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Im Garten wird’s nachhaltig

Auch Möbel-Klassiker gibt es bereits als wetterfeste Outdoor-Varianten. Hersteller und Kunden achten mehr auf unbedenkliche Produktion

Möbel aus dickem, witterungsbeständigem Fichtenholz bietet die Firma Wittekind an. Dafür wird ausgemustertes Material vom Bau verwendet. FOTO: PR
Möbel aus dickem, witterungsbeständigem Fichtenholz bietet die Firma Wittekind an. Dafür wird ausgemustertes Material vom Bau verwendet. FOTO: PR
Hedda Möller 

Draußen ist das neue Drinnen: Der anhaltende Trend zum „Outdoor living“ hat während der vergangenen Jahre eine neue Generation von Gartenmöbeln und Accessoires hervorgebracht, die sich an der Möblierung traditioneller Wohn- und Esszimmer orientieren. Elegante, dabei wetterfeste und pflegeleichte Sitzgruppen, Daybeds, Esstische mit passender Bestuhlung finden sich vor allem in größeren Gärten oder auf geräumigen Terrassen – stilvoll umrahmt von regenfesten Teppichen, per App dimmbaren Lampen, beschützt vom Sonnenschirm mit eingebautem UV-Filter. Und auch kleine Balkone lassen sich mit multifunktionalen Möbeln und Accessoires in ein zweites Wohnzimmer verwandeln.

Dass der Outdoormarkt boomt, zeigen die Zahlen. Laut Institut für Handelsforschung (IfH) in Köln stiegen die Umsätze im Bereich der Garten- und Balkonmöbel 2018 auf 1,27 Milliarden Euro, was einem Plus von gut vier Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dank des Ausnahmesommers 2018 freuten sich vor allem Hersteller von Gartenschirmen über Rekordumsätze. Vom Trend zum Freiluftwohnzimmer wollen nun auch Hersteller profitieren, die das Outdoor-Segment bislang nur verhalten oder gar nicht bedient haben. Bestes Beispiel ist das Traditionsunternehmen Thonet, das viele seiner Klassiker, darunter Stühle von Ludwig Mies van der Rohe, Mart Stam oder den Loungesessel von Marcel Breuer, als wetterfeste Outdoorvariante vermarktet. Das dänische Unternehmen Hay brachte im vergangenen Jahr seine erste Freiluft-Kollektion der Firmengeschichte auf den Markt.

Da Outdoormöbel und Accessoires manchmal härtesten Witterungsbedingungen standhalten müssen, gewinnen eine nachhaltige Produktion und aktiver Umweltschutz an Bedeutung – und zwar bei Herstellern und Kunden. Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Kontext: die Möbel sollten möglichst langlebig und ressourcenschonend produziert sein; die Materialien ökologisch unbedenklich oder recycelfähig. Da Holz, Rattan, Metall und Glas per se recycelfähige Rohstoffe sind, erfüllen diese Materialien schon mal ein wichtiges Kriterium, sagt Ursula Geismann, Sprecherin vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM).

"Das Material darf nur aus einer Kunststoffsorte bestehen"

Ursula Geismann, Verband der Deutschen Möbelindustrie

Bei Gartenmöbeln aus Holz allerdings ist es schwieriger: Wegen der bedrohten Bestände und der fatalen Auswirkungen auf das Weltklima durch unkontrollierte Abholzung des Regenwaldes warnen Umweltverbände seit vielen Jahren vor dem Kauf von Teakholz-Möbeln. Um Verbraucher zu beschwichtigen, prangen oft verschiedene Öko-Siegel wie „Plantageteak“ oder ähnliche Bezeichnungen auf den Tischen und Bänken, die allerdings keiner Überprüfung standhalten. Einzig das FSC-Siegel, vergeben von der Wald- und Umweltschutzorganisation Forest Stewardship Council, galt bisher als unangreifbar. Doch auch hier mehren sich kritische Stimmen. Der FSC versage beim Schutz natürlicher Wälder, ließ Greenpeace im März 2018 verkünden.

Bei dieser bunten Kollektion der Firma Ames kehrt ein Hauch von Karibik im heimischen Garten ein. ANDRES VALBUENA
Bei dieser bunten Kollektion der Firma Ames kehrt ein Hauch von Karibik im heimischen Garten ein. ANDRES VALBUENA
Aufgrund vorbildlicher, weil nachhaltiger Forstwirtschaft in deutschen Wäldern raten Umweltschützer daher, auf Möbel heimischer Hölzer zurückzugreifen. Denn selbst Fichtenholz ist wetterresistent, sofern es einen gewissen Durchmesser aufweist. „Dann ist Holz in der Lage, sich durch Bildung einer Patina selbst gegen Witterungseinflüsse zu schützen“, erklärt Wittekind- Geschäftsführer Thorsten Keller. Er hat daraus zusammen mit zwei Partnern ein Upcyling-Geschäftsmodell entwickelt: Er bietet Loungemöbel aus verwittertem Fichtenholz an; ausgemusterte Holzelemente der Baubranche kommen dafür zum Einsatz. Eine im doppelten Sinne nachhaltige, umwelt- und ressourcenschonende Produktion also. In einer Behindertenwerkstatt in Kirchlengern werden die Bretter „liebevoll von Hand vorbereitet“, wie der Geschäftsmann aus Löhne betont – also auch in sozialökonomischer Hinsicht ein nachhaltiges Konzept.

Neuinterpretation des Schalensessels: Stuhl Aiir gibt sich luftig. FOTO: DEDON
Neuinterpretation des Schalensessels: Stuhl Aiir gibt sich luftig. FOTO: DEDON
Den Einsatz von Kunstfasern im Outdoorbereich als „nachhaltig“ zu rechtfertigen erfordert da schon bessere Argumente. Um hier als ökologisch einigermaßen unbedenklich durchzugehen, muss das Material laut Ursula Geismann „sortenrein“ sein, darf also nur aus einer Kunststoffsorte bestehen. „Nur dann ist es recyclingfähig und kann wieder zu Granulat verarbeitet werden, aus dem neue Kunststoffprodukte hergestellt werden können.“

Hier reklamiert Dedon eine Vorreiterrolle für sich. Die Möbel bestehen aus sortenreinem Polyethylen, sind handwerklich gut verarbeitet, gleichzeitig wetterresistent und widerstandsfähig gegen UV-Strahlung. Beste Voraussetzungen also für eine lange Lebensdauer. Diese Anforderungen gelten im Prinzip auch für alle weiteren textilen Kunststoffkomponenten der Outdoorwohnzimmer, darunter Teppiche, Kissenfüllungen, Bezugsstoffe oder Bespannungen der Sonnenschirme. Sie bestehen, je nach Hersteller, aus Polyacryl, Polyester, Acryl oder Dralon. Die Stoffe werden beworben als lichtecht und sind oft noch beschichtet mit Polytetrafluorethylen. Besser bekannt als Teflon – Wasser perlt ab, was gern als „Lotus-Effekt“ gepriesen. wird.

Ab sofort auch als Outdoormöbel zu haben: Freischwinger S 40, schon 1935 von Mart Stam entworfen. FOTO: THONET
Ab sofort auch als Outdoormöbel zu haben: Freischwinger S 40, schon 1935 von Mart Stam entworfen. FOTO: THONET
Die Füllungen bestehen häufig aus wasserdurchlässigem, schnell trocknendem und mikrobenresistentem Schaum. Auch hierzu gibt es nachhaltige Alternativen. So wird der „Bicicleta“-Teppich der Manufaktur Nanimarquina aus gebrauchten Fahrradschläuchen geknüpft, und die Firma Ruckstuhl nutzt Koskosfasern für ihre Outdoorteppiche. Modische Akzente setzen Kissen, Accessoires und Sonnenschirme in Rot, Pink, Azurblau oder Grasgrün, wie Trendexperte Frank A. Reinhardt verrät. Frühling und Sommer können gern kommen.

Möbel aus Holz trotzen Feuchtigkeit und Nässe im Bad

Schützende Behandlung mit natürlichen Lacken, Ölen oder Wachsen ist aber notwendig

Nicht nur im Wohnzimmer, sondern auch in Flur und Bad sorgen Möbel aus massivem Holz für eine wohnliche und behagliche Atmosphäre. Allerdings herrschen bisweilen Temperatur- und Feuchteschwankungen in diesen Räumen, die den Möbeln zusetzen können.

Damit Massivholzmöbel perfekt geschützt werden, sind die Oberflächen mit einem umweltverträglichen Wasserlack veredelt. So erhalten sie eine schöne Haptik sowie Optik und trotzen hoher Luftfeuchtigkeit: „Die besonderen Oberflächenbeschichtungen machen Möbel aus Naturholz gerade in Räumen mit hoher Feuchtigkeit zum idealen Einrichtungsgegenstand und sorgen gleichzeitig für eine Wohlfühlatmosphäre“, sagt Peter Grünwald, Geschäftsführer der Firma Voglauer und Mitglied der Initiative Pro Massivholz (IPM). Trotzdem empfiehlt auch er, das Bad regelmäßig zu lüften und richtig zu beheizen. „Dann vertragen die Möbel dauerhaft erhöhte Luftfeuchtigkeit, Wasserdampf und Spritzwasser.“ Voraussetzung sei außerdem eine schützende Behandlung mit natürlichen Lacken, Ölen oder Wachsen.

Längst wird das Bad von vielen nicht mehr nur als einfache Nasszelle zum Waschen verstanden, sondern als Ort der Entspannung. Massivholz sorgt hier für eine wohlige Atmosphäre. „Bestes Beispiel für Holz in Kombination mit hoher Feuchtigkeit ist die finnische Dampfsauna, meist aus Fichtenholz gefertigt. Aber auch Eiche, Nussbaum und andere heimische Holzarten können zum Einsatz kommen“, sagt Grünwald. (HA)

Die Deutschen hängen stärker an Einrichtung als die Amerikaner

Die Idee, eine Wohnung mitsamt ihrem Inventar zu verkaufen, wie man es in den USA macht, wäre in Deutschland undenkbar. Hier werden Möbel beim Umzug mitgenommen oder sogar vererbt. Laut einer aktuellen Wohnstudie, durchgeführt vom Institut für Demoskopie Allensbach, sind 68 Prozent der Deutschen mit ihrer Einrichtung zufrieden, teilt der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) mit.

Es gilt das Motto: „Unser Zuhause ist nicht, wo wir leben, sondern, wie wir leben, um uns wohlzufühlen.“ Auffällig ist die neue Liebe zum Garten. Dort kann man entspannen, wobei dieser Ort auch als sozialer und kommunikativer Treffpunkt gesehen wird. Darüber hinaus finden immer mehr Menschen daran Gefallen, Obst, Gemüse und Kräuter möglichst biologisch anzubauen. (HA)


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