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Themenwelten Bergedorf
Elterninitiative du!mittendrin wirbt dafür, dass sich Menschen mit und ohne Handicaps nahekommen

Es ist normal, verschieden zu sein, so Professor André Zimpel beim Vortrag in der Hamburger Bugenhagenschule Osterleystraße

Selina fühlt sich wohl mittendrin: hier mit Gruppeninitiatorin Isod Bötzel (l.), Musiklehrer Chris Warmke (o. l.), Mutter Roswitha (r.) und Vater Michael

Mitleidige Blicke bis hin zu menschenfeindlichen Äußerungen – Eltern behinderter Kinder können viele Geschichten erzählen. Aber es gibt genauso schöne Momente, die wieder Kraft geben für die nächsten Auseinandersetzungen im angeblich normalen Leben. Oft schließen sich betroffene Eltern zusammen, weil es leichter ist, gemeinsam das Leben zu meistern – auch in Blankenese. 

Um Vorurteile und Berührungsängste abzubauen, wurde 2013 die Gruppe „du!mittendrin“ von und für Familien mit behinderten Kindern als Initiative der Stiftung der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde gegründet. Denn klar ist: Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf sollen in Kirche und Dorf ganz selbstverständlich einen Platz finden und am Leben teilhaben können.
 

„In Blankenese gibt es leider nur wenig Freizeitmöglichkeiten für besondere Kinder“, erzählt Catharina Schuchmann. Sie gehört zu den wenigen Akteurinnen, die nicht aufgrund eigener Erfahrungen in der Gruppe mitwirken. Beständig werden Kontakte gepflegt, Netzwerke aufgebaut und geknüpft: zu Schulen, Vereinen, aber auch Betrieben. Denn die Kinder mit Handicap werden irgendwann erwachsen und wollen teilhaben am Arbeitsleben.

Die Verantwortlichen bei „du!mittendrin“ haben verschiedene Projekte ausprobiert. Fußball, Malen, Schwimmen, Musik und Theater – viele sehr engagierte Ehrenamtliche haben diese Angebote gestaltet. Zahlreiche Vorträge zum Thema „Behinderung“ sind unter dem Dach der Gemeindeakademie zu hören.

„Das ‚mittendrin‘ verstehen wir wörtlich. Schule, Freizeit, Arbeit und Wohnen – es wäre schön, wenn unsere Kinder in allen Lebensbereichen in unserer Gemeinde ganz selbstverständlich, selbstständig, selbstbestimmt und doch geborgen und versorgt leben könnten“, sagt Isod Bötzel (Lehrerin, 61). Sie ist Mitbegründerin der Gruppe und Mutter von drei erwachsenen Kindern, von denen ein Junge gehörlos zur Welt gekommen ist und mit leichter Behinderung und autistischen Zügen lebt.

Egal, ob mit oder ohne Rollstuhl – es ist schön, dabei zu sein im ganz normalen Leben. Das wünschen sich die Eltern behinderter Kinder Fotos: du!mittendrin
Egal, ob mit oder ohne Rollstuhl – es ist schön, dabei zu sein im ganz normalen Leben. Das wünschen sich die Eltern behinderter Kinder Fotos: du!mittendrin

Die Eltern treffen sich regelmäßig, tauschen sich untereinander aus, teilen ihre Sorgen ebenso wie ihre Freuden. Aus manchen ihrer Kinder sind bereits junge Erwachsene geworden, deren Bedürfnisse sich geändert haben. Vor allem die Frage des Wohnortes, der Art und Weise der Betreuung stehen jetzt im Vordergrund, und da muss sich noch einiges tun.

Roswitha Bading-Ullrich (61), berichtet: „Mit der Lange-Rode-Stiftung haben wir große Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Haus oder einem Grundstück, um ein inklusives Wohnprojekt entstehen lassen zu können.“ Doch noch ist nichts entschieden, möglichst zentrumsnah soll es werden. Unterstützung und Tipps, ein Grundstück, eine Immobilie sind willkommen.

Die Perspektive der Eltern wird seit Ende vergangenen Jahres durch mehrere junge und sehr motivierte Menschen erweitert, die sich für die behinderten jungen Leute engagieren. Christian (25), einer von ihnen, zitiert seinen betroffenen Bruder. Der sagt: „Behindertes Leben ist viel anstrengender als normales Leben.“

Infoveranstaltung für persönliche Assistenz

Aber es gibt Wege, junge betroffene Menschen zu begleiten. Zusammen mit der Universität Hamburg organisiert die Gruppe am Freitag, 13. Mai, von 17 bis 19 Uhr eine Veranstaltung in der Aula der Bugenhagenschule, Osterleystraße 22. Studierende der Pädagogik „bei Behinderung und Benachteiligung“ und Eltern mit Kindern mit Behinderung sind dazu eingeladen. Professor Dr. André Zimpel, Leiter dieses Projektes, wird den einführenden Vortrag halten. Wichtigstes Thema des Abends soll die Betreuung und ganz persönliche Assistenz für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Förderbedarf sein. Aus diesem Treffen sollen sich Betreuungsvereinbarungen entwickeln, um Familien zu entlasten und neue Wege für die Freizeit gefunden werden. Um Anmeldung wird gebeten unter der E-Mail-Adresse assistenz@du-mittendrin.de. Der Eintritt ist frei.

Michael Ulrich setzt für seine 23 Jahre alte Tochter viel Hoffnung auf diese Partnerschaften: „Unsere Tochter kann nicht von allein Kontakte pflegen. Da sind Hilfestellungen von Dritten fürs Leben wichtig.“ mra

www.du-mittendrin.de

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