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„Jenseitsstudie“ zeigt einen Wandel in der Trauer- und Bestattungskultur

Wie sich die Menschen den letzten Abschied wünschen

Die Urnenbeisetzung in der Natur, vor allem im Wald, ist in der Gunst der Deutschen in den vergangenen Jahren stark gestiegen Foto: FriedWald

Mehr Trost, weniger Trauer. Mehr thematisieren, weniger tabuisieren. Immer mehr Deutsche setzen sich aktiv mit der Sterblichkeit des Menschen auseinander. Der Tod rückt aus seiner Tabuzone heraus. Dabei gerät auch zunehmend die Gestaltung des letzten Abschieds in den Blick. Der soll den Hinterbliebenen mehr Zuversicht spenden. Als Ort der letzten Ruhe rückt daher der tröstliche Wald mit der Baumbestattung auf Platz zwei der bevorzugten Bestattungsarten. Auf Platz eins rangiert die Urnenbeisetzung auf einem herkömmlichen Friedhof. Das ergab die „Jenseitsstudie“, eine Online-Befragung im Auftrag von FriedWald, bei der 3000 Menschen im Alter von 40 bis 81 Jahren befragt wurden.

Der Tod gehört zum Menschsein dazu

„Haben Sie sich schon einmal Gedanken über Ihren eigenen Tod gemacht?“ Auf diese Frage antworteten mehr als 80 Prozent der über 40-Jährigen mit „Ja“. Über die Hälfte von ihnen macht sich mindestens gelegentlich Gedanken über die eigene Sterblichkeit. Eine entscheidende Rolle kommt dabei noch immer der Konfrontation mit dem Tod – zum Beispiel durch das Auftreten einer lebensgefährlichen Krankheit im eigenen persönlichen Umfeld – zu. Zumindest sagen 78 Prozent derjenigen, die bereits eine solche Erfahrung mit Eltern, Freunden, Verwandten, Partnern, Kindern oder mit sich selbst gemacht haben, dass diese die Auseinandersetzung mit dem Tod befördert hat.
 

Mit zunehmendem Alter tauschen sich die Menschen auch mehr über das Thema aus und treffen konkretere Vorkehrungen. Gesprächspartner dafür sind vor allem die Lebenspartner und Freunde, doch bei der jüngeren Generation auch die Eltern beziehungsweise bei den über 55-Jährigen die eigenen Kinder. Je älter die Menschen werden, desto häufiger haben sie auch ihre eigenen Angelegenheiten in einer Patientenverfügung, einer Vorsorgevollmacht oder einem Testament geregelt. Für die eigene Beisetzung haben 16 Prozent der über 70-Jährigen schon im Rahmen einer Bestattungsvorsorge Vorkehrungen getroffen.

Zurück zur Natur

Insgesamt haben sich schon mehr als die Hälfte aller Befragten über die eigene Bestattung Gedanken gemacht. Dabei ist ein deutlicher Trend zu erkennen: Immer mehr Menschen bevorzugen eine Feuerbestattung. Zudem steigt die Zahl derer, die sich die Beisetzung in einer Urne im Wald vorstellen können. Dennoch ist die Urnenbeisetzung auf einem traditionellen Friedhof derzeit noch die meistgenannte Bestattungsformen. Für den wachsenden Zuspruch, den die Waldbestattung bekommt, wurden auch Gründe angeführt: Die Hälfte der Befragten gab an, dass sie nach ihrem Tod mit der Natur vereint sein möchten. Und 45 Prozent der Befragten ist eine umweltfreundliche Bestattung wichtig.

Die Nähe des Ortes der Bestattung zur eigenen Heimat ist nur noch für 41 Prozent der Befragten von Bedeutung. Gleichzeitig gab die Hälfte der 40- bis 81-Jährigen an, nur ein bis zwei Mal im Jahr oder sogar nie die Grabstätten verstorbener Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld zu besuchen.

Moderne Beisetzungen sollen trösten

Wichtig für die Wahl des Beisetzungsortes ist, dass er als tröstlich empfunden wird. Befragt nach ihren Gefühlen bei der letzten Beisetzung, der sie beiwohnten, nannten 91 Prozent der Studienteilnehmer Trauer, 36 Prozent Hilflosigkeit und 20 Prozent Erleichterung. Ein interessanter Aspekt dabei: Fand die Beisetzung in einem Wald statt, empfanden deutlich mehr Befragte das Gefühl der Erleichterung als bei Erdbestattungen auf einem Friedhof. Entsprechend ziehen Menschen, die bereits als Gast an einer Trauerfeier im Bestattungswald teilgenommen haben, dies Art der Beisetzung auch viel stärker für sich selbst in Betracht. Das zeigt, welche hilfreiche Rolle der Wald im Prozess der Trauer einnimmt.

Der Gedanke an die Hinterbliebenen spielt hier eine bedeutende Rolle. Die Menschen wünschen sich, dass bei einer Beisetzung weniger die Trauer im Vordergrund steht. Stattdessen soll die Betonung mehr auf die schönen Momente gelegt werden. mh

Für die „Jenseitsstudie“ wurde im Jahr 2020 von K&A Brand Research im Auftrag von FriedWald eine Onlinebefragung unter 3000 Menschen in ganz Deutschland durchgeführt. Die Befragten waren in einem Alter zwischen 40 und 81 Jahren und ließen sich jeweils zu einem Drittel den Generationen der „Traditionalisten“ (Jahrgang 1935–1949), der „Babyboomer“ (Jahrgang 1950–1964) und der „Gen X“ (Jahrgang 1965– 1979) zuordnen.

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