. Vigil an den Kronplatz. Ebenfalls im Hochpustertal an der Grenze zu Österreich liegt das Skigebiet Drei Zinnen Dolomiten, das in den vergangenen Jahren zu einer respektablen Skiregion mit 110 Pistenkilometern ausgebaut worden ist. Am Helm, dem anspruchsvollsten Revier der Region, fährt jetzt die Achtersesselbahn Hasenköpfl Richtung Gipfel.
  
Milliardär entwickelt größtes Skigebiet der Zentralschweiz

Jetzt hat es der Ägypter Samih Sawiris geschafft: Durch die Pendelbahn von Sedrun zum Cuolm da Vi ist nun Disentis mit Andermatt-Sedrun verbunden – und mit 180 Pistenkilometern das größte Skigebiet der Zentralschweiz entstanden, das zudem einer der edelsten Freeride-Hotspots der Westalpen ist. Milliardär Sawiris hatte bereits einige Großobjekte verwirklicht, darunter das Urlaubsgebiet El Gouna am Roten Meer. Vor 15 Jahren begann er, in das in die Jahre gekommene Dorf Andermatt zu investieren, um es in ein mondänes Resort zu verwandeln. Dazu gehört ein adäquates Skigebiet. Erst schloss er Sedrun an Andermatt an, jetzt kam Disentis dazu. Dass es Sawiris ernst ist mit seinem Projekt, zeigt allein die Investitionssumme von rund 130 Millionen Franken (120 Millionen Euro).

Mehr als das Dreifache davon, 470 Millionen Franken, kostet das Projekt V-Bahn in der Jungfrau-Region. Bereits in Betrieb in diesem Winter ist die Zehnerkabinenbahn von Grindelwald-Grund über die Mittelstation Holenstein zum Männlichen. Sie startet in einem neuen Terminal mit großem Parkhaus, Shops und Skidepot, von dem von Dezember 2020 an eine Drei-Seil-Umlaufbahn zum Eigergletscher fahren soll. Durch die 3-S-Bahn kommen Skifahrer rund 45 Minuten schneller zu den Pisten auf der Kleinen Scheidegg und zur Lauberhornabfahrt als vorher.

Deutschland hat ein neues Skigebiet

Richtig neu ist das Skigebiet Jenner am Königssee bei Berchtesgaden nicht, aber komplett erneuert wurde das traditionsreiche, elf Kilometer Pisten messende Skirevier. Jetzt fährt eine Zehnerkabinenbahn statt der Vorgängerseilbahn aus dem Jahr 1953 hinauf auf 1800 Meter Höhe. Oben fahren zwei neue, schnelle Sechsersesselbahnen. Die Jennerwiesenbahn beginnt bei der Mittelstation und endet am Mitterkaserkessel, die Mitterkaserbahn fährt von Mitterkaseralm zur Bergstation der Kabinenbahn. Bestehen blieben die Vierersesselbahn Krautkaser und der Mitterkaser-Schlepper.

Ebenfalls neu sind die Berggaststätten an der Berg- und an der Mittelstation. Vorbei sind am Brauneck oberhalb von Lenggries die Wartezeiten im Finstermünzkessel. Auch wird es Wintersportler freuen, dass nun nicht mehr der fest gekuppelte Zweiersessel mit Wucht in die Waden hineinfährt. Die Brauneckund Wallbergbahnen-Gesellschaft hat in dem erst vor zwei Jahren dazugekauften Skigebietsteil die Schrödelsteinbahn neu gebaut mit Sechsersesseln, Hauben, Sitzheizung, höhenverstellbarem Förderband am Einstieg und automatisch schließenden Sicherheitsbügeln. Sie fährt ein Stück weiter nach oben als der gut 40 Jahre alte Zweiersessel, auch gibt es jetzt eine Beschneiungsanlage, die im sonnigen Finstermünzkessel dringend notwendig war.

La Rosière in Frankreich erschließt den Mont Valasain neu

Das gibt es nur noch selten in den Alpen: eine komplette Neuerschließung. Im Gebiet von La Rosière, dem französischen Teil des Skigroßraums Espace San Bernardo, fahren ab Winter 2019 zwei Sechsersesselbahnen zum Mont Valaisan bis auf 2800 Meter Höhe und erschließen fünf neue rote Pisten und respektable Freeride-Möglichkeiten. Nur 600 Meter mehr Piste gönnt sich Avoriaz, das aber mit dem Neubau von zwei Sesselbahnen ein Stück näher an die Schweizer Seite des Großraums Portes du Soleil rückt.

Bisher waren Skifahrer, die nach Les Crosets in der Schweiz abfahren wollten, auf die langsame und zudem oft bei Wind eingestellte Mosette-Sesselbahn angewiesen oder mussten die tiefschwarze Abfahrt Schweizer Wand mit ihren Riesenbuckeln bewältigen. Jetzt startet in Avoriaz die neue Sechsersesselbahn Léchère, die 600 Meter weiter oben endet als der vorherige Dreiersessel. Weiter geht es mit der neuen schnellen und windsicheren Sechsersesselbahn Cases, die die Grenze überquert und direkten Anschluss an die Pisten von Les Crosets bietet.

Neben neuen Zehnerkabinenbahnen in Chamonix-Flégère, Alpe d’Huez und Courchevel sowie der neuen Bahn von Val Thorens zur Cime Caron gibt es so etwas in Frankreich: eine neue Vierersesselbahn (Grandes Combes), die im Wesentlichen ein neues Hotel (Ecrin Blanc) mit dem Skigebiet (Courchevel) verbindet.
  
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