Anzeige
Themenwelten Bergedorf
Manches, was wärmt, sieht heute aus wie ein Kunstobjekt. Technik wird „smart“

Die Zukunft der Heizung

Runder Heizkörper Bemm Orimono mit textiler Oberfläche FOTO: BEMM

Heizkörper führen ein Schattendasein in Wohnungen und Häusern und sind meist sowohl für Bauherren als auch für Architekten ein notwendiges Übel. Manche verstecken den Wärmespender hinter einer Verkleidung, müssen aber dafür die Reduzierung der Heizleistung in Kauf nehmen.

Wieso eigentlich, dachten sich einige Designer und entstauben seit einigen Jahren das langweilige Image herkömmlicher Heizkörper. Ihr Ansatz: Beim Heizkörper handelt es sich im Wesentlichen um ein technisches Produkt, aber die Herausforderung sollte sein, dass man ihm genau diese Technik nicht ansieht. Dass sich das Design – ausgehend von den klassischen Rundrohr-Heizkörpern – weiterentwickelt, ist unter anderem der besseren Hausdämmung zu verdanken. Durch die zunehmende Dämmung der Häuser wird der Gestaltungsspielraum der Designer deutlich größer. „Der Fokus liegt nicht mehr auf der Maximierung der Heizkörperoberfläche, da nicht mehr so viel Rücksicht auf die Heizleistung und damit auf die Wasserführung im Heizkörper genommen werden muss. Aus gestalterischer Sicht erwarte ich da ganz neue Möglichkeiten“, erklärt Thomas Fiegl, der für den Heizkörperhersteller Kermi neue Modelle entwickelt.

Allgemein geht der Trend deshalb zunehmend auch zu Elektroheizkörpern. Die dichtere Dämmung der Außenwände sorgt für eine Grundwärme im Innenraum, sodass strombetriebene Modelle nur noch punktuell für Wärme sorgen müssen und im Idealfall sogar über den auf dem Dach generierten Solarstrom versorgt werden. Ein großer Pluspunkt: Die Montage ist denkbar einfach, und der Heizkörper zieht bei jedem Umzug problemlos mit. Auf die Spitze treibt es das prämierte Modell Eve des italienischen Hersteller Tubes. Der Heizkörper kommt als elektrisch betriebene Heizkugel daher und lässt sich auf kleinen Rollen überall dorthin mitnehmen, wo Wärme benötigt wird. Per Touchkommando oder über die integrierte Bluetooth-Funktion lässt sich die Wärmeabgabe steuern.

Erst seit Kurzem auf dem Markt und bereits mit mehreren Designpreisen ausgezeichnet ist ein Entwurf des Italieners Marco Taietta für den Hersteller Bemm. Er entwickelte ein kreisrundes Modell, das sich so gar nicht als Heizkörper zu erkennen gibt. Die Oberfläche besteht aus einem Textilgewebe mit 90 Prozent Schurwolle und macht die Wand definitiv zu einem Hingucker.

Der altbekannte Rippen- und Plattenheizkörper bekommt aber auch von anderer Seite Konkurrenz. So gibt es für zentral gesteuerte Heizsysteme nun Entwürfe, die locker als Kunstobjekt durchgehen würden. Sie sind mal skulptural gestaltet, mal wirken sie wie ein modernes Bild oder sind als Spiegel getarnt, die den Eingangsbereich heizen und gleichzeitig den Raum größer wirken lassen. Als Kunstobjekte präsentieren sich sehr schmale Heizmodule, die sich horizontal oder vertikal miteinander kombinieren lassen. Je nach Wärmebedarf entscheidet der Bewohner, wie viele Radiatoren zu einem Heizobjekt zusammengestellt werden sollen. Werden sie horizontal montiert, dient die integrierte Abkantung sogar als kleine Ablage.

Die Wärmespender machen nicht nur optisch Furore, sondern übernehmen noch eine ganze Menge anderer Aufgaben: Handtuchhalter, Raumteiler oder Garderobenhaken, aber auch Brüstungen aus Glas können Wärme spenden. Die Branche ist in Aufbruchstimmung, denn nicht nur die Entwürfe verändern das Wohnen, auch die Technik der Modelle beeinflusst den Alltag. So lässt sich die Wärme per Fernbedienung, Bus-Technik oder Smartphone aus der Ferne regeln. In Neubauten, allerdings vornehmlich in Einfamilienhäusern, werden zunehmend smarte Heizsysteme eingebaut, für bestehende Bauten gibt es smarte Thermostate, die unkompliziert nachgerüstet werden können und insbesondere für Mietwohnungen interessant sind. Eine kluge Idee, denn laut einer Studie der Europäischen Kommission machen die Heizungs- und Warmwasserbereitung 79 Prozent des gesamten Energieverbrauchs eines Haushaltes aus.

„Die smarten Thermostate helfen substanziell Energie zu sparen. Mit einer App kann der Nutzer eine Vielzahl von ganz persönlichen Einstellungen vornehmen. Egal wo er sich gerade auf dieser Welt befindet“, erklärt Stefanie Sedlak vom Hersteller Tado.

Das Besondere daran: Die Thermostate funktionieren mit allen gängigen Typen von Heizkörpern. Eine Nachrüstung ist unkompliziert und lässt sich auch vom Laien bewerkstelligen. Die gesamte Technik sitzt in dem vergleichsweise kleinen Thermostaten: Er erkennt offene Fenster und regelt die Temperatur der Heizung und bezieht sogar die Wettervorhersage ein. Susanne Speckter
 

Weitere Artikel
Seite:123456