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Einrichten & Wohnen

So wird ein Zimmer zum Lebensraum

Wand einreißen oder nur Vase umstellen? Hamburger Innenarchitekten erklären, wie sie Räume wohnlicher machen

Entwurf und Realisierung: Viele Räume haben ungenutzte Potenziale. Foto: Marc_Osborne / Getty images/istockphoto  
Entwurf und Realisierung: Viele Räume haben ungenutzte Potenziale. Foto: Marc_Osborne / Getty images/istockphoto  
Hedda Möller

Ob ein Haus, eine Wohnung oder ein einzelner Raum: Mit einem durchdachten Einrichtungskonzept lässt sich das Potenzial jeder Umgebung optimal ausschöpfen und auf die persönlichen Bedürfnisse zuschneiden. Das Hamburger Abendblatt hat bei führenden Innenarchitekten der Stadt nachgefragt – und Anregungen für die Neugestaltung der eigenen sechs Wände (inklusive Boden und Decke) zusammengetragen.

Uwe Gärtner

„Die zentralen Fragen sind: Welchen Stil will ich als Bewohner eigentlich leben? Gefällt er mir auch noch in vier Jahren? Und wie verändert sich mein Leben innerhalb der vier Jahre – habe ich da vielleicht Kinder? Wir schauen uns das Haus oder die Wohnung von innen und außen an, denn das Innenleben sollte auch mit dem Äußeren korrespondieren. Manchmal greifen wir dadurch auch in die Außengestaltung ein. In erster Linie entwickeln wir mit dem Kunden ein individuelles Nutzungskonzept des Gesamtobjektes. In einem Altbau einen Loftlook umzusetzen, ist nicht immer eine gute Idee. Hier finden wir in der Regel den Kompromiss mit einem modernen Landhausstil, weil der besser zum Baustil passt und das Wohngefühl verbessert. Je nach Lebensstil und Persönlichkeitsstruktur kann der Fokus auf der Küche oder auf einer gemütlichen Leseecke liegen.
  
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Und das bestimmt am Ende auch, ob eine Wand wegkommt oder Trennwände neu geschaffen werden. Bei der Gestaltung der einzelnen Zimmer sollte man sich immer fragen: Was braucht dieser Raum? Wenn seine Bedürfnisse erfüllt sind, fühlen sich auch die Bewohner wohl. So kann eine Vase an der richtigen Stelle schon mal einem Schrank die optische Wucht nehmen oder einem großen Fenster die Leere. Wichtig ist, keine optische Konkurrenz zwischen den Dekoelementen aufkommen zu lassen.“

www.uwegaertner.de
  
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Renée Charlotte Melms

„Wer meint, die Einrichtung verändern zu müssen, um sich wohlzufühlen, sollte seinen Plan möglichst umgehend in die Tat umsetzen, bevor der Impuls wieder verfliegt. Um seinen Bedürfnissen auf die Spur zu kommen, empfehlen sich natürlich Moodboards. Ich rate dazu, zunächst nach dem Ausschlusskriterium vorzugehen und zu benennen, welche Farben oder Einrichtungsstile überhaupt nicht infrage kommen. So lassen sich die wirklichen Vorlieben nach und nach einkreisen. Ich helfe oft nach, indem ich meinen Kunden Ambiente-Bilder aus verschiedenen Magazinen und Büchern vorlege. Diese Inspirationsquellen stehen jedem offen – also vor dem Möbelkauf oder Tapetenauswahl möglichst viele Ideen für Materialien, Farben und Möbel sammeln und vorsortieren. Farben sollten immer mit großer Vorsicht ausgesucht werden, da sie in der Fläche noch einmal ganz an Gedanders wirken als im Farbeimer. Ich habe viele Kunden, die ihre Decke als Gestaltungsfläche entdecken und mich mit Malereien beauftragen. Das ist natürlich sehr prägend für den Raum. Ein solches Kunstwerk kommt vor allem für hohe Altbauten mit Stuckelementen zur Wirkung und erfordert ein besonderes Feingefühl bei der Einrichtung.“

RCM Interiordesign, Hofweg 6, 22085 Hamburg
  
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Katrin Täubig

„Die Wände sollten farblich zwingend auf den Boden oder dessen Belag abgestimmt sein. Bei einem Dielenboden sollte ein Schuss von seinem Farbton dem Weiß der Wände zugegeben werden. So ist sichergestellt, dass beide Flächen harmonieren.

Das Gleiche gilt für farbige Wände: Hat der Boden den warmen Farbton von Buchenholz, sollten die Wände ebenfalls in einem warmen Ton wie Beige, Sand, Creme oder eventuell auch Terrakotta gestrichen sein. Das gilt ebenso für große Teppiche, mit dem man Räume toll gliedern und in einzelne Bereiche strukturieren kann. Er sollte in seinem Muster die Wandfarbe beinhalten – das ist das ganze Geheimnis. Die bunte Tapete lässt sich übrigens auch mit einem bunten Teppich kombinieren, dabei ist aber etwas Fingerspitzengefühl gefragt.

Auch ein großer Teppich, mit dem man Innenräume in einzelne Bereiche strukturieren kann, sollte die Wandfarbe beinhalten. Sehr hilfreich ist es, in diesem Fall ein Moodboard zu gestalten. Auf diese Weise sieht man recht schnell, ob die Farben gut zueinanderpassen und die gewünschte Raumatmosphäre unterstreichen.

www.healinghomedesign.de
 
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Andras Koos

„Erst das orchestrierte Zusammenspiel aller Objekte macht die Wirkung eines Raumes aus. Hier spielt neben einem zeitlosen Design vor allem die Materialqualität der Möbel, Accessoires und der Textilen Elemente wie Teppichböden oder Vorhänge eine zentrale Rolle. Sie wird von den Menschen auf tieferer Ebene wahrgenommen und bestimmt wesentlich das Wohn- und Wohlgefühl. Die Basis sollten daher handwerklich perfekt verarbeitete Möbel aus Naturmaterialien sein, dazu passen am besten singuläre Produkt-Ikonen, die Vintage, Klassisch oder Avantgarde sein können. Guter Geschmack ist hier nicht immer eine Frage des Budgets, sondern der Einstellung und der eigenen Kreativität. Auch aufgearbeitete Flohmarktfunde können eine hohe Wertigkeit ausstrahlen.

Aktuell sind dunkle Farben und Buntmetalle wie Messing, Kupfer und Bronze angesagt. Auch Kunstwerke, also Bilder, Objekte oder Fotos, spielen bei der Einrichtung des Wohnraums eine zentrale Rolle. Das Kuratieren, ihre sorgfältige, bewusste Auswahl und Hängung gehört für mich zum Interiordesign dazu. Kunst als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit prägt die eklektische Mixtur des Raumes auf der höchstmöglichen individuellen Ebene.“

www.koos-interior-design.de
  
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Cornelia Löw

„Bei der ganzheitlichen Gestaltung eines Raumes sollen nicht nur ästhetische, sondern auch diverse praktische oder pragmatische Aspekte bedacht werden. Wichtig ist es, ohne Vorbehalte an eine Neugestaltung zu gehen, sprich: keine Angst zu haben vor räumlicher Veränderung, neuen Mustern und Farben.

Die für mich entscheidenden Fragen sind: Was habe ich? Was soll bleiben? Wovon möchte ich mich trennen? Was genau soll verändert werden? Hier sollte man sich in Ruhe hinsetzen und seine Gedanken und Wünsche aufschreiben. Oft können vorhandene Stücke durch aufarbeiten, einen neuen Anstrich oder Bezugsstoff neu belebt und inszeniert werden.“

www.cornelia-loew.com
  

Das Moodboard

Interiordesigner arbeiten in der Regel mit einem sogenannten Moodboard. Hierbei werden alle Gestaltungselemente des Raumes lose auf einem großen Kartonbogen versammelt. Indem Muster von Bodenbelag, Wandfarbe, Tapete, Teppich, Möbeln und Textilien in einen Kontext gebracht werden, lässt sich schnell abschätzen, ob und wie die einzelnen Elemente miteinander harmonieren – sowohl farblich als auch haptisch. So lassen sich Elemente, die in der Gesamtschau nicht überzeugen, durch Alternativen ersetzen, bis die perfekte Lösung gefunden ist. Moodboards werden auch in anderen Bereichen eingesetzt – unter anderem in der Filmbranche, zur Erstellung einzelner Szenenbilder. Kurse für die Erstellung eines Moodboards bietet zum Beispiel Katrin Täubig an, Infos sind auf ihrer Webseite zu finden: www.healinghomedesign.de

Holzboden pflegen: Dellen und matte Stellen entfernen

Dellen im Parkett kann man mit einem Bügeleisen entfernen – wenn sie nicht zu tief sind. Dafür einfach ein feuchtes Tuch zwischen Holz und Bügeleisen legen und die Stellen behandeln. Durch die Feuchtigkeit quellen die Holzfasern auf, erklärt die DIY Academy in Köln. Im Anschluss entzieht die Wärme den aufgerichteten Fasern wieder die Feuchtigkeit. Den Vorgang kann man so oft wiederholen, bis die Dellen verschwunden sind. Der Trick funktioniert auch bei Holzmöbeln. Sind einzelne Stellen im Parkett stumpf, kann man sie mit einem Mikrofasertuch bearbeiten. Wer vorher dort etwas Zahnpasta ohne Wasser verreibt, verstärkt den Effekt. Bevor die Cremereste eintrocknen, sollte man sie mit einem Tuch wegwischen. Zeigt dies noch keine Wirkung, kann man ein Schleifpapier mit 1000er-Körnung einsetzen, um matte Stellen zu polieren. Im Anschluss einen passenden Klarlack auftragen. dpa

Möbel: Lederarten brauchen verschiedene Pflegemittel

Glattleder ist nicht gleich Glattleder. Bei der Reinigung von Polstermöbeln mit diesem Material sollte man bei bestimmten Lederarten auf eine spezielle Pflege achten, erklärt die deutsche Gütegemeinschaft Möbel. So seien zum Beispiel für hochwertige naturbelassene Anilinleder fetthaltigere Komponenten im Pflegemittel gut. Außerdem seien Imprägnierung und Lichtschutz wichtig. Ist das Glattleder hingegen pigmentiert, braucht es mehr Feuchtigkeit und weniger Rückfettende Inhaltsstoffe in den Pflegemitteln. Bevor man die Ledermöbel pflegt, sollten sie gereinigt werden, damit sind die Poren frei und in der Lage, die Pflegekomponenten aufzunehmen. Die Gütegemeinschaft Möbel rät, dies alle sechs Monate zu wiederholen – am besten einmal vor und einmal nach der Heizsaison. Dann trockne die Oberfläche nicht aus. dpa

So werden Pinsel nach dem Streichen richtig gereinigt

Das reinigen von Pinseln ist oft gar nicht so einfach – und das Trocknen dauert recht lange. Es gibt aber Hilfsmittel, die diese Arbeit beschleunigen und vereinfachen. Etwa ein Pinselkamm: Man streicht mit ihm vorher die überschüssige Farbe aus dem Pinsel und fängt sie für das nächste Arbeiten auf, erklärt Gereon Bründt, Redakteur der Zeitschrift „Selbst ist der Mann“. Kerstin Weiser, Expertin der DIY Academy in Köln, hat einen anderen Rat: „Den Pinsel auf einer Pappe oder einem anderen saugenden Untergrund ausstreichen. Danach nicht auf die feuchten Borsten stellen, sie verformen sich.“ Stattdessen kann man einen langen Nagel durch das Griffloch schieben, diesen auf dem Rand eines leeren Glases platzieren, sodass der Pinsel frei darin hängt. Werden die Pinsel am nächsten Tag wieder verwendet, reicht es, sie luftdicht zu verpacken. dpa

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