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Wie kommt der Weihnachtsmann in die Geschichte von der Geburt Jesus Christus?

Dieses weltweit bekannte Aussehen des Weihnachtsmanns verdanken wir einer Werbekampagne von Coca-Cola Fotos: pixabay

Geschenke gab es schon in der biblischen Weihnachtsgeschichte. Doch es war nicht der Weihnachtsmann, der sie dem Christkind an die Krippe im Stall von Bethlehem brachte. Da waren es die drei Weisen aus dem Morgenland – die drei heiligen Könige –, die Gottessohn mit Gold, Weihrauch und Myhre beschenkten. Wenn der Gabenbringer mit weißem Bart und rotem Mantel aber gar nicht zur Ursprungsgeschichte von der Geburt Christi gehört, wie ist er dann in die Weihnachtstradition hineingekommen?

Woher kommt eigentlich der Weihnachtsmann? Nicht aus Island, nicht aus Grönland, nicht drauß' vom Walde her – der Weihnachtsmann kommt aus der Türkei. Denn das historische Vorbild für die Gestalt war der heilige Nikolaus, der Bischof von Myra an der Mittelmeerküste, der am 6. Dezember 343 starb. Um ihn ranken sich viele Legenden. So half er einem armen Mann, der in seiner Not seine drei Töchter verkaufen wollte: Nachts schlich er zum Haus der Familie und warf einen Beutel mit Geld zum Schornstein hinein – daher stammt der Brauch des Beschenkens. Entschärfte Versionen verschweigen, dass der arme Mann seine Töchter in die Prostitution schicken wollte.

Luther brachte den Nikolaus um den Job

Es ist ein sehr alter Brauch in der Adventszeit: Am 6. Dezember bringt der Nikolaus Geschenke für die Kinder, das war schon zu Martin Luthers Zeiten so. Doch diese prominente und beliebte Rolle, die man dem Heiligen Bischof von Myra zugeschrieben hatte, war dem Reformator ein Dorn im Auge. Er lehnte die Heiligenverehrung ab – und brachte den Nikolaus um seinen Job.

Blondgelockt, engelhaft, im weißen Kleid und mit Heiligenschein abgebildet, schleicht sich das Christkind unbemerkt in die Wohnzimmer, versteckt Geschenke unter dem Weihnachtsbaum und erlangt seinen festen Platz in Kinderherzen. Das war nicht immer so und ist heute längst nicht mehr überall der Fall. Das Christkind hat eine wechselhafte Geschichte. Martin Luther soll die engelhafte Figur als protestantischen Gegenentwurf zum Heiligen Nikolaus erfunden haben, weil er die Heiligenverehrung der Katholiken abschaffen, zugleich aber nicht auf den Brauch des Schenkens verzichten wollte.

Auch für Martin Luther soll Nikolaus zunächst der anerkannte Gabenspender der Kinder gewesen, der noch im dritten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts in seinem Hause bescherte, stellte die Volkskundlerin Erika Kohler fest. Eine Hausrechnung von den Eheleuten Luther belegt eine Ausgabe für „Niclasgeschenke“.

Die Reformation verdrängte den Nikolaus

Erika Kohler stellte in ihrer Untersuchung über „Martin Luther und der Festbauch" fest, dass Luther seit 1531 in seiner Familie im Namen des „Heiligen Christ" bescherte. Mit seiner ablehnenden Haltung zur Heiligenverehrung soll er den Heiligen Nikolaus als Gabenbringer verdrängt haben. Je weiter sich die Reformation ausbreitete, umso mehr wurde St. Nikolaus durch das Christkind ersetzt. Evangelische Geistliche gingen lange Zeit gegen den Nikolausbrauch vor.

Für die Volkskunde schlug Ingeborg Weber-Kellermann 1978 eine regionale Trennung vor: Während das Christkind eher in West- und Süddeutschland, dem südlichen Thüringen und in Sachsen als Gabenbringer angesehen wurde, war in den meisten Teilen Mittel- und Norddeutschlands, aber auch in einigen ostdeutschen Landstrichen, der Weihnachtsmann für die Vergabe der Geschenke zuständig. „Das Christkind hat einen starken Form- und Funktionswandel durchgemacht“, sagt der Regensburger Volkskundler Gunther Hirschfelder. Im protestantischen Weihnachtsbrauch spielte das Christkind eine immer geringere Rolle und wurde vom säkularisierten Weihnachtsmann verdrängt.

Der Coca-Cola-Konzern griff 1931 mit seiner Darstellung des Alten mit Rauschebart in dem rot-weißen Kostüm auf eine Zeichnung des US-Grafikers Thomas Nast in der Zeitschrift „Harper's Weekly“ in der Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, um eine Werbekampagne zu Weihnachten zu starten. 1931 beauftragte die Coca-Cola-Company den Zeichner Haddon Sundblom, „Santa Claus” für einen weihnachtlichen Werbefeldzug zu zeichnen. Er designte einen großväterlichen Typ mit Rauschebart, rotem Mantel und weißem Pelzkragen. Jedoch trug er die weiß-roten Markenfarben der Firma eher zufällig, denn schon in den zwanziger Jahren hatten sie sich als Farben des Weihnachtsmannes in den USA durchgesetzt. Dieses Bild verbreitete sich auf dem ganzen Globus als Inbegriff von Weihnachtsmännlichkeit. Heute sind viele Weihnachtsbräuche überkonfessionell.

Medial vorne ist der Weihnachtsmann

Der Regensburger Volkskundler Gunther Hirschfelder stellt fest, dass sich das Christkind heute nicht so gut medial vermarkten lässt wie der Weihnachtsmann. In Bezug auf Schenken und Kaufen sei das Christkind medial nicht gut darstellbar, sagt Hirschfelder. In der Sprache der Medien- und Werbeindustrie sei das Christkind eine junge Figur, zwischen 14 und 16 Jahre alt, leicht bekleidet und androgyn bis weiblich. Durch unsere permanente Sexualisierung von Bildern und Inhalten sei das mädchenhafte Christkind anzüglich geworden. Und Weihnachten sei immer winterlicher geworden. „Das Christkind können Sie aber nicht winterlich machen, weil es immer leicht bekleidet ist und sich von der Formensprache vom Engel ableitet. Ein Engel mit Wintermantel geht nicht.“ In der Werbeindustrie sei der Engel mittlerweile durch einen durch die Luft fliegenden Rentierschlitten ersetzt worden.

Ist der Weihnachtsmann katholisch oder evangelisch? Er schwankt: Eine volkskundliche Befragung von 1932 zeigte, dass er in evangelischen Familien Nord- und Ostdeutschlands das Christkind mehrheitlich abgelöst hatte. Dieses hatte jedoch bei den katholischen Familien im Süden und Westen Asyl gefunden – als Ergänzung zum Nikolaus, der weiterhin am 6. Dezember kam. Heute unterscheiden sich die Konfessionen bei der Frage „Weihnachtsmann oder Christkind?" kaum noch.

Der Weihnachtsmann ist eine Symbolfigur weihnachtlichen Schenkens, die in der Welt besonders in evangelisch geprägten Regionen gern gesehen und bei den Menschen populär ist. kuk

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