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Anlagenmechaniker Sanitär, Heizung, Klimatechnik sind Fachleute für Digitalisierung

Ein oft unterschätzter Job: Ausbildung zum SHK-Anlagenmechaniker der Hamburger SHK-Innungsbetriebe

Milan Dietrich, angehender SHK-Anlagenmechaniker, unterwegs zu einem Einsatz FOTO: STEPHAN WALLOCHA

Einen alten Heizkessel gegen eine moderne Anlage tauschen, in der Theorie und im Vorführvideo ist das kein Problem. Aber in der Praxis ist der Keller verwinkelt, sind die Wände schief, die Dämmung passt nicht um die Leitungen herum. „Man braucht ein gutes Auge und Planungsvermögen“, sagt Milan Dietrich. Als der Schulabgänger vor drei Jahren ein Praktikum in einem Sanitär- und Heizungsbaubetrieb in seiner Nachbarschaft absolvierte, wollte er sich nützlich machen. „Man kommt aus der Schule, wo man den ganzen Tag nur sitzt und schreibt“, sagt Milan. Genau darin sah der junge Mann, der das Abschlussjahr wiederholen musste, keinen Sinn, brach die Schule ab und begab sich auf die Berufssuche.

Inzwischen ist Milan Dietrich angehender Anlagenmechaniker SHK im dritten Lehrjahr. Die Abkürzung steht für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Manche übersetzen das „K“ auch mit Kältetechnik oder Klempnerei, ein metallverarbeitender Beruf. Die Klempner wurden mit den Heizungs- und Lüftungsbauer umgangssprachlich vermischt. Als Letztere dann auch noch mit den Gas- und Wasserinstallateuren zusammengelegt und dann als „Anlagenmechaniker“ modernisiert wurden, war das Kuddelmuddel zumindest sprachlich groß.

Doch selbst wenn Kunden hartnäckig nach dem Klempner oder Installateur fragen, landen sie in jedem Fall in einer „Hightech-Branche“, betont Bernd Seeger, Geschäftsführer des Berufsbildungswerks der Innung. „Von wunderschönen Bädern bis zu modernster Heizungs- und Lüftungstechnik–es ist einer der coolsten Berufe, die es zurzeit im Handwerk zu lernen gibt“, schwärmt Seeger. Die Innung SHK sieht sich auf einen guten Weg: Die Ausbildungszahlen liegen über der 300er-Marke. Das sei wie in 2019 und damit vor Corona. „Wir sind der stärkste Ausbilder im Handwerk“, sagt Seeger. Der Bedarf nach Fachkräften sei in einer Zeit, in der die Menschen wieder mehr ins Haus investierten, groß. Künftig gehe es mehr um „erneuerbare Energien und Umwelttechnik“, ist Seeger überzeugt. Um der Nachfrage gerecht zu werden, setzt die Branche auf Weiterbildung. Nicht nur bei der Klimatechnik, sondern auch bei der Digitalisierung: Die Innovationszyklen bei Wärmepumpen, Normen und vernetzten Systemen sind kurz.

„Der Beruf ist deutlich technischer geworden“, sagt auch Hanjo Fecht, Milans Ausbilder. Der Meister beschäftigt einen Gesellen und einen Azubi. So klein und familiär sind einige der Hamburger Betriebe, und für Milan Dietrich war das der erste Pluspunkt, der für die Ausbildung sprach. Der zweite: sehen, was man geschafft hat, und dabei gesehen werden. „Man wird wertgeschätzt und nicht so verheizt“, sagt der Lehrling. Die Kunden seien dankbar. „Wärme und Wasser sind nun einmal für die Menschen sehr wichtig.“ Da setze man auf Fachleute – zu Recht, findet Milan: „Ich habe unterschätzt, wie viel man können muss.“ Erst in seiner Ausbildung hat der 21-Jährige verstanden, wozu Mathe und Physik nützlich sind, und konnte auch der Schule wieder etwas abgewinnen. Ein Highlight seines ersten Ausbildungsjahres? Sein Zeugnis. „Da hatte ich fast nur Einsen. Das war eine coole Sache, zumal ich zeit meines Lebens nicht so der Spitzenschüler war“, meint Milan. Inzwischen macht er nebenbei sein Abitur und kann sich ein Ingenieurstudium nach Abschluss der Lehre vorstellen. „Ich bin interessiert an Physik und möchte einen Beitrag dazu leisten,die Welt sauberer zu machen.“

Auch mal in Gewerke hineinschnuppern, die man nicht so kennt, und verborgene Talente entdecken – das rät der Azubi Schulabgängern. Für das nötige Wissen bei den Wasserinstallationen oder der Elektrotechnik sorgen überbetriebliche Lehrgänge, und Milan könnte sich in jedem SHK-Betrieb bewerben. Sein Fazit: „Man lernt etwas Solides, das immer gebraucht wird.“ DEIKE UHTENWOLDT
 

Job-Info

Ausbildungsdauer: 4 Jahre, Verkürzung möglich
Voraussetzungen: mind. ESA, technisches und handwerkliches Verständnis und Geschick, Teamfähigkeit
Ausbildungsentgelt: etwa 700 bis 900 Euro im Monat
Einstiegsgehalt: ab 1600 bis 2200 Euro
Perspektiven: sehr gut Weiterbildungsmöglichkeiten: Studium, etwa der Gebäudetechnik, Meisterbrief, Weiterbildung zum Umwelttechniker
Weitere Infos: www.lehrstelle-handwerk.de


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