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Offiziersanwärter absolvieren ein Studium bei der Bundeswehr und bleiben als Soldat

Der Leutnant, der gerne lernt: Masterstudent Nils Voßhage an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg

Leutnant Nils Voßhage studiert an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg. FOTO: STEPHAN WALLOCH

Dreizehn Jahre Verpflichtungszeit – passt das zusammen mit den Vorstellungen eines Studentenlebens, das viele mit Begriffen wie Freiheit, Ausprobieren und Selbstfindung verbinden? Für Nils Voßhage passt es zusammen, denn er ist zuallererst Soldat und dann Student. Sein Masterstudium an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg ist der akademische Teil seiner Offizierslaufbahn. 

Ein wichtiger Baustein eines Karrierewegs, auf dem grundsätzliche Entscheidungen aber viel früher getroffen werden. Wer Offizier werden will, bewirbt sich zunächst auf den Rang und nicht auf ein Studienfach. In einem mehrtägigen Auswahlverfahren werden die psychologische Eignung, Führungsstärke und Kompetenz für ein Studium festgestellt. Bewerber können Wünsche für ihr Studienfach angeben – die aber nicht immer berücksichtigt werden. Wer eine Zusage erhält, startet seine Laufbahn als Offiziersanwärter. Vor dem Studium steht die 15-monatige militärische Ausbildung an den Offiziers- und Truppenschulen von Heer, Luftwaffe oder Marine. Hat man sich verpflichtet, sind die Weichen gestellt: Offiziersanwärter sind bereit, sich bundesweit versetzen zu lassen und an Auslandseinsätzen der Bundeswehr teilzunehmen. Nach 13 Jahren ist eine Rückkehr ins zivile Berufsleben möglich.

Gerade Unternehmen aus der Privatwirtschaft schätzen das hohe Qualifikationslevel, die Flexibilität und Stressresistenz von Bundeswehrangehörigen. Voßhage bezeichnet seinen Weg in die Offizierslaufbahn als „atypisch“, da er zuvor bereits die Mannschaftslaufbahn durchlief und mittlerweile Leutnant im Heer ist. Dennoch kann man den 26-Jährigen, der in der Hanseaten-Kaserne in Horn lebt, guten Gewissens als Überzeugungstäter bezeichnen. Er wusste schon zu Schulzeiten, dass er Soldat werden wird. „Ich habe mich immer gefragt, wer uns das alles ermöglicht“, sagt Voßhage und meint das freiheitliche Leben in einer Demokratie in Europa. „Die Bundeswehr als Parlamentsarmee schützt diese Werte.“ Das Denken des gebürtigen Pfälzers aus Boppard ist stark von politischen Motiven geprägt. Kein Wunder: Voßhage studiert Politikwissenschaft und hat auch schon ein Praktikum im Bundestag absolviert. In diesem Jahr schreibt er seine Masterarbeit über Friedens- und Konfliktforschung.

Der Uni-Alltag ist von Seminaren und Lernen bestimmt. Für die militärische Fortbildung ist allein der Donnerstagnachmittag jede Woche vorgesehen, wie Voßhage erklärt. Sein langfristiges Ziel ist die Stabsoffiziersebene. Dort gehe es dann vor allem um Führung und Personalgewinnung. „Es ist vergleichbar mit der Managementebene von Unternehmen.“ Der Weg in die gewünschte Position ist bei der Bundeswehr jedoch keineswegs vorgezeichnet. Lediglich die Verwendung in der Truppengattung ist sichergestellt. Das intensive Studium, das in Trimester eingeteilt ist, stellt viele Studierende vor eine große Herausforderung. Die Helmut-Schmidt-Universität Hamburg mit ihren vier Fakultäten (Elektrotechnik, Maschinenbau, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) ist eine von zwei Universitäten der Bundeswehr, die andere befindet sich in München. Derzeit sind an der Uni in der Hansestadt 2545 Studierende in Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben, 20 Prozent sind Frauen.

Das Studienfachangebot reicht von Bauingenieurwesen bis Volkswirtschaftslehre. Die meisten Studierenden absolvieren die Offizierslaufbahn. Jeder fünfte kommt über Kooperationen mit dem öffentlichen Dienst und der Privatwirtschaft. Dabei geht es üblicherweise um eine zivile Karriere in der Verwaltung der Bundeswehr. Für Nils Voßhage aber ist hingegen schon heute klar, dass er auch nach seiner Offizierslaufbahn Soldat bleiben wird. BASTIAN HEBBELN
 

Job-Info

Ausbildungsdauer: 4 Jahre als Teil einer verpflichtenden Dienstzeit von mindestens 13 Jahren
Voraussetzungen: Abitur, min. 17 Jahre, deutscher Staatsbürger
Gehalt während des Studiums: min. 1800 Euro, je nach Dienstgrad
Einstiegsgehalt: 37.600 Euro im Jahr (Durchschnitt des Absolventenjahrgangs 2021)
Perspektiven: sehr gut
Weiterbildungsmöglichkeiten: z. B. über den Berufsförderungsdienst der Bundeswehr
Weitere Infos: www.bundeswehr.de


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