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In ihrem gerade erschienenen Buch „Was bleibt, wenn wir sterben“ erzählt die Hamburgerin Louise Brown von ihrer Arbeit als Trauerrednerin

„Heute weiß ich, wie kostbar der Alltag ist“, so Trauerrednerin Louise Brown aus Hamburg

Louise Brown lebt und arbeitet in Hamburg Foto: Gene Glover / © Diogenes Verlag

Nach dem Tod ihrer Eltern versucht Louise Brown der Endlichkeit des Lebens etwas Sinnstiftendes abzugewinnen. Dies verändert nicht nur ihre Einstellung zum Tod, sondern auch die zum Leben. Ihr lesenswertes und zugleich befreiendes Buch enthält viele persönliche Beobachtungen, Anekdoten und Geschichten, die Mut machen, das Leben auf die Dinge auszurichten, die von Bedeutung sind.

Frau Brown, was hat Sie dazu gebracht, sich mit dem Tod und der Trauer auseinanderzusetzen?

Als meine Eltern vor zehn Jahren kurz hintereinander gestorben sind, habe ich die Trauer stark unterschätzt. Nach etwa einem Jahr war ich seelisch und körperlich erschöpft. In dieser Zeit habe ich angefangen, mich mit der eigenen Trauer, aber auch generell mit den Themen Tod und Sterben auseinanderzusetzen. Als Journalistin dachte ich, einiges zu wissen. Doch der Verlust meiner Eltern und alles, was dieser mit sich brachte, war eine große Lehre für mich.

Warum haben Sie dieses Buch geschrieben?

Ich wollte ein tröstliches und positives Buch schreiben, in dem ich die Lesenden auf meine persönliche Trauerreise mitnehme und ihnen davon erzähle, was ich über Verlust und Trauer gelernt habe. Außerdem möchte ich die unvergesslichen wertvollen Erfahrungen teilen, die ich in dieser besonderen Arbeit als Trauerrednerin erlebe. Durch die Lebensgeschichten von verstorbenen Menschen habe ich eine Idee davon bekommen, was im Leben wirklich von Bedeutung ist. Der Gedanke daran, was von uns bleibt, wenn wir sterben, war für mich selbst im Leben hilfreich.
 

Was bleibt, wenn wir sterben. Diogenes, 256 Seiten, ISBN 978-3-257-07176-4, 22 Euro
Was bleibt, wenn wir sterben. Diogenes, 256 Seiten, ISBN 978-3-257-07176-4, 22 Euro

Was ist Ihre wichtigste Botschaft? Was bleibt, wenn wir sterben?

In den Trauergesprächen beeindruckt es mich immer wieder, was von einem verstorbenen Menschen alles bleibt: weniger das, was wir oft für so wichtig halten, etwa Geld und Karriere. Vielmehr sind es die Dinge, die wir gern in der Hektik des Alltags übersehen, wie Humor, Wärme, Widerstandskraft, Zuverlässigkeit. Es sind die kleinen Details und Momente, die einen Menschen nach seinem Tod wieder spürbar werden lassen. Vor allem bleibt ein Gefühl, das dieser hinterlässt. Diese Erkenntnis war für mich als leistungsorientierter Mensch einschneidend und tröstlich: Dass das, was mich auszeichnet, nicht optimierbar ist, sondern tief in mir steckt, und auch dann bleibt, wenn ich alt und fragil werde.

Welche praktischen Tipps im Umgang mit der Trauer und unserer Endlichkeit können Sie geben?

Ohne den Angehörigen etwas vorschreiben zu wollen, kann man vielleicht zu Lebzeiten einige Gedanken notieren, wie man seine Beerdigung gerne gestalten würde. Es kann für die Hinterbliebenen schön sein, wenn sie das Gefühl haben, den Abschied nach den Wünschen der verstorbenen Angehörigen planen zu können. Man kann überhaupt versuchen, in der Familie oder mit Freunden offener mit dem Thema Tod umzugehen. Denn nach meiner Erfahrung wird dieser dadurch weniger furchteinflößend.

Was haben Sie selbst aus der Konfrontation mit der Endlichkeit gelernt?

Ich schätze den Alltag mehr. Heute weiß ich, wie kostbar dieser ist. Ich kann die Wörter Tod und Trauer in den Mund nehmen, was lange nicht ging. Außerdem schiebe ich weniger Dinge auf. Dazu gehört dieses Buch, das für mich ein besonderes Herzensprojekt war. csl

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