Anzeige
Themenwelten Bergedorf
Einrichten & Wohnen

Die moderne Küche

Es gibt bereits eine Dunstabzugshaube „to go“ und Kochplatten, die erst beim Kontakt mit Topf und Pfanne für Nutzer sichtbar werden

Moderne Küchen sind oftmals so entworfen, dass sie sich perfekt für offene Grundrisse eignen. FOTO: BALLERINA KÜCHEN
Moderne Küchen sind oftmals so entworfen, dass sie sich perfekt für offene Grundrisse eignen. FOTO: BALLERINA KÜCHEN
Susanne Speckter 

Gesellschaftliche sowie technische Entwicklungen bestimmen unser Wohnen von morgen. Sehr eindrucksvoll konnte man dies auf der diesjährigen Trendmesse „Living Kitchen“ in Köln erleben. So rückt das allgemeine Bewusstsein für gesunde Ernährung das Kochen und damit die Küche stärker in unseren Fokus. Zugleich verändern sich die Grundrisse der Häuser und Wohnungen aufgrund der steigenden Mieten und der daraus resultierenden geringeren Umzugsbereitschaft der Menschen.

Statt eine neue Bleibe zu suchen, weil ein Zimmer in der Wohnung fehlt, wird die Küchenzeile in den Wohnraum verlegt und der frei werdende Raum als zusätzliches Zimmer genutzt. Investoren planen bei Neubauten mit dem gleichen Blick auf jeden Quadratmeter.

„In Neubauten planen wir so gut wie immer die Küche als Bestandteil des Wohnraums“, bestätigt Christian Standke, Vertriebsleiter der Hamburger Firma Penning Sanitär. Bei Renovierungen nutzten viele Kunden die Gelegenheit, das Gesamtkonzept der Räume zu überdenken und durch die Verlegung der Küche in den Wohnraum einen zusätzlichen Raum zu generieren, so der Fachmann weiter.

Klar, dass sich dementsprechend die Anforderungen an die Elektrogeräte verändern. Die Dunstabzugshaube beispielsweise muss nicht nur besonders effektiv, sondern zudem so leise wie möglich arbeiten. So können sich Familie und Gäste ohne Geruchs- und Lärmbelästigung auf dem Sofa entspannt unterhalten. Für all diejenigen, die ihre Küchenzeile so unauffällig wie möglich in den Wohnraum integrieren möchten, haben Produktdesigner Dampfabzugssysteme erdacht, die bündig in das Kochfeld integriert sind. Der Koch- und Bratdunst wird hier dann direkt am Kochtopf abgesaugt und unterhalb der Arbeitsplatte abgeführt. Diese Innovation ermöglicht ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten, da Oberschränke, in denen bisher die Technik versteckt war, komplett entfallen können.

Bei Nichtgebrauch wandert das Gerät in die Schublade

Geruchsarm: eine im Kochfeld integrierte Dunstabzugshaube. BORA PURE
Geruchsarm: eine im Kochfeld integrierte Dunstabzugshaube. BORA PURE
Sehr innovativ ist die Dunstabzugshaube „to go“. Der Prototyp des jungen Produktdesigners Maxime Augay wurde auf der „Living Kitchen“ als zukunftsweisender Entwurf vorgestellt. Der kleine Dunstabzug wird neben der Pfanne oder dem Kochtopf platziert und saugt den Dampf ab. Bei Nichtgebrauch wandert er einfach in eine Schublade. Ideal für kleine Apartments.

Ein wichtiges Gestaltungsmerkmal sind natürlich die Oberflächen. Sie unterscheiden sich kaum noch von den Materialien, die im Möbelbau verwendet werden. Selbst Arbeitsplatten mit kaum sichtbar integrierter Kochstelle sehen aus wie elegante Ablagen für Sideboards. Neue Kochflächen haben keine definierten Kochplatten mehr. Die Kochfläche erkennt automatisch Material und Durchmesser des Kochtopfes oder der Pfanne, sodass die Fläche bei entsprechend dunkler Arbeitsfläche nicht sichtbar ist.

Ebenfalls eine Folge der derzeitigen Architektursprache: Durch den vermehrten Einbau von bodentiefen Fenster entfällt die klassische Fensterbank für Zimmerpflanzen oder Kräuter. Hersteller reagieren auf diese Entwicklung mit der Planung von Paneelsystemen, in die Blumentöpfe zum Anbau von frischen Kräutern eingehängt werden.

Schick: zwei Kräutergärten in beleuchteten Paneelen. FOTO: SCHÜLLER MÖBELWERKE
Schick: zwei Kräutergärten in beleuchteten Paneelen. FOTO: SCHÜLLER MÖBELWERKE
Rückbesinnung auf gesunde Ernährung bedeutet allerdings nicht technischen Stillstand. „Der Backofen, der über eine App automatisch die Höhe der Temperatur wie auch die Garzeit für ein bestimmtes Gericht berechnet und einstellt, wird in nicht zu langer Zukunft Standard sein“, prophezeit Michael Kramp, Geschäftsführer von Ellerbrock Küchen mit Sitz in Duvenstedt und im Hamburger Stilwerk. Vernetzte Küche ist das Schlagwort der Zukunft. Gemeint ist der smarte Elektroherd bis hin zu cleveren Vorratslösungen, die die Frische des Gemüses messen, damit weniger Lebensmittel im Müll landen.

Das Thema Nachhaltigkeit steht dabei seit Jahren ganz oben auf der Liste der Hersteller und zunehmend auch bei Bauherren. „Vor allem technisch ausgeklügelte Lösungen tragen substanziell zum Thema Nachhaltigkeit bei“, sagt Michael Kramp. So wurde beispielsweise auf der Messe eine Armatur vorgestellt, die kochendes Wasser produziert, Wasser filtert sowie gekühltes Wasser mit Kohlensäure anreichert. „Diese Erfindung ist ein großer Beitrag zur Nachhaltigkeit. Die Autofahrt zum Getränkehändler entfällt, weniger PET-Flaschen und Getränkekisten müssen produziert werden, und es wird exakt so viel kochendes Wasser produziert, wie benötigt wird. Dies alles mit dem wunderbaren Nebeneffekt großer Arbeitserleichterung“, schwärmt der Küchenexperte.

Praktisch: eine Armatur, die Wasser auch mit Kohlensäure versetzt. QUOOKER
Praktisch: eine Armatur, die Wasser auch mit Kohlensäure versetzt. QUOOKER
Eine immer größere Rolle spielen auch Esstische – sie sind das Bindeglied zwischen Wohnraum und Küche. Hier wird Essen angerichtet, werden Hausaufgaben gemacht, wird gespielt und gearbeitet. Und weil das Kochen nicht nur der Nahrungsaufnahme dient, sondern auch Familie und Freunde um den Tisch vereint, sollten sie unkompliziert verlängert werden können. Intelligente Technik lässt Tischverlängerungen im Handumdrehen aus dem Korpus schweben – ohne jeden Kraftaufwand. „Das Leben am Esstisch hat sich im vergangenen Jahrzehnt extrem verändert“, sagt Frank A. Reinhardt, der als Trendforscher um die Welt reist und neueste Entwicklungen in der Gesellschaft aufspürt. „Wechselte man früher nach dem Essen mit Freunden ins Wohnzimmer, bleiben heutzutage die Gäste den gesamten Abend am Tisch sitzen.“

Dementsprechend gesellen sich zum Tisch Stuhlsessel, vielfach mit Armlehnen und weicher Polsterung. So bleibt man gern am Küchentisch sitzen.

Trend zu „grünen“ Möbeln

Der vegetarischvegane Lifestyle und seine Auswirkungen auf neue Wohnwelten

Die Frage, ob Möbel und Textilien schadstoffbelastet sind, gewinnt bei immer mehr Kunden an Bedeutung und wird zunehmend auch kaufentscheidend, wie der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) mitteilt.

Das hat nicht nur zur Folge, dass die Möbelbranche verstärkt Produkte auf gesundheitsrelevante Schadstoffkonzentrationen oder Gerüche hin überprüfen lässt. Laut VDM kommt es dadurch auch zu einer „Design-Evolution“, weil vegane Möbel und „grüne Produkte“ immer mehr ein Thema spielen. Der vegetarisch-vegane Lifestyle erstreckt sich damit immer mehr auf Mode, Möbel oder Wohnaccessoires.

Auch die Bilder von verschmutzten Weltmeeren zeigen Wirkung: Längst werben Möbelhersteller damit, dass Möbel aus PEFC- oder FSC-zertifiziertem Holz sowie aus nachhaltigen Materialien gefertigt oder recycelt sind. Außerdem kommen ökologische Leime und Lacke zum Einsatz. Neo-Ökologie ist damit ein weiterer Megatrend.

Über allem schwebt dabei laut Verband das Bild vom „digitalen Neandertaler“, der sich in seinen vier Wänden gern mit natürlichen Materialien umgibt, dort Entspannung sucht und mit dem Tablet oder Smartphone in der Hand die Dinge im Blick behält. (be)

Eine Chance für das Möbelhaus

Räume & Träume

Anette Bethune 

Und, wie halten Sie es? Lassen Sie sich vom Möbelhandel inspirieren – oder klicken Sie sich lieber durchs Internet und legen dort das eine oder andere schöne Stück in den Warenkorb? Die Zahlen lassen keinen Zweifel: Schon jetzt entfallen 14 Prozent hierzulande auf den Onlinehandel beim Gesamtumsatz. Jeder Dritte hat schon einmal ein Einrichtungsstück im Internet gekauft, wie eine Studie von TNS im Auftrag des Handelsriesen Otto zeigt. Prognosen zufolge werden allein im laufenden Jahr online rund 6,6 Milliarden Euro für Einrichtungsgegenstände, Haushaltswaren und elektronische Haushaltsgeräte ausgegeben – bis 2022 soll das Volumen auf über neun Milliarden Euro steigen. Andererseits gibt es auch eine Studie, in der Bundesbürger Ende 2018 gefragt wurden, wo nach ihrer Ansicht der Schuh beim Möbelkauf drückt. Die Antwort: Viele fühlen sich mit bestehenden Onlinekonfiguratoren überfordert. Und bedauernd wird festgestellt, dass auf der Fläche die Beratung häufig hinter den Erwartungen zurückbleibt. Wenn das nicht eine Chance für den stationären Handel ist!


Wir haben, was Sie suchen.
Weitere Artikel